PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Einen Tag vor dem mit Spannung erwarteten Zinsentscheid der US-Notenbank schalten die Händler an Europas Aktienmärkten verstärkt auf Vorsicht. Sorge vor steigenden Zinsen belastete auch am Dienstag die wichtigsten Indizes: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 F:SX5E verlor am Vormittag 0,51 Prozent auf 3215,29 Punkte. Der Cac-40-Index (PSE:PCAC) sank in Paris um 0,57 Prozent auf 4403,27 Punkte, und an der Londoner Börse ging es für den FTSE 100 (ISE:UKX) um 0,47 Prozent auf 6772,45 Punkte nach unten.
Neben womöglich steigenden Zinsen beim Entscheid der US-Notenbank Fed belaste nach wie vor der unsichere Ausgang des schottischen Unabhängigkeits-Votums, kommentierte Händler Markus Huber vom Broker Peregrine & Black. Bis zu den Ereignissen im Verlauf der Woche dürften viele Akteure an den Märkten das Geschehen eher als Zuschauer verfolgen.
Deutlich besser als erwartet ausgefallene Konjunkturerwartungen deutscher Finanzanalysten im ZEW-Index begrenzten das Minus im Handelsverlauf dabei etwas. Die aktuelle Lage schätzten die Experten zwar schwächer ein als erwartet. Deutlich besser als gedacht fielen hingegen die Erwartungen an den weiteren Konjunkturverlauf aus.
Europaweit besonders schwach war der Immobiliensektor (DJX:F1GF). Der Branchenindex des breiten Stoxx Europe 600 (DJX:SXXP) gab mit 1,3 Prozent am deutlichsten nach, knapp dahinter die Technologiebranche (DJX:SX8P). Noch am glimpflichsten davon kamen Öl- und Gaswerte (DJX:SXEP), die fast ein halbes Prozent nachgaben. Ebenfalls zwar im Minus, vergleichsweise aber noch stabil: Der Lebensmittelsektor (DJX:SX3P) und die Medienbranche (DJX:SXMP).
Bei den Einzelwerten stachen die Titel der spanischen Jazztel mit plus sechs Prozent auf 12,76 Euro heraus - der französische Telefonprimus Orange (PSE:ORA) will sich mit dem spanischen Festnetzanbieter stärken und es damit seinen Konkurrenten gleichtun. Die Franzosen hatten 13 Euro pro Anteil geboten. Die Analysten von Exane BNP trauen dem Angebot große Erfolgschancen zu.
Nach dem Kurssprung am vortag infolge der Spekulationen um ein Interesse des Rivalen AB Inbev (BRU:ABI) (FSE:ITK) holten Aktionäre des Braukonzerns SABMiller (ISE:SAB) (FSE:BRW1) zunächst einmal Luft: Ihre Papiere verloren knapp zweieinhalb Prozent. Zum Wochenauftakt hatten sie fast zehn Prozent zugelegt.
Enttäuschung bei den Eignern Thomas Cook (FSE:TCG) (ISE:TCG). Zwar erwartet der Reisekonzern und Tui-Konkurrent (ETR:TUI1) im Geschäftsjahr einen Gewinnsprung auf bis zu 335 Millionen britische Pfund, aber das war den Aktionären offenbar nicht genug: Die Aktie rutschte in London mehr als fünf Prozent ab.
Dass der europäische Flugzeughersteller Airbus F:AIR (PSE:PAIR) in seinem Rüstungs- und Raumfahrtgeschäft weiter aufräumen will, sorgte zwar am Markt nicht für Begeisterung. Mit einem knappen Minus von 0,05 Prozent hielt sich die Aktie in Paris allerdings besser als der Markt. Einige Konzernteile, insbesondere das kommerzielle und halbstaatliche Telekommunikationsgeschäft, sollen verkauft werden.