Der Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) hat Schwächen bei den beiden größten deutschen Banken zu Tage befördert. Bei der Deutschen Bank (DE:DBKGn) und der Commerzbank (DE:CBKG) würde demnach die harte Kernkapitalquote im Falle einer starken Eintrübung der Konjunktur um mehr als fünf Prozentpunkte sinken. Allerdings stehen beide Institute weit besser da als die italienische BMPS, die mit Abstand am schlechtesten abschnitt.
Die EBA hatte 51 große Banken aus 15 europäischen Ländern unter die Lupe genommen. Diese stehen für etwa 70 Prozent der Bilanzsumme im europäischen Bankensektor und könnten die Finanzstabilität in Europa gefährden, sollten sie ins Straucheln geraten. Aus Deutschland waren neun Banken dabei.
Ein Durchfallen war anders als bei vorherigen Tests nicht möglich. Die EBA prognostizierte stattdessen die Entwicklung wichtiger Kennzahlen der Banken bis 2018 in zwei Szenarien: einer wirtschaftlichen Entwicklung gemäß den Vorhersagen der EU-Kommission und einer starken konjunkturellen Eintrübung.
Im negativen Szenario würden laut EBA 14 Banken deutlich leiden - die harte Kernkapitalquote als wichtiges Barometer der finanziellen Stabilität würde um mindestens fünf Prozentpunkte einbrechen. In diese Gruppe fallen die Deutsche Bank und die Commerzbank.
"Wir sind 2016 mit einem besseren Ergebnis aus dem Test herausgekommen als 2014, obwohl der diesjährige Test anspruchsvoller war", erklärte Deutsche-Bank-Vorstandschef John Cryan. Die Resultate zeigten, dass die größte deutsche Bank "auch für härtere Zeiten gewappnet" sei.
Der Risikovorstand der Commerzbank, Marcus Chromik, nannte sein Institut "widerstandsfähig und stressresistent". Die Stabilität der Bank wäre "auch unter den widrigen Bedingungen des EBA-Stressszenarios" gewährleistet.
Mit Abstand die schlechtesten Resultate gab es für die italienische Banca Monte dei Paschi de Siena (BMPS). Bei der Bank, die mit faulen Krediten in zweistelliger Milliardenhöhe belastet ist, würde die harte Kernkapitalquote demnach im negativen Szenario um mehr als 14 Prozentpunkte auf minus 2,23 Prozent einbrechen. Damit ist die BMPS die einzige Bank, bei der die Kernkapitalquote ins Negative rutschen würde.
Minuten vor Bekanntgabe der Testergebnisse billigte der BMPS-Verwaltungsrat einen Plan, mit dem die Bank faule Kredite in Höhe von insgesamt 9,2 Milliarden Euro loswerden will. Außerdem wurde eine Kapitalerhöhung um bis zu fünf Milliarden Euro beschlossen.
Insgesamt stellte die EBA dem Bankensektor ein gemischtes Zeugnis aus. Der Stresstest zeige die "Widerstandskraft" der Branche. In den vergangenen Jahren hätten die Institute ihre Kapitalausstattung deutlich verbessert. Allerdings seien die Resultate "kein einwandfreies Gesundheitszeugnis", mahnte EBA-Chef Andrea Enria.
Zwei Gruppen werden die Stresstestergebnisse besonders ausführlich unter die Lupe nehmen: Zum einen hat die EBA andere Aufsichtsbehörden im Blick, die nun entscheiden sollen, inwiefern weitere Schritte nötig sind. Die Europäische Zentralbank (EZB) als Aufsichtsbehörde für die Eurozone erklärte bereits, die Testergebnisse zeigten, dass die Banken in der Währungsgemeinschaft "ihre Widerstandsfähigkeit verbessert haben".
Daneben dürften sich auch Anleger die Resultate genau vorknöpfen. Umgehend sichtbar wurde ihre Einschätzung am Freitagabend nicht: Die EBA hatte die Veröffentlichung bewusst so gelegt, dass die Börsen in Europa und auch in den USA bereits geschlossen waren.