Der DAX kämpft seit Anfang des Jahres mit der 10.000er Marke. In den vergangenen Wochen haben wir eine Konsolidierung gesehen, die zwar nach der Target-Trend-Methode genau an der entscheidenden Unterstützung von 8.896 Punkten ihr bisher vorläufiges Ende gefunden, aber dabei die psychologisch wichtige 9.000er Marke um ca. 100 Punkte nach unten gebrochen hatte. Nach klassischer Charttechnik war dies ein Verkaufssignal. Die runden Marken
Leider neigen immer noch viele Anleger dazu, an solchen runden Marken ihre Stopps zu platzieren oder auszusteigen, wenn diese unterschritten werden. Das macht es dem Markt natürlich einfach, diese Anleger abzukassieren. Der Weg des größten Schmerzes
Und einige von Ihnen werden sich sicherlich noch an die hier mehrfach vorgestellte Theorie erinnern, dass der Markt dazu neigt, den Weg des größten Schmerzes zu gehen. Das bedeutet: Die Kurse verlaufen häufig so, dass die meisten Anleger auf dem falschen Fuß erwischt werden. Wenn man sich das immer mal wieder bewusst macht, versteht man viele Entwicklungen etwas besser und kann diese einfacher einordnen.
Dieses Prozedere ist zudem typisch für seitwärtsgerichtete Konsolidierungen. In diesen kommt es regelmäßig zu starken „Fehlsignalen“, die viele Anleger kalt erwischen. Dazu ein paar Beispiele. Die große Seitwärtsbewegung des Aufwärtstrends 2003 bis 2007
Vielleicht werden sich einige noch an die große Seitwärtsbewegung des DAX im Jahr 2004 erinnern, als der DAX fast ein ganzes Jahr mit der 4.000er Marke kämpfte:
Bevor das Hoch der Seitwärtsbewegung bei 4.150 Punkten nachhaltig gebrochen werden konnte, kam es noch zu einer Konsolidierung, welche die untere Begrenzung der Seitwärtsbewegung und damit auch die 3.700er Marke nach unten unterschritt (schwarzer Pfeil). Damit wurde ein klares Verkaufssignal ausgelöst, das sich aber als typisches Fehlsignal herausstellte. Denn schlussendlich gab es einen Ausbruch aus dieser Konsolidierung nach oben. Eine Reihe von Fehlsignalen
Es gibt weitere Beispiele, die in der Zeit von Mitte 2012 bis Ende 2013 zu erkennen waren. In diesem Zeitraum sahen wir viele kleinere Seitwärtsbewegungen, die am Ende jeweils ein Fehlsignal nach unten generierten, bevor die Kurse nach oben ausbrachen (siehe schwarze Pfeile):
Die zweite, mittlere Formation in diesem Chart Anfang 2013 ähnelt der aktuellen Situation im DAX:
Auch im DAX entwickelte sich zuerst eine Seitwärtsbewegung. Dieser folgte ein Ausbruch nach oben, der aber wieder abverkauft wurde. Im Anschluss daran sahen wir einen Kurseinbruch, dem ein Fehlsignal auf der Unterseite folgte. Die wichtige 9.000er Marke wurde gebrochen, aber auch das vorherige Tief bei 8913,27 Punkten. Und genau das ist typisch für Seitwärtsbewegungen.
Auf der anderen Seite ist das natürlich jetzt keineswegs ein Garant dafür, dass die Kurse nachhaltig die 10.000er Marke nach oben überwinden werden. Es ist eben nur etwas, das man in diesen Seitwärtsbewegung immer einkalkulieren muss. Man muss also bei den Signalen in der Nähe der Begrenzungslinie vorsichtig vorgehen. Es empfiehlt sich bei diesen Signalen Positionen erst nach und nach auf- oder abzubauen. So verhindert man in einer Vielzahl von Fällen völlig auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.
Ganz ehrlich, ich möchte nicht wissen, wie viele Anleger in dieser Konsolidierung komplett ausgestiegen sind, beziehungsweise wichtige Positionen beim Bruch der 9.000er Marke aufgelöst haben und bis jetzt auch keinen Einstieg mehr gefunden haben. Aber so ist sie, unsere „Miss Börse“ – sie geht gerne den Weg des größten Schmerzes.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens