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Neuer Commerzbank-Chef streicht fast 10.000 Stellen

Veröffentlicht am 29.09.2016, 17:17
Aktualisiert 29.09.2016, 17:17
© Reuters. Visitors arrive at Commerzbank's headquarters before the bank's annual news conference in Frankfurt

- von Alexander Hübner

Frankfurt (Reuters) - Kahlschlag bei der Commerzbank: Mit dem Umbau der renditeschwachen Bank verliert in den nächsten vier Jahren jeder fünfte Mitarbeiter den Arbeitsplatz.

Vorstandschef Martin Zielke kündigte am Donnerstag vor dem Aufsichtsrat die Streichung von 9600 der 45.000 Vollzeitstellen an. Er sieht offensichtlich nur in einer Rosskur die Chance, die zweitgrößte deutsche Bank auf Vordermann zu bringen und die unzufriedenen Aktionäre auf seine Seite zu ziehen. "Commerzbank (DE:CBKG) 4.0" heißt die Strategie, mit der sich die Bank "von Grund auf erneuern" werde, wie Zielke an die Belegschaft schrieb. 1,1 Milliarden Euro soll der Umbau kosten. Die Aktionäre müssen dafür bis auf weiteres wieder auf Dividenden verzichten.

Doch wenn die Zinsen so niedrig bleiben wie heute, reicht selbst der radikale Stellenabbau nicht aus, um bis zum Jahr 2020 auf Renditen und Kosten zu kommen, die im Branchenvergleich wettbewerbsfähig sind. Denn mit dem Geld, das Kunden auf ihren Konten parken, weiß die Commerzbank im Zinstief nichts anzufangen. Zielke malte ein düsteres Bild der Lage: "Das Wichtigste, was wir uns 2012 vorgenommen haben, haben wir noch nicht erreicht. Wir verdienen einfach nicht genug Geld, um die Bank dauerhaft mit Erfolg in die Zukunft zu führen", schrieb er in einem Brief an die Mitarbeiter, der Reuters vorlag: Schnelle Antworten seien gefragt. "Abwarten ist keine Lösung! Wir müssen dringend selbst tätig werden, um die Bank deutlich profitabler zu machen."

Doch auch Zielke hält bis 2020 nur eine Eigenkapitalrendite von sechs Prozent für erreichbar - weniger als viele deutsche Landesbanken verdienen. Acht Prozent seien nur machbar, wenn sich die Lage an den Märkten normalisiere. Trotz des massiven Stellenabbaus peilt die Bank immer noch eine Aufwandsquote von 66 Prozent an - international sind 50 bis 55 Prozent Standard. 2015 musste die Bank noch 73 Cent aufwenden, um einen Euro Ertrag zu erzielen.

Für die Commerzbank ist es das dritte Sparprogramm seit der Fusion mit der Dresdner Bank. Seit 2008 ist die Mitarbeiterzahl um 18.000 geschrumpft. Das macht es der Commerzbank schwer, ohne Entlassungen auszukommen. Bis Ende des Jahres sind Kündigungen noch ausgeschlossen. "Der Abbau betrifft alle Bereiche und alle Hierarchiestufen", schrieb Zielke. Man werde mit den Betroffenen "fair und verantwortungsbewusst" umgehen. Die Gewerkschaft Verdi forderte, den Beschäftigten nicht mit Kündigungs-Drohungen Angst zu machen. "Der Vorstand muss jetzt aufzeigen, dass sich die anhaltende Niedrigzinsphase, Digitalisierung und Regulierung nicht zu einem gefährlichen Giftcocktail entwickeln", erklärte Verdi-Vorstandsmitglied Christoph Meister.

Am stärksten betroffen dürften Verwaltungstätigkeiten sein, die in Zukunft - etwa im internationalen Zahlungsverkehr - vom Computer erledigt werden. Aber auch die verbleibenden gut 1000 Filialen kommen nicht ungeschoren davon - sie sollen künftig anders aussehen als heute. Zielke hatte das Privatkundengeschäft überraschend auf Vordermann gebracht und war mit dem Aufstieg zum Vorstandschef belohnt worden. Am Freitag will er die Pläne vorstellen, über denen der Vorstand monatelang zusammen mit Unternehmensberatern von McKinsey gebrütet hatte.

"HARTES BROT FÜR DIE MITARBEITER"

Zielkes Wurf stieß bei Investoren und Politikern auf Zustimmung: "Jetzt zeigt sich, dass man viel zu lange weitgehend auf ein 'Weiter so' gesetzt hat und jetzt erst die schmerzhaften Aufräumarbeiten angegangen werden", sagte Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick der Nachrichtenagentur Reuters. Zustimmung gab es von der Kapitalseite. Einer der zehn größten Commerzbank-Aktionäre lobte: "Es ist positiv, dass er durchgreift. Das ist hartes Brot für die Mitarbeiter, aber der drastische Schnitt ist notwendig. Wenn die Erträge wegbrechen, müssen auch die Kosten runter."

Dabei spart die Commerzbank mit dem Großreinemachen 700 Millionen Euro pro Jahr. Die Kostenbasis soll bis 2020 auf 6,5 Milliarden Euro sinken. Analyst Neil Smith vom Bankhaus Lampe zeigte sich enttäuscht: "Ich hatte sechs Milliarden erwartet, aber vielleicht wollen sie nur jetzt nicht zu viel versprechen." Zwei Milliarden sollen in die Digitalisierung investiert werden. In "zukunftsträchtigen Bereichen" braucht die Bank 2300 neue Mitarbeiter.

Auf eine Dividende dürften die Aktionäre bis 2020 nicht mehr hoffen, sagte der Großinvestor. "Das ist schrecklich. Aber das scheint in Deutschland bei Großbanken die neue Normalität zu sein." Der Ausstieg des Staates sei für weitere vier bis fünf Jahre kein Thema. Schick sagte: "Stand heute ist die Rettung der Commerzbank für den Steuerzahler ein Milliardenverlust – anders als Bankenrettungen in der Schweiz oder den USA." Der Bund ist mit gut 15 Prozent größter Aktionär. Die Commerzbank-Aktie gab an der Börse um 2,3 Prozent nach.

© Reuters. Visitors arrive at Commerzbank's headquarters before the bank's annual news conference in Frankfurt

GERADE NOCH IN DER GEWINNZONE

Einschnitte bedeutet die "Commerzbank 4.0" vor allem für die Investmentbank: Sie soll weitgehend aus dem Handel aussteigen, der viel Eigenkapital kostet und schwankende Erträge liefert. Das Geld sei im Kerngeschäft besser angelegt, die Erträge sollen auch so wachsen. Der Rest der Investmentbank-Sparte wird mit dem Großkunden-Geschäft zum "Firmenkunden"-Bereich zusammengelegt. Kleinere Unternehmer werden von der Privatkundensparte betreut.

Die Zusammenlegung der Sparten kostet unmittelbar Gewinn: Sie führe zu Abschreibungen von 700 Millionen Euro, etwa auf Software. Dadurch sei im dritten Quartal mit roten Zahlen zu rechnen. Unter dem Strich will die Commerzbank 2016 aber knapp in der Gewinnzone bleiben. Vom Ziel, wie im letzten Jahr unter Martin Blessing auf einen Milliardengewinn zu kommen, hat sich Zielke schon im August verabschiedet.

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