Normalerweise lasse ich mich von solchen Kapriolen an den Märkten nicht beeinflußen, denn ich als relativ jünger Börsianer bin die Volatilität gewohnt. Das ist die heutige Zeit. Als Händler verweigere ich mich auch des Öfteren der übermäßigen Kritik am volkwirtschaftlichen Sinn und Unsinn der aktuellen Geldpolitik, denn man muss auch Abstand bewahren können um sich nicht zu sehr von der eigenen Meinung, bzw. seinem Bias treiben zu lassen.
Doch nach der gestrigen Karnevalisten-Show ist auch für mich so langsam die Fahnenstange erreicht. Solch einen manipulierten Markt habe ich selten gesehen und da spreche ich nicht von China. Es ist doch höchst erstaunlich, dass just in dem Moment, indem die Märkte kurz vor dem Abgrund stehen und Gold fast nach oben ausbricht, einer der Karnevalisten nach vorne prescht um den Karren noch im letzten Moment aus dem Dreck zu ziehen.
Tut mir leid, aber wo bitte schön ist da der Unterschied zu den chinesischen Märkten? Doch nur in der Art und Weise, wie offensichtlich das Ganze von statten abläuft besteht ein Unterschied zwischen den stützenden Maßnahmen der PBOC und den Maßnahmen anderer Notenbanken.
Dabei ist es doch eigentlich vollkommen egal, denn ein Markt wird so manipuliert wie er sich manipulieren lässt. Oder denken Sie die Chinesen würden solche offensichtlichen Maßnahmen auffahren, wenn es nicht notwendig wäre? Wenn ein paar Worte eines offiziellen ausreichen würden? Wohl kaum.
Und je öfter ich solch eine Wortakrobatik in der letzten Minute erlebe, umso mehr wünsche ich mir ehrlich gesagt, dass es denen da oben mal so richtig um die Ohren fliegt. Damit sie begreifen, dass der Markt nun mal nicht unendlich in seiner Geduld ist. Aber vielleicht übertreibe ich ja nur und es ist nur meine Geduld, die hier überstrapaziert wird. Der Markt ist wahrscheinlich genauso naiv wie ein kleines Kind, dass sich für eine kurze Dauer mit etwas Spielzeug überzeugen lässt. Zurück zu den Märkten.EURUSD bricht aus nach Dudleys Aussagen
Nach den Aussagen des FED-Präsidenten William Dudley, hat das FED nun doch erhöhtes Interesse daran genauer zu beobachten wie sich der Zinsanstieg auf die Konjunktur auswirkt, was so viel bedeutet, das FED hat die Hose doch voll. Stellen Sie sich vor, das FED und die Hose voll? Das ist neu und die Reaktion im EURUSD hat es gezeigt.
Sie mögen mir den Unterton verzeihen, aber manchmal ist mir einfach danach die gespielte Ernsthaftigkeit der Finanzbranche über Bord zu werfen. Dann lebt es sich einfacher. Schauen wir auf das Chart EUR/USD.
Und was Sie hier sehen, ist zunächst einmal ein Ausbruch aus dem zulaufenden Dreieck, wie er im Bilderbuche steht. Sie werden sich vielleicht erinnern, dass meine Tendenz eher für den US-Dollar nach oben, also EURUSD nach untern war.
Wenn ich von Tendenzen spreche, dann bedeutet es immer, und ich betone immer, in Abhängigkeit der aktuellen Lage. Wenn sich diese Lage aber ändert, so ändere ich gegebenenfalls auch meine Tendenz. Das ist in diesen Märkten notweniger denn je und das beste Beispiel warum das so ist war gestern. Hat die Lage seit gestern etwas an meiner Tendenz geändert?
Auf kurzfristiger Basis würde ich sagen ja. Auf mittelfristiger Basis bin ich sowieso nicht davon ausgegangen, dass die 1,05 US-Dollar je Euro so schnell geknackt werden und zwar weil ich das Gefühl hatte, dass die Notenbanken das nicht sehen wollen. Das hatte ich in dem Beitrag DAX, S&P 500, EUR/USD und Öl- Chartanalyse und Marktausblick erwähnt. Ups! Dass sie dabei so offensichtlich vorgehen und sich quasi entblößen, hätte ich aber nicht gedacht.
Kurz um, die Range hat weiterhin Bestand und ich würde mich nicht wundern, wenn das hier nur ein bewusstes Manöver war, um die Konsequenzen eines weiteren Zinsschrittes, von wem auch immer, ob nach unten oder oben, abzudämpfen. Machen wir uns auf weitere Überraschungen gefasst.
DAX nach EURUSD -Ausbruch
Und wie geht es mit dem DAX weiter? Dieser eröffnet heute mit einem Riesen-Gap nach oben, das übrigens zur aktuellen Zeit geschlossen wurde. Wir werden sehen, ob der Markt doch so naiv ist und Dudleys Spielzeug kauft oder es weiter abwärtsgeht.
Dazu muss man allerdings auch ergänzen, dass wiederum Gerüchte zur Stützung des Ölpreises die Runde machen, dieser dementsprechend steigt und damit Märkte insgesamt stützt. Aber auch diese Gerüchte, denen nach sich einige der Non-Opec Länder wie Russland zu einem außerplanmäßigen Treffen bereit erklärt haben, wurden seitens der OPEC selbst nicht bestätigt, wie Reuters berichtet.
Dennoch, die Global-Player der Banken- und Ölindustrie legten extrem schlechte Quartals-Zahlen vor, und ich bin nicht so recht davon überzeugt, dass das unbemerkt an den Märkten vorbeigeht, zumal die beiden sehr eng verzahnt sind, wie das Handelsblatt hier berichtet.
Es ist eher ein zusätzlicher Risiko-Faktor, der jetzt noch dazu kommt. Ich bleibe daher skeptisch. Aus dieser Skepsis heraus habe ich mich heute in Gold positioniert unter Berücksichtigung eines passablen CRV. Wer Interesse an den Randbedingungen des Trades hat, einfach ansprechen. Den DAX behalte ich aber weiterhin im Auge. Die heutigen Märkte verlangen einem viel ab.
Der starke Euro wird den DAX allerdings, so meine Befürchtung, weiterhin bremsen. So, dass der Rebound auch hier wohl nicht so schnelle Beine bekommen wird. So viel zu der aktuellen Lage an den Märkten. Schauen wir weiter. Am Sonntag bzw. nächsten Montag gibt es dann einen etwas detaillierteren Bericht.
Viel Erfolg!
Ihr 2i-Services Team