Der deutsche Leitindex konnte seine Erholung in der vergangenen Handelswoche fortsetzen und ein Zugewinn von über 3,5 Prozent verbuchen. Dabei profitierte der deutsche Leitindex von einer Entspannung an der politischen Front. Mit dem Amtsantritt von Theresa May in Großbritannien scheint in Sachen Brexit schneller Klarheit zu herrschen als zunächst angenommen. Zudem ist eine italienische Bankenkrise schnell aus dem Fokus der Medien und der Anleger gerückt und dem Rekordkurs der US-Indizes gewichen. Die zunehmende Wahrscheinlichkeit von Helikoptergeld in Japan stimmte die Anleger ebenfalls positiv, sodass ein geeignetes Stimmungsfundament für Kursgewinne gegeben war.
Marktsituation DAX – 18.07.2016
Auch von den Anschlägen in Nizza ließ sich der DAX nicht beeindrucken und zog weiter nach oben. Wie der Putschversuch in der Türkei aufgenommen wird, lässt sich erst am Montag sagen. Da dieser aber wieder unter Kontrolle ist, dürfte die Auswirkung auf den Aktienmarkt eher gering ausfallen.
Aus technischer Sicht steht der DAX erneut an einem Scheideweg. Mit einem Kursniveau von gut 10.100 Punkten steht bereits jetzt die übergeordnete Abwärtstrendlinie auf dem Plan. Da der DAX diese bereits zweimal kurzzeitig überwinden konnte ergibt sich eine weitere Abwärtstrendlinie, die diese temporären Ausbrüche miteinander verbindet. Der deutsche Leitindex sollte in den nächsten Tagen durchaus in diesen Bereich der Trendlinien hineinlaufen und unter Umständen auch den Widerstand bei 10.500 Punkten testen. Ein nachhaltiger bullisher Ausbruch ist allerdings erst darüber gegeben. Bis dahin besteht das Risiko eines erneuten Fehlausbruchs und einer erneuten Abwärtsbewegung. Gewinner und Verlierer der Handelswoche:
Zu den Gewinnern gehörten in dieser Woche der Banken- und der Automobilsektor. Die Deutsche Bank (DE:DBKGn) verzeichnete ein Plus von über 8 Prozent. Die Commerzbank (DE:CBKG) konnte da nicht mitziehen und verzeichnete lediglich ein Plus von knapp 1%. Bei den Automobilwerten fiel insbesondere BMW (DE:BMWG) mit einem Wochengewinn von 7,5 Prozent positiv auf. Die anderen Automobilwerte lagen zwar ebenfalls deutlich im Plus, blieben aber unterm Strich unter 5 Prozent. Dies lässt sich auf die enge Verflechtung von BMW mit Großbritannien (Rolly Royce, Mini) und die zunehmende politische Klarheit in Great Britain zurückführen.
Verlierer gab es in der letzten Handelswoche wenige. Der Bereich Konsumgüter um Beiersdorf, Henkel (DE:HNKG) und Co. ist in Tagen, an denen die Unsicherheit abnimmt, generell weniger gefragt. Fresenius aus dem Bereich Gesundheitswesen verzeichnete ebenfalls ein kleines Minus auf Wochensicht. Mit einem Wochenverlust von knapp 1 Prozent ist Beiersdorf aber das Schlusslicht der Handelswoche.
Unterstützungen und Widerstände:
Unterstützungen
10.015
9.970
9.903
9.844
9.735
Widerstände
10.111
10.320
10.470
10.525
10.875
Ausblick für den DAX:
Aus dem Tageschart ergibt sich, dass der DAX zum Wochenschluss mit kleineren Gewinnmitnahmen und der 200er-EMA (blau gestrichelt) zu kämpfen hatte. Die 200er-EMA konnte zuletzt im Oktober 2015 längerfristig überwunden werden. Danach kam es bei Notierungen über dieser wichtigen Trendlinie immer wieder zu zeitnahen Rücksetzern. Auch im Tageschart wird die Bedeutung der übergeordneten Abwärtstrendlinie (schwarz gestrichelt) ersichtlich. Zu Wochenbeginn notiert der deutsche Leitindex nur wenige Punkte unter diesem Widerstand. Ein nachhaltiger bullisher Ausbruch konnte dem DAX seit April 2014 und seinem Allzeithoch bei 12.400 Punkten nicht mehr gelingen.
Unter den beiden Verlaufshochs bei knapp 10.500 Punkten besteht auch dieses mal das Potenzial für einen Rücksetzer. Erst darüber wäre ein Ausbruch über die Trendlinie endgültig bestätigt und Anleger könnten mit nachhaltigen Kurssteigerungen planen.
Aus dem Stundenchart ergibt sich, dass der DAX zu Wochenbeginn durchaus eine Korrektur einleiten könnte, die aus technischer Sicht aber keinen nachhaltigen Schanden anrichten würde. Theoretisch wäre sogar ein Rücksetzer bis zum 76,4er-Retracement bei 9.540 Punkten möglich ohne eine bullishe Fortsetzung der Bewegung zu gefährden. Ein geeignetes Korrekturziel um sich in die Bewegung hinein zu positionieren stellt die 50er-EMA (rot gestrichelt) dar. Hier verläuft gleichzeitig das 38,2er-Retracement der aktuell laufenden Erholungsrally.
Über dem Vorwochenhoch bei 10.100 Punkten dürfte die Erholungsrally ihre Fortsetzung finden und Anleger müssten sich mit der übergeordneten Abwärtstrendlinie und dem Widerstand bei 10.500 Punkten auseinandersetzen. Bei einer Umsetzung des Helikoptergeldes in Japan und weiter steigenden US-Börsen stehen die Chancen gut, dass auch der DAX diesen Bereich bei einem neuen Anlauf nachhaltig überwinden kann.