- von Markus Wacket
Berlin (Reuters) - Die Deutsche Bahn hat nach längerer Talfahrt ihr Geschäft stabilisiert und so die Chancen für Konzernchef Rüdiger Grube auf einen neuen Vertrag erhöht.
Mit einem harten Sparkurs und einem besseren weltweiten Frachtgeschäft stieg der Betriebsgewinn im ersten Halbjahr auf eine Milliarde Euro und damit um 13 Prozent oder fast 120 Millionen Euro, wie der Staatskonzern am Mittwoch mitteilte. In den Zügen fuhr eine Rekordzahl von Passagieren, was sich allerdings wegen zahlreicher Sonderangebote beim Gewinn kaum bemerkbar machte. Auf der anderen Seite kürzte das Unternehmen Investitionen um fast 300 Millionen Euro. Mehr tun will die Bahn angesichts der jüngsten Anschläge für die Sicherheit: Dafür sollen in den nächsten Jahren 500 Mitarbeiter zusätzlich eingestellt werden. Kontrollen wie an Flughäfen werde es aber nicht geben.
Bahnchef Grube zeigte sich optimistisch: "Wir sind zuversichtlich und fest entschlossen, dass wir unsere wirtschaftlichen Ziele für 2016 erreichen werden." Dann soll der Betriebsgewinn 1,86 Milliarden Euro und nach Abzug von Zinszahlungen und Steuern noch gut 500 Millionen Euro betragen. Für Grube ist das wichtig, da sein Vertrag 2017 ausläuft und noch in diesem Jahr verlängert werden muss. Angesichts des Milliarden-Verlustes 2015, steigender Schulden und Dauer-Problemen mit Pünktlichkeit und Service hat sich der Bund als Eigentümer in der Frage bislang bedeckt gehalten.
Tatsächlich profitierte Grube jetzt vom Vergleich zum ersten Halbjahr 2015, wo Streiks und Unwetter den Betriebsgewinn um fast 300 Millionen Euro gedrückt hatten. Auch der Wegfall dieser Sondereinflüsse konnte jetzt den Betriebsgewinn allerdings nicht annähernd um diese Summe anheben. Der Umsatz war mit 20 Milliarden Euro auch kaum verändert. Besserung gelobte Grube bei der Pünktlichkeit der Fernzüge: "Wir fokussieren uns weiter auf das Brot- und Butter-Geschäft." Zwar wurde im ersten Halbjahr trotz günstiger Witterung das Ziel von 80 Prozent pünktlicher Züge verfehlt. Für das Gesamtjahr peile er den Wert aber weiterhin an, sagte Grube.
NOCH KEIN HOFFUNGSSCHIMMER BEI DER GÜTERBAHN ZU SEHEN
Anders sieht es beim kriselnden Schienen-Güterverkehr und beim Gewinn des Fernverkehrs aus. Die Fernbus-Konkurrenz zwingt die Bahn zu Sonderangeboten. Hatte die Bahn für IC und ICE noch im März wieder wachsende Gewinne angekündigt, geht der Konzern nun eher von einem Rückgang aus. Ein Dauerproblem ist die Güterbahn, wo Transportmengen und Umsatz entgegen der März-Prognosen eher zurückgehen werden. Bei der Tochter DB Cargo sollen Hunderte kleiner Güterbahnhöfe geschlossen oder seltener angefahren werden und voraussichtlich mehrere Tausend Stellen wegfallen.
Probleme drohen dem Konzern zudem bei einem Brexit: Großbritannien ist mit 33.000 Mitarbeitern und 3,7 Milliarden Euro Umsatz der wichtigste Markt außerhalb Deutschlands. Er rechne mit negativen Auswirkungen auf das Geschäft, sagte Grube. Konzernkreisen zufolge ist im schlimmsten Fall 2016 schon mit einem Umsatzverlust von rund 900 Millionen Euro zu rechnen. Zudem will die Bahn einen Teil seiner britischen Nahverkehrstochter Arriva sowie des Speditionsgeschäfts von Schenker an die Börse bringen. Zumindest bei Arriva steht nun ein größeres Fragezeichen. Über die Pläne will der Aufsichtsrat im Dezember entscheiden.