* Firmenchef Schneider will bei großen Deals aber vorsichtig sein
* Übernahme von Danone Medical Nutrition im ersten Anlauf geplatzt
* Unternehmen erwartet mehr Klinik-Privatisierungen in Deutschland
Frankfurt, 06. Okt (Reuters) - Der Gesundheitskonzern Fresenius FREG.DE hat die Hoffnung auf Übernahmen im Geschäft mit medizinischer Ernährung nicht aufgegeben. "Wenn sich Gelegenheiten auftun, werden wir sie uns anschauen", sagte Konzernchef Ulf Schneider am Montagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Fresenius hat sich vergangenes Jahr Insidern zufolge zusammen mit zwei Finanzinvestoren um die Übernahme der Sparte Medical Nutrition des französischen Danone DANO.PA -Konzerns bemüht. Dieser blies den vier bis fünf Milliarden Euro schweren Verkauf Ende 2014 allerdings fürs erste ab. ID:nL6N0TW0IG
Danone Medical Nutrition stellt unter anderem Lebensmittel für Menschen mit schweren Allergien und Nahrung für Patienten mit Magensonden her. Aktuell gibt es Finanzkreisen zufolge keinen neuen Anlauf für einen Verkauf, Insider halten es allerdings für wahrscheinlich, dass es früher oder später dazu kommen wird. Schneider wollte sich zu Danone nicht äußern, machte jedoch deutlich, dass er bei milliardenschweren Zukäufen derzeit vorsichtig ist. "Man soll nie nie sagen, aber das Umfeld für Übernahmen in diesem Bereich ist äußerst schwierig."
In den vergangenen zwei Jahren seien die Preise für Akquisitionen in der Gesundheitsbranche durch die Decke gegangen, erklärte Schneider. "Da hat sich eine Gesundheits-Bewertungs-Blase aufgebaut." In den letzten Wochen seien Kurse und Preise zwar etwas gesunken, sie seien aber nach wie vor "sehr sportlich". Schneider hat Fresenius durch zahlreiche Milliarden-Übernahmen zu einem globalen Konglomerat in der Gesundheitsbranche ausgebaut, das heute über 220.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Konzern wachse aber auch aus eigener Kraft und werde nicht nervös, wenn es ein paar Jahre keine großen Zukäufe gebe, sagte Schneider. Für ihn sei das ohnehin entspannter. "Man schläft besser und kriegt weniger graue Haare."
Am deutschen Klinikmarkt ist Fresenius seit der Übernahme zahlreicher Rhön RHKG.DE -Krankenhäuser 2014 der mit Abstand größte Anbieter. Nach zwei relativ ruhigen Jahren rechnet Schneider mittelfristig auch wieder mit mehr Privatisierungen von kommunalen Krankenhäusern. Zudem überlegt Fresenius, auch außerhalb Deutschlands Kliniken zu betreiben. Der Konzern schaue sich die Krankenhaus- und Erstattungssysteme in verschiedenen Ländern an und werde dann entscheiden, "was ein möglicher Zielmarkt ist", erklärte Schneider. Man stehe dabei jedoch am Anfang. Eine Entscheidung sei 2015 und vermutlich auch 2016 noch nicht zu erwarten. "Wir machen keine Schnellschüsse."
Schneider seht seit 2003 an der Spitze von Fresenius und zählt damit zu den dienstältesten Vorstandsvorsitzenden bei deutschen Großunternehmen. In der 103-jährigen Geschichte von Fresenius ist er erst der fünfte Chef - und kann sich vorstellen, das noch einige Zeit zu bleiben. Am Ende müssten das natürlich die Eigentümer entscheiden, sagte der 50-Jährige, fügte jedoch hinzu: "Ich würde es gerne länger weitermachen."