FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Kursfiasko in der Vorwoche hat sich der Dax F:DAX wieder gefangen. Zwar war der deutsche Leitindex zu Handelsbeginn am Montag kurzfristig unter die Marke von 8700 Punkten gerutscht, doch erholte er sich danach rasch wieder. Zuletzt stand er noch 0,16 Prozent im Minus bei 8774,48 Punkten.
Auch der MDax F:MDAX berappelte sich und verlor zuletzt 0,64 Prozent auf 14 892,94 Zähler. Der TecDax F:TDXP gab 1,35 Prozent auf 1141,75 Punkte nach. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 F:SX5E verlor 0,38 Prozent.
KLEINE GEGENBEWEGUNG WINKT
Sorgen um die Konjunktur und um früher als erwartet steigende US-Zinsen hatten in der vergangenen Woche den Dax kräftig fallen lassen. Am Ende wurde der Gewinn eines ganzen Jahres vernichtet - am Freitag hatte der deutsche Leitindex bei 8788,81 Punkten so tief geschlossen wie zuletzt vor zwölf Monaten. Experten befürchteten zwischenzeitlich, dass der Dax nun im freien Fall nach unten stürzen könnte.
Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar sieht die Lage jedoch weniger dramatisch: "Die Statistik spricht eine klare Sprache: Der Deutsche Aktienindex ist so stark gefallen, dass eine vorläufige Bodenbildung fast sicher erscheint." Anleger könnten mit diesem Wissen jedoch nur dann etwas anfangen, wenn sie gerne mit höchstem Risiko spekulierten. "Dann lässt sich auf eine kleine Gegenbewegung setzen."
US-BERICHTSSAISON NIMMT FAHRT AUF
Die Blicke und Hoffnungen auf Kursstützen richten sich in dieser Woche nun vor allem auf die Berichtssaison, die in den USA in den nächsten Tagen deutlich an Fahrt aufnimmt. Überdies stehen in den USA auf Konjunkturseite zahlreiche wichtige Konjunkturtermine an wie etwa das Sitzungsprotokoll ("Beige Book") der US-Notenbank Fed zur Wochenmitte.
Deutlich ruhiger geht es hierzulande zu. An diesem Montag interessiert vor allem der Kapitalmarkttag des im MDax notierten Anlagenbauers Gea Group F:G1A. Beobachter schließen nicht aus, dass das Unternehmen vorläufige Eckdaten für das dritte Quartal präsentieren könnte. Im Vorfeld der Veranstaltung notierten Gea zuletzt 0,72 Prozent tiefer.
Südzucker F:SZU, die in der vergangenen Woche bereits wegen unsicherer Geschäftsaussichten auf ein Mehrjahrestief gerutscht waren, notierten erstmals seit 2008 unter 10 Euro. Zuletzt gab die Aktie 3,92 Prozent auf 9,93 Euro nach. Goldman-Sachs-Analystin Rosie Edwards sieht laut einer aktuellen Studie weiteres Abwärtspotenzial für die Aktie. Die Expertin senkte ihr Kursziel und beließ das Papier auf der "Convition Sell List".
Index-Kollege Fraport F:FRA hingegen gehörten nach guten Verkehrszahlen mit plus 1,04 Prozent zu den wenigen MDax-Gewinnern. Trotz des Streiks der Lufthansa-Piloten F:LHA wuchs am Frankfurter Flughafen die Zahl der Passagiere im vergangenen Monat auf knapp 5,9 Millionen, das waren so viele wie in keinem September zuvor.
Unter den Einzelwerten im Dax waren am Montagmorgen Infineon F:IFX nach mehreren skeptischen Analystenkommentaren mit minus 1,58 Prozent auf 7,061 Euro die größten Index-Verlierer. Bereits in der vergangenen Woche hatten die Titel wegen schlechter Nachrichten des US-Chipherstellers Microchip Technologies knapp 7 Prozent an Wert eingebüßt. Nun zogen unter anderem die Analysten von JP Morgan ihre Kaufempfehlung für den Titel zurück und kappten ihre Einstufung auf "Neutral". Die Experten der Deutschen Bank sorgten sich vor allem darum, dass beim Chiphersteller ein konservativer Ausblick für Enttäuschung sorgen könnte.
Deutliche Verluste mussten auch Pharmawerte hinnehmen. Lanxess F:LXS und Merck büßten jeweils rund 1 Prozent ein. Bayer (ETR:BAYN), denen laut Medienberichten in den USA eine Milliarden-Schadenersatzklage wegen des Schlaganfall-Mittels Xarelto droht, traten auf der Stelle. Dax-Gewinner nach ihrer mehrtägigen Verlustserie waren die Papiere von Adidas F:ADS mit plus 0,85 Prozent.
Freuen durften sich im SDax F:SDXP aber besonders die Anleger von Tipp 24 F:TIM. Die Aktien des Glücksspielanbieters sprangen um gut 15 Prozent an, sie kommen jedoch vom tiefsten Niveau seit März 2011. Am Freitag war nach Börsenschluss bekannt geworden, dass die Beteiligung MyLotto24 von anstehenden Anpassungen der britischen Steuerbehörden profitiert. MyLotto24 muss bei der Bemessung der Glücksspielabgabe ab Anfang Dezember für außerhalb des Vereinigten Königreichs erzielte Spielerträge keine Abgaben mehr zahlen.