Die Top-Manager der 30 Unternehmen im Deutschen Aktienindex (Dax) verdienen einer Studie zufolge durchschnittlich 57-mal so viel wie ein gewöhnlicher Mitarbeiter. Vor zehn Jahren sei es lediglich das 42-Fache gewesen, heißt es in einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Die Firmen selbst müssen diese Zahlen nicht veröffentlichen. Genau das fordern aber die Studienautorinnen: Eine Transparenzvorschrift könne Gehaltsexzesse verhindern helfen.
Für die Untersuchung verglichen die Forscherinnen die durchschnittliche Vorstandsvergütung der Konzerne mit dem durchschnittlichen Personalaufwand des Unternehmens pro sonstigem Beschäftigten weltweit. Diese Zahlen sind in den Geschäftsberichten zu finden.
Den größten Abstand zwischen Vorstandsvergütung und dem Lohn eines Durchschnittsbeschäftigten fanden die Studienautorinnen bei Volkswagen: Hier bekam die Führungsetage im Jahr 2014 demnach 141-mal so viel Geld wie ein durchschnittlicher Beschäftigter. Am kleinsten war der Abstand der Untersuchung zufolge 2014 beim Konsumgüterkonzern Beiersdorf mit dem Faktor 17.
Neben Volkswagen (DE:VOWG) errechneten die Forscherinnen auch bei der Deutschen Post (DE:DPWGn) und bei Adidas einen Abstand um mehr als das Hundertfache. Einen Faktor unter 20 wiesen demnach lediglich Beiersdorf und die Commerzbank (DE:CBKG) auf.
Wer die Verantwortung für die Geschicke eines großen Unternehmens mit zig tausend Arbeitsplätzen trage, erbringe eine beachtliche Leistung und sollte anständig bezahlt werden, heißt es in der Studie. Die Frage sei aber, wie hoch der Gehaltsaufschlag ausfallen dürfe. Die von ihnen verwendete Messgröße, die Manager to Worker Pay Ratio, müssen Firmen in den USA ab dem kommenden Jahr ausweisen - deutsche Unternehmen nicht.
Die Forscherinnen Marion Weckes und Qendresha Berisha schlagen daher vor, dass auch börsennotierte Unternehmen hierzulande die Manager to Worker Pay Ratio veröffentlichen - dieses Gebot ließe sich "sehr einfach" durch eine Ergänzung im Kodex für gute Unternehmensführung verankern. Dann müssten die Firmen die Zahlen auf den Tisch legen, und dann müsste sich auch der Aufsichtsrat damit befassen.
Die Autorinnen plädieren für eine Obergrenze. Diese könne sogar im Interesse der Aktionäre liegen: Sehr große Gehaltsdifferenzen zwischen Führung und Beschäftigten wirke sich Studien zufolge negativ auf Kooperations- und Leistungsbereitschaft aus - also auch auf den Unternehmenserfolg. Und Manager, die finanziell stark nach oben abweichen, neigten zu Selbstüberschätzung und risikoreicherem Handeln.