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„Grexit“ - Lieber ein Ende mit Schrecken

Veröffentlicht am 30.01.2015, 14:02
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32

Beim Zeus, das griechische Wahlergebnis ist eine deutliche Klatsche für die Troika (IWF, EU-Kommission, EZB). Dies wird nicht ohne Folgen bleiben. Kommt es also zum Grexit und einer Euro-Krise 2.0?

Einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Schicksalsgemeinschaft wird es nicht geben, zumindest vorerst nicht. Davon würde eigentlich niemand profitieren. Die griechischen Banken, die am Tropf der EZB hängen, wären sofort pleite. Griechenland wäre an den Kapitalmärkten geächtet wie Robin Hood beim Sheriff von Nottingham. Und die griechische Wahlbevölkerung hätte noch weniger Perspektiven als jetzt schon. In der neuen bunten, links- und rechtspopulistischen Regierung werden auch keine politischen Selbstmörder sitzen.

Zudem stünden die Euro-Politiker und die Regierung in Berlin dann vor dem Scherbenhaufen ihrer Krisenpolitik: Alle einst eisernen Maastricht-Kriterien hätte man geopfert, ohne den Euro-Verbund zusammengehalten zu haben. 2010 - als die Schuldenprobleme Griechenlands erstmals zutage traten - wäre ein Grexit billiger gekommen als heute. Damals hätte ein Grexit aller Finanz-Welt vor Augen geführt, dass „Europäische Stabilitätsunion“ nicht nur ein unverbindliches Lippenbekenntnis ist, sondern konsequent gelebt wird.

Im Übrigen könnte ein Grexit auch zu einem abnehmenden Chorgeist auch bei den anderen Euro-Ländern führen. Zur Gesundung seiner Exportwirtschaft würde Griechenland die Drachme dramatisch abwerten. Dann wäre Hellas gegenüber Portugal, Zypern, Spanien, Italien oder Frankreich in punkto Oliven, Wein oder Urlaubsparadiesen konkurrenzlos günstig. Die so geschädigten Euro-Staaten könnten die frevelhafte Frage stellen, welchen ökonomischen Sinn ihr Verbleib in der Eurozone eigentlich noch macht.

In allerletzter Konsequenz kann man Reisende nicht aufhalten

Und dennoch ist das kein Freibrief für die neue sendungsbewusste Regierung Tsipras den Bogen zu überspannen. Privatisierungen stoppen, Tausende Ex-Beamte zurück in den Dienst holen, Löhne und Renten erhöhen sind zwar Maßnahmen, die Herrn Tsipras kurzfristig zum Volksheld machen. Doch damit hätte er einseitig Verträge gebrochen, die der Solidarität der Euro-Gemeinschaft in Höhe von weit über 200 Mrd. Euro ins Schienbein treten würden. Und wenn Athen jetzt auch noch über den Schulterschluss mit Russland der gemeinsamen EU-Außenpolitik in den Rücken fallen sollte - obwohl man über die Sinnhaftigkeit der Sanktionen durchaus diskutieren könnte - wird man früher oder später in den sauren Apfel von Plan B, also Grexit, beißen müssen. Die Eurozone wird sich nicht wie ein Ochse am Nasenring durch die Manege der Finanzwelt ziehen lassen. Dann wäre ihre Glaubwürdigkeit dahin.

Es lebe das Motto der Eurozone: Was nicht passt, wird passend gemacht!

Im Plan A kann es keinen „offenen“ Schuldenschnitt geben. Dieser würde den deutschen Steuerzahler kräftig schröpfen und wie will man das seinen Wählerinnen und Wählern beibringen? Ohnehin wäre ein „Haircut“ eine Einladung an andere Euro-Schuldnerländer - gleiches Recht für alle - auch eine Schuldenbefreiung einzufordern. Nationale Haushaltsdisziplin und Strukturreformen, die über Wirtschaftswachstum erst die nachhaltige Staatsschuldenbedienung ermöglichen, würden endgültig zur aussterbenden Spezies. Die Euro-Gemeinschaft verkäme zur Vollkaskoversicherung in punkto Schuldenhaftung. Ohnehin, spätestens wenn Italien einen Schuldenschnitt forderte - Italien ist der fünftgrößte Staatsanleihemarkt der Welt - wäre die Eurozone finanzpolitisch mausetot.

Daher wird es einen „verdeckten“ Schuldenschnitt geben, bei dem bestehende, bereits gelockerte Kreditbedingungen noch einmal umgeschuldet, neu geschnürt oder Zinszahlungen erneut reduziert werden. Die schwerpunktmäßig öffentlichen Kreditgeber Griechenlands sind naturgemäß nachsichtiger als die hartnäckig renitenten privaten. Es ist ja „nur“ das Geld der Steuerzahler. Des Guten übertreiben darf man hier aber nicht. Als Gegenleistung wird es deutlich mehr Strukturreformen und Korruptionsbekämpfung in Griechenland geben müssen. Ansonsten weckte man schlafende Hunde in anderen Euro-Ländern.

Ebenso wird es nach harten Verhandlungen zwischen Athen und der Troika - ähnlich der Dramaturgie von Tarifauseinandersetzungen - neue Kredite für Griechenland geben. Als Alibi werden wir hören, dass Griechenland doch immerhin einen Primärüberschuss, also einen Haushaltsüberschuss vor Schuldendienst erwirtschaftet hat. Dass das eine sehr beschönigende Einschätzung ist, wird dabei unter den Teppich gekehrt. Zins und Tilgung sind nun mal feste Bestandteile einer ordentlichen Staatshaushaltsführung. Ein Management, das im Rahmen der Berichtsaison mitteilte, dass sein Unternehmen vor Kosten glänzend dasteht, würde von Analysten und der Presse ausgelacht.

Wie auch immer, insgesamt wäre damit die Gesichtswahrung auf beiden Seiten - bei der Troika und der neuen griechischen Regierung - gewährleistet.

Die EZB hat alles im Griff auf dem Euro-Schiff

Damit die griechische Parlamentswahl nicht zu Nachahmereffekten bei den nächsten Wahlen führt - im Herbst gehen Spanier und Portugiesen zu den Urnen - wird die Eurozone zukünftig ihre Sparzügel schleifen lassen. Wäre doch auch eine Verschwendung, wenn die ultragünstigen Zinsen von Marios EZB nicht für neue konjunkturstützende Neuschulden verwendet würden. Apropos EZB, sie wird ein theoretisches Überschwappen der politischen Krise Griechenlands auf andere Euro-Länder mit ihrer kürzlich bekannt gegebenen Liquiditätssintflut verhindern. Spätestens 2015 wird aus der Europäischen Stabilitätsunion eine Europäische Schuldenunion von Mario Draghis Gnaden.

Über das eigentliche Grundproblem Griechenlands wird gar nicht erst gesprochen

Allerdings kuriert man mit diesen Maßnahmen nur die Symptome der Schuldenproblematik, nicht deren wahre Ursachen. Das eigentliche Problem Griechenlands ist der Mangel an einer wettbewerbsfähigen industriellen Infrastruktur, die hohe Wertschöpfung erst ermöglicht.

Und nun mal ehrlich: Ist hier Abhilfe überhaupt möglich? Griechenland hat schon geographische und klimatische Handicaps: Das südost-europäische Land liegt weit ab vom Schuss der mitteleuropäischen Industriezentren, was zusätzliche Transportkosten verursacht. Und im Sommer ist dort ein Durcharbeiten während der Mittagszeit unmöglich. Man braucht Klimaanlagen, die jedoch die Industrieproduktion in Griechenland gegenüber der Konkurrenz in nördlicheren Ländern verteuern. Ohne regelmäßige jährliche Währungsabwertung als Wettbewerbsnotbremse - wie dies im früheren Europäischen Währungssystem (EWS) noch möglich war - wird Griechenland auch zukünftig keine wirklich wettbewerbsfähige Industrienation werden können, so sehr ich das den Griechen - die nicht weniger fleißig als andere Euro-Bürger sind - auch gönne.

Aber wie will man dann jemals die Schuldenquote mit eigenen konjunkturellen Bordmitteln in den Griff bekommen? Abgesehen von einem geld- und schuldenpolitischen Zeitgewinn entspricht ein nachhaltiges Überleben Griechenlands in der Eurozone der Quadratur des Kreises. Eigentlich müsste man regelmäßig Streichkonzerte aller griechischen Schulden vornehmen. Doch würden Schulden aufgrund dann mangelnder Reformanreize bei zugleich chronischen Strukturmängeln sofort und immer wieder neu auflaufen.

Was machen die Finanzmärkte: Deutschland als Krisengewinner

Griechenland ausgenommen haben die Euro-Anleihemärkte bislang praktisch sehr entspannt auf das theoretische Krisenpotenzial in Griechenland reagiert. Überschwappungseffekte auf andere Länder der Euro-Südzone sind nicht zu beobachten. Die Finanzmärkte gehen davon aus, dass eine nachhaltige Euro-Krise 2.0 selbst bei einem Grexit - obwohl dann kurzfristige Marktirritationen nicht zu verhindern wären - ausbleiben wird.

Deutschland ist der heimliche Gewinner der politischen Unsicherheit in Griechenland. Wir sind das stabilitätspolitische Auffangbecken. Das zeigt sich u.a. bei deutschen Staatsanleihen. Deren niedrige Renditen gewähren Herrn Schäuble die schwarze Haushalts-Null. Ob er sich schon in Griechenland bedankt hat?

Begünstigt sind aber auch deutsche Aktien. Gegenüber den wuchtigen Wellen der Liquiditätsschwemme der EZB, der schwachen Energiepreise, dem sinkenden Euro als die neue Lira und der aufgehellten Konjunkturindikatoren - der ifo Index ist zum dritten Mal in Folge gestiegen - hat der griechische Wellenbrecher keine wirkliche Chance.

Kursschwankungen im Zuge der Neuverhandlung der griechischen Schulden sind sicherlich zwischenzeitlich einzukalkulieren. Insgesamt sollte man Aktien - gerne auch mit regelmäßigen Sparplänen - treu bleiben und nicht fremdgehen. Denn die Anlagealternative Zinsvermögen ist nicht attraktiv, sondern potthässlich.

Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG finden Sie auf unserer Webpräsenz.

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