Die Kranich-Airline steht vor dem vielleicht bedeutendsten Richtungswechsel Ihrer Firmengeschichte. Der Lufthansa Chef Carsten Spohr will mit einer neuen Strategie gegen die sich stellenden Herausforderungen vorgehen und die Fluggesellschaft neu aufstellen. Wird das neue Vorgehen aufgehen?
Aufsichtsrat genehmigt neue Strategie
Bereits am Mittwoch hatte der Aufsichtsrat die neue Billigflug-Strategie genehmigt. Demnach sollen die bestehenden Flugtöchter German- und Eurowings unter dem neuen Dach der Eurowings zusammengefasst werden. Ziel ist die Schaffung einer neuen Billigflugplattform. Als Basis wurde der Flughafen Köln gewählt. Man prüfe aber auch Optionen für einen Sitz im Ausland. Weitere Lufthansa Ableger wie Brussel-, Swiss- oder Austrian-Airlines könnten folgen. Auf der Langstrecke möchte Konzernchef Spohr Flugangebote über SunExpress abwickeln. Das Joint-Venture Unternehmen wurde 1989 zusammen mit der Turkish-Airlines gegründet.
Der Dauerstreik
Der am gestrigen Abend beendete Pilotenstreik war bereits der zehnte in diesem Jahr. Die Verluste durch Buchungsausfälle belaufen sich auf über 160 Millionen Euro. Weitere Streiks wurden von der Pilotengewerkschaft bereits angekündigt. Hauptstreikpunkt ist die angedachte Streichung von Übergangsrenten für die 5400 eigenen Piloten. Bisher konnte man sich mit der Vereinigung Cockpit (VC) nicht auf einen Kompromiss einigen. Die Vergütung der Lufthansa Piloten liegt im internationalen Vergleich weit über denen anderer Airlines, wie die Übersicht zeigt. Zuletzt hatten auch die Piloten des Mitbewerbers Air France-KLM der Gründung einer Billigairline unter dem Namen Transavia zugestimmt. Mit 330 Millionen Euro war vorangegangene Streik jedoch wesentlich teurer als bei der Lufthansa.
Golf-Airlines machen Druck
Qatar-Airways mit Ihrem Sitz Doha (Emirat Katar), Emirates mit der eigenen Basis in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate – VAE) und Etihad-Airways aus Abu Dhabi (ebenfalls VAE) wachsen rasant. So nahmen die Passagierzahlen 2013 im Nahen Osten um 11,9 Prozent zu (Deutschland 0,7 Prozent). Bei Zahlen zu den Umsteigepassagieren von 2013 hat Dubai mit 12,1 Mio. Frankfurt mit 8,3 Mio. bereits überholt. Dabei legen die Flughäfen am Golf sowie in Istanbul zweistellige Wachstumsraten hin (Frankfurt plus 1,5 Prozent). Siehe Zahlen zur Verlagerung des internationalen Luftverkehrs. Auf der Langstrecke sind Unternehmen wie Emirates zudem günstiger als die Lufthansa und das zu einem guten Service. Durch Beteiligungen an europäischen Airlines wie Alitalia oder Air Serbia versuchen Airlines wie Etihad zudem weiteren Traffic auf Ihre Drehkreuze zu lenken. Ob sich so die bestellten Großflugzeuge vom Typ Airbus A380 auslasten lassen, bleibt dahingestellt. Kritiker werfen den Golf-Airlines vor, Subventionen einzustreichen. So soll alleine die Staatsairline Qatar Airways ein zinsloses Darlehen in Höhe von 3 Mrd. US-Dollar erhalten haben. Zudem profitieren profitieren die Arabischen- im Vergleich zu den Europäischen- Fluglinen von vielen Standortvorteilen, wie der Vergleich der Lufthansa zeigt.
Low-Cost Carrier gewinnen Marktanteile
Auch die bestehenden Low-Cost-Carrier setzen den bestehenden Fluggesellschaften wie Air France-KLM, IAG (Iberia, British Airways) und Lufthansa weiter zu. So konnten diese laut dem Low Cost Monitor des DLR Ryanair, Easyjet und Norwegian in Europa auf einen Marktanteil von 25 (2013) auf 27 Prozent (2014) steigern. Auch das operative Ergebnis des Lufthansa-Konzerns sinkt von Jahr zu Jahr. In der Folge war es höchste Zeit für Lufthansa Chef Spohr, der im Mai auf Christoph Frank folgte, die Strategie zu überarbeiten.
Billig gleich erfolgreich?
Es bleibt abzuwarten, ob die neue Strategie von Spohr aufgeht. Für viele Luftfahrt-Experten wie Jürgen Röder vom Handelsblatt, ist dieses Vorgehen zu substanzlos. Nur billig reicht für ein nachhaltiges Geschäftsmodell demnach nicht. Es bleibt nur die Frage nach den Alternativen. Im Rückblick gleicht der Aufstieg der neuen Airline-Mitbewerber vom Persischen Golf dem Aufstieg der koreanischen und dem Niedergang der europäischen Werftenindustrie in der Vergangenheit.
28 Prozent Kursverlust seit Juni 2014
Der Aktienkurs der Lufthansa, der im Juni 2012 noch bei rund 7,88 Euro lag, konnte im Laufe von zwei Jahren bedeutend an Wert zunehmen. So stieg der Kurs im April 2014 bis auf den Höchstkurs von 20,28 Euro an. Seit dem konnten wir einen zum Teil dramatischen Kursverlust um 28 Prozent sehen, der erst bei der Marke von 10,66 Euro gestoppt werden konnte. Seit Mitte Oktober erholt sich der Aktienkurs wieder bis auf über 14,71 Euro, die 200-Tages-Linie fest im Blick. Es scheint als honorierten die Märkte den neuen Kurs des Unternehmens.
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