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Der China-Crash und die DAX-Hysterie

Veröffentlicht am 29.07.2015, 09:53
Aktualisiert 14.05.2017, 12:45


Als Auslöser für den vorvorgestrigen Einbruch des DAX wird die Entwicklung des chinesischen Aktienmarkts genannt. Der Shanghai Composite Index war vorgestern um 8,5 Prozent in die Tiefe gerauscht, nachdem er sich zuvor von dem stärkeren Einbruch im Juni wieder etwas erholt hatte. Denn schon von Mitte Juni bis Anfang Juli verlor der Index ca. 35 Prozent seit seinem jüngsten Hoch.
Mitte Juni bis Anfang Juli verlor der Index ca. 35%

Hier sehen Sie ganz rechts die große rote Kerze. Diese erscheint zunächst im Vergleich zum Einbruch zuvor wenig spektakulär. Aber gut, es könnte ja sein, dass dieser Einbruch weitergeht und niemand weiß, wie tief er die Kurse noch treibt. Dabei sieht der Chart auch so schon mehr als beunruhigend aus. 35 Prozent Verlust in nicht einmal drei Wochen!
Ich habe die Meldungen dazu im Urlaub gelesen – der Vergleich mit dem Börsencrash 1929 in den USA, dem Einbruch des Neuen Markts hierzulande und einige andere Horrorszenarien, die geeignet sind, dem informierten Börsianer aufs Gemüt zu schlagen.
Und ohne Frage ist China ein wichtiger Absatzmarkt für viele der großen, weltweit agierenden Firmen, auch unserer Autoindustrie. Was geschieht also, wenn China einen dramatischen Crash hinlegt und in eine tiefe Rezession abgleitet oder gar eine ähnliches Entwicklung wie Japan nach 1990 hinlegt, also in eine langjährige Deflation abrutscht? Wird ein Weltwirtschaftswachstum ohne China möglich sein?
Diese und andere Fragen geben viel, sehr viel Phantasie für alle möglichen Horrorszenarien. Witzig ist, dass man jetzt im Zusammenhang mit dem Einbruch in China liest, dass alles, was da in Griechenland geschehen sei, im Vergleich zu China doch völlig unbedeutend sei, da die Wirtschaftsleistung Griechenlands im Vergleich zu China geradezu unbedeutend – also quasi ein Sandkorn in der Wüste - sei. Seltsam, dass solche Aussagen jetzt in den Medien auftauchen, nachdem Griechenland aus den Schlagzeilen verschwunden ist. Ich frage mich dann als Leser doch, warum sich die Medien und Anleger dann all die Wochen und Monate so sehr mit diesem Sandkörnchen beschäftigt haben, wo anderswo doch offenbar die Welt zusammenbricht. Hysterie, ick hör dir trapsen
Ich kann Ihnen diese Frage tatsächlich beantworten: Weil die Börse von der Grundveranlagung zur massiven Hysterie neigt. Nachdem jetzt Griechenland vom Tisch ist, muss das nächste Thema her, das geeignet ist, Angst und Schrecken zu verbreiten. Und da kommt China gerade recht.
Doch warum reagieren die Kommentatoren immer so heftig? Ganz einfach: Weil der Mensch dazu neigt, erst einmal sämtliche Gefahren abzuklopfen, bevor er sich sicher fühlt. Und nur wenn er sich sicher fühlt, wird er Geld investieren. Das Problem als Börsianer dabei ist, dass genau dann, wenn keine Gefahren mehr da sind, man sich also wirklich sicher fühlt, der schlechteste Zeitpunkt zum Investieren ist. Denn meistens, wenn irgendwann einmal alle Gefahren vom Tisch sind, steht die Börse logischerweise an ihrem Hochpunkt!
Wenn Sie sich als Börsianer also der Hysterie bei der Gefahrensuche hingeben, werden Sie wohl nie erfolgreich sein. Aber es ist natürlich schwer, sich dieser überwältigenden Übermacht der medialen Hysterie zu entziehen. Das habe ich so schon zum Thema Griechenland geschrieben und ich schreibe es auch jetzt zu dem sicherlich dramatischeren Thema China: Lassen Sie sich nicht anstecken, behalten Sie einen kühlen Kopf – geraten Sie nicht in Panik, sondern suchen Sie bei Krisen immer die Chancen! Zeit, um mal wieder etwas zurückzutreten
In solche Situationen empfehle ich immer wieder, ein wenig zurückzutreten und sich das große Bild anzuschauen. Fangen wir zunächst einmal einfach an: Der Chart oben sieht schon durchaus dramatisch aus, aber schauen wir uns doch einmal einen längeren Zeitraum an. Dazu der Chart seit dem Jahr 2006.

Und siehe da, der jüngste Anstieg und der Einbruch sehen im Vergleich zum Anstieg und Einbruch in den Jahren 2006 bis 2009 schon mal deutlich unbedeutender aus. Der erste Anstieg war ein Anstieg um 500 Prozent in zwei Jahren, der zweite Anstieg um 160 Prozent in knapp einem Jahr.
Und zu diesem Anstieg sollte man noch einige Fakten wissen: Die chinesische Regierung hat seit Ende 2013 umfangreiche Reformen beschlossen, um die Märkte zu öffnen. Gleichzeitig hat die Regierung bei ihren Bürgern massiv für Aktien geworben. Dazu wurden wertpapierrechtliche Deregulierungen und Krediterleichterungen angestoßen. Und im Prinzip ist das, was man im Chart von August 2014 bis Mitte Juni 2015 sieht, die Reaktion darauf. Und selbst nach diesem Einbruch von 35 Prozent ist der Index bisher immer noch in einem Jahr um knapp 100 Prozent angestiegen. Das bleibt beeindruckend!
Hinzu kommt, dass logischerweise einem übertriebenen Anstieg, sofern die fundamentalen Rahmenbedingungen nicht nachkommen, oft der schmerzhafte Einbruch folgt. Und die Wirtschaftsdaten aus China sind zurzeit eher durchwachsen. Und so treibt ein solcher Einbruch die Börsen dann gerne auf ihren fairen Wert, den man vereinfacht quasi als „Mittelwert“ in den Charts ablesen kann.
Schaut man sich den Shanghai-Composite-Index an, liegt der charttechnisch faire Wert im Bereich der 2.700er Marke, günstigstenfalls bei 3.000 Punkten. Hier ist also noch Luft nach unten.

Ein undurchsichtiges Land, schwer einzuordnen

Und noch einen wichtigen Punkt sollte man im Zusammenhang mit China bedenken: Die meisten Analysten hier in Deutschland, aber auch weltweit, dürfte nicht genügend Ahnung von dem chinesischen Koloss und seinen Strukturen haben, um überhaupt eine halbwegs verlässliche Prognose für die Zukunft zu erstellen. Es handelt sich zudem eben nicht um eine freie Marktwirtschaft, und das führt zu erheblichen Verzerrungen. Prognosen zu China sind somit sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Aber auch das ist etwas, was die wenigsten zugeben werden. Denn auch hier ist wieder viel Platz für allerlei Hypothesen, Theorien, Ideen und Überzeugungen. Und es können eine Menge Artikel dazu geschrieben und veröffentlicht werden…

DAX in schwierigem Umfeld

Konzentrieren wir uns lieber darauf, was im DAX geschieht. Der DAX reagiert wahrscheinlich derart heftig, weil die Anleger nach der Griechenlandkrise immer noch sehr nervös sind. Aber auch die generell umsatzschwachen Monate Juli und August erleichtern stärkere Kursbewegungen.
Die US-Indizes reagierten bereits deutlich gelassener auf die chinesischen Vorgaben. Und gestern zeigt sich der DAX mit einem Plus von zwischenzeitlich 1,5 Prozent auch wieder etwas optimistischer.
Aber die 11.311er Marke wurde wieder nach unten gebrochen, das ist ein erstes Warnzeichen. Das erste, untere Gap des vorherigen DAX-Anstiegs wurde damit vorgestern geschlossen. Nun muss man abwarten, ob die aktuelle aufwärtsgerichtete Gegenbewegung erneut an dieser 11.311er Marke scheitert. Geschieht das, wäre das ein weiteres bearishes Signal. Wird die Marke hingegen wieder überwunden, muss man weiter analysieren. Dazu heute mehr.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens

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