BERLIN (dpa-AFX) - Rund 10 000 junge Flüchtlinge sollen in den nächsten beiden Jahren mit einem Qualifizierungsprogramm für die Ausbildung im Handwerk fit gemacht werden. Die Bundesregierung stellt dafür 20 Millionen Euro zur Verfügung, wie Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) am Freitag in Berlin erläuterte. Ihr Haus arbeite zu diesem Zweck eng mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) und dem Zentralverband des Handwerks (ZdH) zusammen. Wanka betonte: "Ich möchte, dass in diesem Programm junge Frauen besonders angesprochen und auch gefördert werden."
Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer sagte, trotz 17 000 offener Stellen in den Handwerksbetrieben im Vorjahr würden qualifizierte Bewerber benötigt: "Wir brauchen keine Schubkarrenschieber, wir brauchen Fachkräfte." In den 550 Bildungsstätten des Handwerks könnten viele Flüchtlinge entsprechend vorbereitet werden. Allerdings bräuchten die Betriebsinhaber "keine zusätzlichen bürokratischen Hürden und auch keine emotionalen", etwa im Falle eines nicht geklärten Asylstatus.
Auch BA-Chef Frank-Jürgen Weise sagte, wichtig sei eine rasche Feststellung dieses Status, denn: "Wer nicht anerkannt ist, wird nicht eingestellt." Die Qualifizierungsinitiative sieht vor, dass die Bundesagentur zunächst Qualifikationen und Sprachkenntnisse mit Interviews und Probearbeiten sichtet, um eine Vorauswahl treffen zu können. Das Ministerium bereitet Bewerber in überbetrieblichen Ausbildungsstätten vor, später übernimmt dann das Handwerk.
Weise erklärte, es könne schwierig werden, gerade auch im Schriftlichen die notwendigen Sprachkenntnisse zu vermitteln. Zudem müsse den Flüchtlingen vermittelt werden, wie wertvoll eine Ausbildung im Handwerk sei, auch wenn sich dort zunächst nicht so viel Geld verdienen lasse wie in anderen Jobs. Handwerkspräsident Wollseifer hofft, dass die Abbrecherquoten durch die in dem Programm vorgesehene gezielte Vorbereitung auf eine Lehre gedrückt werden.
Die Qualifizierungsinitiative zielt auf Asylberechtigte und anerkannte Flüchtlinge, aber auch auf Geduldete. Sie sollten unter 25 Jahre alt sein und einen Integrationskurs des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie das BA-Programm "Perspektiven für junge Flüchtlinge" durchlaufen haben. Wanka will sich bemühen, die Arbeitsmarktperspektiven für junge Flüchtlinge über 21 Jahren auch gesetzlich zu verbessern.
Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack kritisierte, die Initiative greife viel zu kurz. "Für die Integration in Ausbildung brauchen wir keine Insellösungen für einzelne Wirtschaftszweige." Notwendig seien Angebote, die Einheimischen und Geflüchteten offenstehen müssen. "Eine Bildungskonkurrenz zwischen Einheimischen und Flüchtlingen dürfen wir nicht zulassen.