Wir erleben aktuell bei einigen deutschen Unternehmen, dass diese unter anderem mit Hinweis auf den seit 2012/2013 deutlich gestiegenen Euro schwächere Umsätze begründen (zum Beispiel aktuell Bayer und HeidelbergCement). Das führt natürlich zu schwächeren Kursen der betreffenden Aktien. Trotzdem könnte genau das letztlich dazu führen, dass der DAX doch bald über die 10.000-Punkte-Marke steigt.
Denn sollte der Euro wieder fallen, würden sich die Geschäfte der Unternehmen dementsprechend verbessern. Die Aktienkurse dieser Unternehmen müssten dann also wieder steigen.
FED-Politik und EZB-Politik gleich fallender Euro
Wie bereits geschrieben: Die Fed beginnt ihre sehr expansive Geldpolitik langsam zu straffen, während die EZB noch dabei ist, die Geldpolitik auszuweiten. Das sollte eigentlich den Euro weiter schwächen. Und so ist es auch verständlich, dass unlängst der Aufwärtstrend des Euro (innerhalb seiner großen Seitwärtsbewegung) nach unten gebrochen wurde:
Wir können nun auch ein erstes mögliches Kursziel ausmachen. Da die erste Abwärtsbewegung seit den Jahreshoch sehr dynamisch ausgefallen ist (oberes gelbes Rechteck), kann man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass auch die Abwärtsbewegung der zweiten Welle, die mittlerweile bereits eine ähnliche Abwärtsdynamik aufweist, genauso groß ausfallen wird. Daraus ergäbe sich ein Kursziel von 1,3221 Dollar. Das würde noch nicht ausreichen, um einen größeren Effekt zu erzielen, da dies ein Kursniveau darstellt, welches auch bereits im vergangenen Jahr durchschnittlich erreicht wurde, wie man im Chart erkennen kann.
Wird aber die 1,3221er Marke im weiteren Verlauf auch noch nach unten gebrochen, muss man damit rechnen, dass der Euro den großen Unterstützungsbereich unter 1,28 Dollar anlaufen werden (siehe rot hinterlegten Bereich). Und genau das könnte den DAX auf neue Hochs hieven. Mal weit vorgedacht
Was ist mit den US-Investoren?
Ein Leser schrieb, er hätte gelesen, dass ein schwacher Euro die US-Investoren doch dazu bringen könnten, sich aus dem Euro zurückzuziehen (und dabei europäische Aktien zu verkaufen), um in den Dollar zurückzugehen (und dort US-Aktien zu kaufen).
Das ist natürlich ein vernünftiges Argument, das bedacht sein will. Ich vermute aber, dass die jüngste Schwäche des DAX im Vergleich zu den US-Indizes der Hinweis darauf ist, dass genau das bereits seit einigen Monaten geschieht. Die institutionellen Investoren in den USA haben sicherlich schon seit der Ankündigung der Fed, die expansive Geldpolitik langsam aufzugeben, eine gewisse Dollarstärke in ihre Entscheidungen mit einbezogen. Auch die Ukraine-Krise könnte dazu geführt haben, dass Anleger schon seit geraumer Zeit Kapital vom Euro- in den Dollarraum umschichten.
Und so könnte es sein, dass dieser oben genannte Effekt – schwächerer Euro schwächt durch Kapitalflucht die europäischen Aktienmärkte – deutlich schwächer ausfällt, als von einigen Analysten erwartet. Im Gegenteil, er könnte sogar von den positiven Effekten des schwächeren Euros auf die exportintensiven europäischen Unternehmen überkompensiert werden.
Der Beleg
Sollten die hier genannten Theorien (mehr ist es natürlich noch nicht) stimmen, dann könnten wir in den kommenden Wochen oder eher Monaten bei einer Fortsetzung der Euroschwäche eine Outperformance bei DAX & Co. sehen. Diese sollte aber nur so lange anhalten, wie sich der Euro zum Dollar weiter abschwächt. Sollte das so eintreten, müssen wir daher den Euro sehr genau unter Beobachtung halten.
Jochen Steffens
Stockstreet GmbH
Ein stärkerer Dollar wäre in der Lage, den bestehenden Aufwärtstrend der US-Indizes zu schwächen. Ein schwächerer Euro wäre hingegen in der Lage, die erhebliche Underperformance des DAX zu den US-Indizes wieder auszugleichen. Dieses Szenario hat also einen gewissen Reiz.