Berlin (Reuters) - Durch die hohe Zuwanderung verzeichnet Deutschland den stärksten Anstieg der Einwohnerzahl seit über einem Vierteljahrhundert.
Rund 82,2 Millionen Menschen lebten 2015 in Deutschland, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Das waren 978.000 mehr als 2014. "Das ist der höchste Bevölkerungszuwachs seit der Wiedervereinigung", erklärten die Statistiker. Der Grund liegt im Zuzug von über 1,1 Millionen Flüchtlingen und EU-Ausländern. Für dieses Jahr erwarten Experten mindestens 300.000 Zuwanderer weniger, so dass auch die Bevölkerungszunahme schwächer ausfallen dürfte.
"Die Netto-Zuwanderung nach Deutschland dürfte sich 2016 in einer Größenordnung zwischen 650.000 bis 850.000 bewegen", sagte der Zuwanderungsexperte Herbert Brücker der Nachrichtenagentur Reuters. Das wären 300.000 bis 500.000 weniger als 2015. Dabei rechnet der Fachmann des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit deutlich geringeren Flüchtlingszahlen, während der Zuzug aus anderen Staaten der Europäischen Union (EU) unverändert hoch sei. "Das hängt hauptsächlich mit der guten Arbeitsmarktentwicklung zusammen", sagte Brücker.
ZAHL DER AUSLÄNDER STEIGT UM 14,7 PROZENT
Die Zahlen zur Rekordzuwanderung nach Deutschland im vorigen Jahr hatte das Statistikamt bereit im Juli bekanntgegeben. Demnach kamen rund 1,14 Millionen Menschen mehr nach Deutschland als wegzogen. Den größten Anteil hatten Syrer mit 298.000 Menschen. Rund 45 Prozent der Zugewanderten waren EU-Bürger, wobei Rumänien mit 92.000 Personen Spitzenreiter war.
Ohne Zuwanderung wäre die Bevölkerung geschrumpft, da das Geburtendefizit nochmals stieg. Es starben 188.000 Menschen mehr, als hier geboren wurden. Im Vorjahr hatte die Lücke zwischen Geburten und Todesfällen nur 153.000 betragen.
Als Folge der Zuwanderung stieg der Anteil der Ausländer in der Bevölkerung auf 10,5 von 9,3 Prozent. Ende 2015 lebten den Statistikern zufolge 8,7 Millionen ausländische Staatsbürger in Deutschland. Das waren 14,7 Prozent mehr als im Jahr davor.
In allen Bundesländern nahm wie Einwohnerzahl zu, besonders in den bevölkerungsreichsten Ländern Nordrhein-Westfalen (plus 227.000), Baden-Württemberg (plus 163.000) und Bayern (plus 152.000). Prozentual gab es die stärksten Zunahmen in Baden-Württemberg und Bremen (jeweils plus 1,5 Prozent) sowie in Berlin, Hamburg und Hessen (plus 1,4 Prozent). Die geringsten Zuwächse gab es in Sachsen-Anhalt (plus 0,4 Prozent) und Thüringen (plus 0,6 Prozent). 2016-08-26T064541Z_1_LYNXNPEC7P091_RTROPTP_1_EUROPE-MIGRANTS-GERMANY.JPG