Hallo liebe Leser,
zum Wochenabschluss noch ein paar wichtige Worte zum anstehenden Referendum in Italien.
Italien und die Eurozone
Im Vorfeld des am Sonntag stattfindenden Verfassungsreferendums in Italien wird wieder einmal über den Verbleib des Landes in der Eurozone spekuliert.
Bereits im Sommer haben Veröffentlichungen zu "faulen" Krediten in den Händen italienischer Banken das Thema Bankenrettung kurzzeitig in den Blick der Öffentlichkeit gerückt.
Gelegenheit für uns, einen genaueren Blick auf die italienische Volkswirtschaft zu werfen.
Italien ist gemessen an der Einwohnerzahl das drittgrößte Land der Eurozone. Italien ist gemessen am BIP auch die drittgrößte Volkswirtschaft, im Pro-Einwohner-Kaufkraft-Vergleich liegt es hinter Österreich an 9. Stelle.
Die Wachstumsraten sinken seit dem 4. Quartal 2015 und waren vorher auch nur gering. Hinsichtlich der Privatverschuldung steht Italien besser da als Deutschland. Die öffentliche Verschuldung liegt im Vergleich zum BIP sehr hoch, aber das eigentliche Problem liegt in der Auslastung der Produktionskapazitäten. Diese liegt noch unter dem Wert von 2008 bei sinkender Dynamik in den letzten Monaten.
Seit 2012 erwirtschaftet Italien wieder einen Exportüberschuss. Der Handel mit EU- und anderen europäischen Staaten macht fast zwei Drittel des Im- und Exports aus.
Maschinenbau-, chemische Produkte (insbesondere Medikamente und Schönheitsprodukte), Eisenwaren, Automobilprodukte und Textilien:
Um die Hälfte der Ausfuhren abzudecken kommt man bereits auf eine breite Produktpalette. Ähnlich sieht es im Import aus: Mineralölprodukte, Elektronik, chemische Produkte, Metalle decken etwas mehr als die Hälfte der Einfuhren ab.
Ein Austritt Italiens aus der Eurozone erscheint unter dem Strich als kontraproduktiv. Kurzfristig könnte durch eine gegenüber dem Euro stark abgewertete, eigene Währung ein gewisser Vorteil erzielt werden.
Aber schon relativ schnell dürften sich die Schwierigkeiten zeigen, unter diesen Umständen verkraftbare Refinanzierungskredite zu erhalten. Italien steht damit wie alle Staaten der Eurozone vor der Herausforderung die wirtschaftliche Spannung besser innerhalb der Eurozone zu lösen als außerhalb.
Die strukturellen Probleme der italienischen Wirtschaft werden sich nicht durch die Wiedereinführung einer eigenen Währung auflösen. Und aufgrund der engen Verflechtung mit den EU-Staaten dürfte auch die Hoffnung auf eine bessere Verhandlungsposition beim Thema Schuldenvereinbarung trügerisch sein. Die sollen sicherlich in Euro zurückgezahlt werden.
Ich wünsche euch allen ein erholsames Wochenende!
Euer
Peter Seidel