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Russland - Es kriselt an allen Ecken

Veröffentlicht am 18.12.2014, 10:53
Aktualisiert 14.05.2017, 12:45

Nachdem es anfangs schien, als könnten die Sanktionen des Westens Putin nicht treffen, entfalten sie sich inzwischen immer mehr und kommen nun mit Wucht. Gleich an mehreren Stellen kriselt es nun.

Erster großer Belastungsfaktor für die Russen: Der Verfall der Ölpreise

Der Verfall der Rohölpreise - minus 50% seit Juni - ist der erste große Belastungsfaktor für die Russen.

Öl - Preisverfall

Und ein Ende ist nicht absehbar, nachdem der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate erklärt hatte, dass die OPEC ihre Produktion unverändert belassen werde, selbst wenn die Preise bis auf 40 USD pro Barrel fallen sollten. Es werde nicht versucht, einen bestimmten Preis zu erzielen. „Der Markt wird sich schon selbst stabilisieren,“ so seine Worte.

Derweil senkte die Internationale Energie-Agentur (IEA) am Freitag erneut ihre Prognose zum Ölverbrauch im kommenden Jahr, während sie gleichzeitig ihre Prognose für die Ölförderungsmenge der Nicht-OPEC-Staaten erhöhte. Erst im November hatte sie bereits ihre Prognosen revidiert.

Zweiter großer Belastungsfaktor: Abschwung des Rubels nimmt dramatische Züge an

Angesichts solcher Nachrichten ist es kein Wunder, dass insbesondere die Rohstoffwährungen unter Druck sind. Allerdings wird der Abschwung des Rubels immer dramatischer, was der zweite große Belastungsfaktor für Russland ist. Die russische Währung sackte alleine am Dienstag zum Euro um zwischenzeitig mehr als 20% ein, nachdem der Kurs bereits am Montag mit 9,5% so stark gefallen war wie seit der Finanzkrise 1998 nicht mehr.

Grund für diese Wechselkurs-Verwerfungen war eine Verzweiflungstat Russlands: Die Notenbank schockierte die Märkte, indem sie ihren Leitzins mitten in der Nacht vom Montag zum Dienstag dramatisch anhob. Kurz vor 01:00 Uhr Ortszeit in Moskau hob die russische Zentralbank ihre Leitzinsrate von 10,5% auf 17,0% an. Dies ist der größte Sprung nach oben seit dem Kollaps des russischen Anleihenmarktes im Jahre 1998. Ein fast schon dramatischer Schritt, hatte die Notenbank doch erst in der vergangenen Woche den Leitzins um einen Prozentpunkt angehoben.

Finanzmärkte spielen eine Pleite Russlands durch

In Wechselstuben kam es Medienberichten zufolge daraufhin teilweise zu Panikkäufen von Westgeld. Und an den Finanzmärkten wurde eine Pleite des Landes durchgespielt: Laut einem Artikel der Frankfurter Allgemeine, der sich auf den Datenanbieter Markit beruft, verteuerte sich die Absicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets russischer Anleihen gegen Zahlungsausfall am Dienstag um 109.000 auf 656.000 Dollar. Das sei der höchste Stand seit fünfeinhalb Jahren.

Derweil verlor der russische Leitindex RTS in der Spitze fast 20% an Wert und verbuchte am Ende des Handels den größten Tagesverlust seiner Geschichte. Schon am Vortag war es um mehr als 10% bergab gegangen. Seit Ende November hat der Moskauer Leitindex inzwischen fast 40% verloren. Und ausgehend vom Hoch im Sommer beträgt das Minus annähernd 60%.

Drastische Zinserhöhung soll Kapitalabflüsse stoppen

Mit dem drastischen Anstieg der Zinsen will die russische Notenbank die Kapitalabflüsse stoppen und es attraktiver machen, den Rubel zu halten, um so seine Abwertung zu beenden. Im Sommer 2014 erhielt man für einen Euro noch rund 45 Rubel. Am Dienstagnachmittag waren es zeitweise mehr als 100 Rubel.
Rubel - Preisverfall

Ähnlich dramatisch verläuft die Entwicklung zum amerikanischen Dollar. Ein US-Dollar kostete gestern rund 80 Rubel, im Mai waren es 35.

Bindung des Rubels musste bereits aufgegeben werden

Im November gab die Notenbank bereits die Bindung des Rubels an US-Dollar und Euro auf. Zuvor hatte sie noch mit Interventionen am Devisenmarkt versucht, den Kurs zu stabilisieren. Bis zu 30 Milliarden Dollar im Monat bzw. zeitweise 350 Millionen Dollar pro Tag pumpte sie in den Markt, um den Rubel zu stützen – ohne großen Erfolg. Auf Dauer wurde diese Maßnahme daher einfach zu teuer.

Devisenreserven schmelzen dahin

Theoretisch hätte die Notenbank noch Mittel zum Eingreifen. Sie verfügte Anfang Dezember über Devisenreserven in Höhe von 416,2 Milliarden Dollar. Doch die einst stolzen Währungsreserven Russlands sind im wochenlangen Kampf gegen die Rubel-Abwertung schon auf das Niveau von 2009 zusammengeschmolzen.

Russland zurück im Krisenjahr 1998?

Inzwischen schwirren Vergleiche herum, dass das Land in die Zustände des Krisenjahres 1998 zurückfällt. Unter Präsident Boris Jelzin hatte Russland damals ebenfalls mit einer massiven Kapitalflucht zu kämpfen, die eine tiefe Wirtschaftskrise auslöste, in der die Landeswährung ins Trudeln geriet. Moskau musste sich letztlich sogar für zahlungsunfähig erklären und konnte seine Auslandskredite nicht mehr bedienen. Das Land musste mit Milliardenkrediten des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank stabilisiert werden.

Russland steht heute zwar besser, aber alleine da

Zwar steht Russland heute viel besser da – die Staatsverschuldung beträgt nur 13% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und ist damit im internationalen Vergleich sehr niedrig – doch auf internationale Hilfe, wie es sie damals gab, dürfte Russland in seiner aktuellen politischen Situation wohl vergebens hoffen.

Europa und USA stehen vor neuen Sanktionen

Das Gegenteil ist sogar der Fall. So bereitet der US-Kongress gerade weitere Strafen gegen die russische Verteidigungs- und Energieindustrie vor. Nach den Plänen des US-Kongresses sollen die neuen Sanktionen gezielt russische Rüstungsfirmen und ausländische Investoren in der russischen Ölindustrie treffen. Und die Europäische Union will bis zum EU-Gipfel am Donnerstag neue Strafmaßnahmen gegen die von Russland annektierte Halbinsel Krim beschließen.

Europa und die USA hatten in der Vergangenheit bereits diverse Strafmaßnahmen gegen Russland beschlossen wegen der Rolle Moskaus im Ukraine-Konflikt. Der Westen wirft Russland vor, die Ukraine destabilisieren zu wollen und die prorussischen Separatisten im Osten des Landes auch militärisch zu unterstützen. Zudem erkennt der Westen die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland nicht an.

Russland sollte im Ukraine-Konflikt nachgeben

Die nun getroffenen geldpolitischen Maßnahmen unterstreichen eigentlich nur das Problem, mit dem sich Moskau konfrontiert sieht: Erst einmal muss eine wie auch immer geartete Lösung des Konfliktes mit dem Westen bezüglich der Ukraine gefunden werden.

Solange dies nicht geschieht, dürfte weiteres Kapital aus dem Lande fliehen. Damit läuft einerseits das russische Bankensystem Gefahr, zusammenzubrechen, und andererseits wird sich mit weiteren Kapitalabflüssen der Absturz der Landeswährung fortsetzen, wodurch die Inflationsrate droht, noch weiter zu steigen (sie liegt jetzt schon bei etwa 9%).

Daneben müssen die die Ölpreise einen Boden finden. Die russische Wirtschaft könnte der Moskauer Zentralbank zufolge im kommenden Jahr um rund 4,5% schrumpfen, sollte sich der Ölpreis bei 60 Dollar je Barrel einpendeln.

Es bedarf mehr als nur einer Zinserhöhung

Es bedarf mehr als nur einer drastischen Zinserhöhung, um die Probleme zu lösen und die Währung zu stabilisieren. Zumal die russische Notenbank mit ihrer jüngsten Zinserhöhung sogar riskiert, die drohende Rezession noch zu verschlimmern. Denn hohe Zinsen machen Kredite teuer und bremsen so die Wirtschaft.


(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 17.12.2014)

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