Der Trend hin zu weniger klimabelastenden Neuwagen verliert an Schwung. Wie das Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach in einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse feststellt, sank der durchschnittliche CO2-Ausstoß neu zugelassener Pkw in Deutschland im ersten Halbjahr 2016 nur noch um 2,2 Prozent auf derzeit 127,6 Gramm je Kilometer.
Das war laut CAM der geringste Rückgang seit 2009/10, als die Abwrackprämie für eine Ausnahmesituation sorgte. In den seither vergangenen fünf Jahren gingen die zum Halbjahr ermittelten CO2-Emissionen neuer Pkw demnach im Schnitt noch um 3,2 Prozent zurück.
"Insbesondere die hohe Nachfrage nach SUV und Geländewagen sowie niedrige Spritpreise torpedieren dabei die Anstrengungen der Automobilhersteller zur Reduzierung der CO2-Emissionen und vermindern die Akzeptanz bei Käufern für alternative Antriebe", erklärte das CAM. Der Marktanteil dieser Fahrzeuge sei seit 2007 von 7,3 Prozent auf 20,8 Prozent im Juni 2016 gestiegen. Sie stoßen mehr CO2 aus als leichtere Modelle.
Nach Angaben von Studienleiter Stefan Bratzel wird die Elektrifizierung der Modelle für Autohersteller vor diesem Hintergrund immer wichtiger - auch um künftig schärfere CO2-Flottengrenzwerte einhalten zu können. Das gelte um so mehr, als die prinzipiell CO2-ärmere Dieselantriebstechnik ihren Höhepunkt "im globalen Maßstab" inzwischen überschritten zu haben scheine und von Hersteller und Politik zunehmend hinterfragt werde.
Zwar benötigten die Hersteller Diesel noch zur Erreichung der für 2021/22 geltenden CO2-Ziele, betonte Bratzel. Aufgrund steigender Kosten der Abgasreinigung verlören sie in "manchen Segmenten" aber an Attraktivität gegenüber Benzinantrieben.
Hinzu komme der Akzeptanzverlust auf Kundenseite seit der Diesel-Abgasaffäre bei VW (DE:VOWG). Der Anteil der Diesel an den neu zugelassenen Pkw in Deutschland sei im vergangenen Monat mit 46 Prozent so niedrig gewesen wie zuletzt 2010, erklärte der Experte.
"Aufgrund der dargestellten Trends im Bereich SUV und des Diesels sind die Hersteller dringend gefordert ihre Aktivitäten im Bereich der Elektromobilität wesentlich zu verstärken und die technologische Wettbewerbsfähigkeit der E-Modelle zu erhöhen." Eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg von Elektroautos sei neben der Reichweite und dem Endpreis vor allem der Aufbau einer dichten Schnellladeinfrastruktur, betonte Bratzel.