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Wird sich OPEC jemals zu Produktionskürzungen durchringen können?

Veröffentlicht am 27.09.2016, 14:31
Aktualisiert 09.07.2023, 12:31

Analyse vom 27.9.2016 von Ellen R. Wald, Ph.D. aus dem Englischen übersetzt.

Am Mittwoch treffen sich Mitglieder der OPEC am Rande des Internationalen Energieforums in Algerien. Wie bereits beim Frühlingstreffen in Doha sind auch diesmal Gespräche über ein potenzielles Einfrieren der Ölförderniveaus geplant.

Gerüchte, leere Phrasen und Andeutungen darüber überschatten seit der Bekanntgabe des Treffens so ziemlich alle anderen energiebezogenen Meldungen. Am Montag trafen die OPEC-Mitglieder am Veranstaltungsort der IEF-Konferenz ein und die Kurse an den Ölmärkten stiegen dementsprechend an. Auslöser für diesen Kursanstieg war die Hoffnung, dass sich die Organisation auf Produktionsdrosselungen einigen wird.

Die Anleger sollten sich jedoch bereits jetzt auf eine Enttäuschung vorbereiten. In Algerien mag zwar eine vorsichtig optimistische Stimmung herrschen, dennoch gibt es für die größten Ölproduzenten zur Zeit keinen Anreiz für ein derartiges Abkommen. Tatsächlich bereiten sich die OPEC-Staaten und die übrigen Großproduzenten eher auf eine Fortsetzung der Produktionsausweitung vor.

Es folgt eine Beschreibung der Positionen der einzelnen Hauptakteure und eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit, dass das jeweilige Land ein Einfrieren der Fördermengen unterstützen wird:

Algerien: 1,01 Mio. bpd

Der algerische Ölminister Nouredine Bouterfa verbreitet eine äußerst optimistische Stimmung. So will etwa Algerien eine Kürzung der OPEC-Produktionsniveaus um 1 Mio. bpd vorschlagen. Der Minister nutzt die Gastgeberfunktion seines Landes dazu, den Deal voranzutreiben, doch scheinen ihn die übrigen OPEC-Mitglieder weniger ernst zu nehmen als der Ölmarkt. Abgesehen von Indonesien und Gabon trägt Algerien am wenigsten zur Gesamtproduktion der Organisation bei und hat dementsprechend auch nur wenig Einfluss. Zumindest teilweise ist Bouterfas Bravado auch als eine Demonstration der Stärke für das eigene Volk gedacht, die seinen Einsatz für die Verbesserung der Wirtschaftslage bezeugen soll. Und gleichzeitig verfolgt das Land weiter die im Sommer beschlossenen Pläne zur Ausweitung seiner Ölproduktion.

Position: Algerien wird sich für ein Einfrieren der Produktion einsetzen, damit bei der OPEC jedoch keinen Erfolg haben.

Venezuela: 2,1 Mio. bpd

Präsident Maduro unterstützt ein Einfrieren der Produktion und sprach gegenüber Reportern in der vergangenen Woche von einem „unmittelbar bevorstehenden“ Abkommen. Tatsächlich ging die Produktionsmenge Venezuelas seit dem Einbruch der Ölpreise zurück, da das Land den zur Förderung benötigten Strom nicht bezahlen kann. Ungeachtet der Tatsache, dass dem Land die Mittel fehlen, um seine eigenen Bürger zu ernähren, unterzeichnete Venezuela einen neuen Vertrag mit Schlumberger (NYSE:SLB) über die Bohrung von 80 neuen Bohrlöchern im Orinoco-Gürtel. Das ehrgeizige Ziel dieses Vorhabens sind 250.000 bpd, die Venezuela bis 2019 an den Markt bringen will.

Position: Ein Abkommen mag zwar „unmittelbar bevorstehen“, doch das Land plant eine Ausweitung seiner Produktion. Venezuela wird das Abkommen über das Einfrieren der Produktion unterstützen, da dieses kurzfristig zu einem Preisanstieg führen wird. Langfristig will das Land seine Produktion jedoch erhöhen.

Irak: 4,35 Mio. bpd

Irak behauptet, das Abkommen über Produktionskürzungen unterstützen zu wollen, allerdings mit einem großen Vorbehalt: Es möchte aufgrund des jahrelangen Krieges und des aktuellen Isis-Konflikts von allen Produktionskürzungen ausgenommen werden. Irak möchte seine eigene Produktion auf mindestens 5 Mio. bpd ausweiten und unterzeichnete vor Kurzem ein Abkommen mit der autonomen Regierung Kurdistans über die Wiederaufnahme von Exporten aus Gebieten unter kurdischer Kontrolle.

Position: Als zweitgrößter Produzent der Organisation könnte Irak einem Deal zustimmen, falls die OPEC zu einem gemeinsamen Beschluss kommen sollte. Sollten die Produktionen bei den gegenwärtigen Ständen eingefroren werden, müsste sich Irak keine Sorgen darüber machen, dass Iran seinen Marktanteil übernimmt. Sollten jedoch andere Länder Ausnahmen für sich einfordern, so wird Irak dies ebenfalls tun.

Iran: 3,6 Mio. bpd

Aktuelle Aussagen des iranischen Präsidenten Hassan Rohani zu einem potenziellen Abkommen:

„Instabilität und sinkende Ölpreise schaden allen Ländern, aber insbesondere schaden sie Ölproduzenten. Teheran begrüßt alle Maßnahmen zur Stabilisierung des Marktes und der Ölpreise, die auf Gerechtigkeit, Fairness und gerechter Quotenverteilung auf alle Ölproduzenten basieren.“

Im Klartext bedeutet das, dass die übrigen OPEC-Nationen ihre Produktion einschränken, während Iran seine steigern wird. Irans Ansicht nach müssten „Gerechtigkeit“ und „Fairness“ dem Land aufgrund der Sanktionen der vergangenen Jahre eine Freistellung garantieren.

Das Ziel des Landes bestand im Laufe des vergangenen Jahres darin, seine Produktion auf das Vorsanktionsniveau von rund 4 Mio. bpd zu bringen. Berichten zufolge ist dieses Ziel bald erreicht und zahlreiche Analysten glauben, dass es nun für einen Deal bereit sei. Dies ist allerdings nicht der Fall.

Iran verfolgt nun ein noch höheres Ziel von mindestens 5 Mio. bpd. Vor Kurzem genehmigte die Regierung ein neues und vielversprechenderes Investitionsmodell für ausländische Unternehmen, die sich an der Ölförderung Irans beteiligen möchten – eine Kürzung der Fördermengen liegt daher wirklich nicht im Interesse des Landes. Abgesehen davon lehnte Iran erst kürzlich einen Vorschlag Saudi-Arabiens ab, die eigene Produktion zu drosseln, wenn Iran sich zum Einfrieren der Produktionsmengen bei 3,6 Mio. bpd bereit erklären würde.

Position: Iran wird nur ein Abkommen unterstützen, das dem Land eine Freistellung garantiert.

Saudi-Arabien: 10,7 Mio. bpd

Seit einem Treffen zwischen den Vertretern Saudi-Arabiens und Russlands am Rande des G20-Gipfels äußerte sich der Ölminister des Landes Khalid al-Falih nur sehr spärlich zum Thema Einfrieren der Produktionsniveaus. Das Treffen führte zu einem kurzzeitigen Anstieg der Ölpreise, da die Anleger von der Bekanntgabe einer Produktionsdrosselung ausgegangen waren.

Der Einbruch ließ nicht lange auf sich warten, als deutlich wurde, dass das tatsächlich unterzeichnete Abkommen weit hinter den Erwartungen geblieben ist. In der vergangenen Woche traf sich al-Falih mit seinem iranischen Amtskollegen im OPEC-Hauptquartier in Wien und schlug ein Einfrieren der saudischen Produktionsmenge auf dem Stand von Januar vor. Damit schlug Saudi-Arabien eine Kürzung der Produktionsmengen auf Nicht-Sommer-Niveau vor (gegen Ende des Sommers sinkt die Ölnachfrage auf dem einheimischen Markt, da weniger Treibstoff für die Klimaanlagen benötigt wird).

Als Gegenleistung für diese „Kürzung“ sollte Iran seine Fördermenge auf 3,6 Mio. bpd begrenzen. Iran wies das Angebot zurück. Auch über die Vermessung der Produktionsmengen konnte keine Einigung erzielt werden. Iran besteht auf Selbsteinschätzung, Saudi-Arabien auf eine unabhängige Quelle, die die Zahlen überprüft. Dies deutet darauf hin, dass Iran, selbst wenn es dem Vorschlag zugestimmt hätte, nicht vorhatte, sich an die Vorgaben zu halten.

Position: Saudi-Arabien sieht gegenwärtig keinen dringenden Bedarf für eine Produktionskürzung. Das Land würde ein Abkommen unterstützen, wenn alle OPEC-Staaten und Russland zustimmen. Es dürfte keine Ausnahmen für Staaten geben und alle Produktionsangaben müssten von unabhängigen Drittparteien überprüft werden.

Russland: 11,9 Mio. bpd

Anfang September sprach sich der russische Präsident Wladimir Putin für ein Abkommen zwischen Russland und der OPEC aus, bei dem Iran eine Freistellung gewährt werden würde. Seitdem verabschiedete sich Russland jedoch von dieser Position.

Ölminister Alexander Nowak nimmt zwar an der IEF-Konferenz teil, könnte jedoch bereits abreisen, bevor das OPEC-Treffen stattfindet. Russland wird seiner Aussage nach keine Produktionskürzungen in Betracht ziehen, bis die OPEC ihre internen Konflikte in Bezug auf dieses Thema gelöst hat. Derweil plant das Land, verstärkt in die Ölrückgewinnung in seinen älteren, so genannten „braunen“ Feldern zu investieren. Darüber hinaus planen Rosneft (MCX:ROSN) und Gazprom Neft (MCX:SIBN) neue Bohrungen in als „schwer erschließbar“ geltenden Gebieten.

Trotz der höheren Kosten gehen beide Unternehmen davon aus, dass sich die Ölquellen selbst bei einem Preis von rund 40 USD pro Barrel rentieren werden. Russland sieht aktuell keinen Bedarf für Produktionskürzungen und Premierminister Dimitri Medwedew ordnete an, für die Aufstellung des Staatshaushalts für die nächsten drei Jahre mit einem Ölpreis von 40 USD pro Barrel zu rechnen. (Hinweis: Russland ist zwar kein Mitglied der OPEC, dennoch ist seine Teilnahme an allen Vereinbarungen über ein Einfrieren der Produktion aufgrund seines Produktionsvolumens, der Konkurrenz mit Saudi-Arabien um Umsätze an den wichtigsten Märkten und der relativ zentralisierten Kontrolle der angeblich privaten Ölförderunternehmen von entscheidender Bedeutung).

Position: Russland hegt keine großen Hoffnungen auf einen Konsens unter den einzelnen OPEC-Staaten und hat auch kein besonderes Interesse an einem Abkommen über Produktionskürzungen, selbst wenn OPEC diese beschließen sollte. Sollte es zu einer solchen Übereinkunft kommen, würde Saudi-Arabien aufgrund der Verbindungen zwischen Russland und Iran den Absichten des Landes weiterhin misstrauen.

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