- von Andreas Kröner
Frankfurt (Reuters) - Die Krise in der Schifffahrt macht der NordLB schwer zu schaffen.
Die drittgrößte deutsche Landesbank rutschte im ersten Halbjahr tief in die roten Zahlen und erwartet nun auch im Gesamtjahr einen "deutlichen Verlust". "Die sich im ersten Halbjahr nochmals verschärfende Schiffskrise hat höher als geplante Wertberichtigungen notwendig gemacht", sagte NordLB-Chef Gunter Dunkel am Donnerstag. Insgesamt hat sich die Risikovorsorge im Kreditgeschäft der Hannoveraner im ersten Halbjahr fast verfünffacht auf gut eine Milliarde Euro - vor allem wegen fauler Schiffskredite.
Die Krise in der Schifffahrt, die seit Jahren unter Überkapazitäten leidet, hat sich zuletzt wegen des schwächeren Wachstums in China und des mauen Welthandels noch einmal verschärft. Banken, die Kredite an die Branche vergeben haben, müssen deshalb viel Geld für ausfallgefährdete Kredite zurücklegen. Davon betroffen sind nicht nur große Schiffsfinanzierer wie HSH Nordbank, DVB und Commerzbank (DE:CBKG), sondern auch viele andere Institute. Deutsche Bank (DE:DBKGn), HVB, Helaba und Deka[L8N1B61XU] stockten die Vorsorge dafür im ersten Halbjahr ebenfalls auf. Die EZB-Bankenaufsicht beobachtet die Situation genau. Sie hat von den Banken Insidern zufolge umfangreiche Daten über Schiffskredite und Rücklagen für ausfallgefährdete Darlehen angefordert.
Die Lage an den Schiffsmärkten habe sich seit dem vierten Quartal 2015 noch einmal spürbar verschlechtert, konstatiert die NordLB in ihrem Geschäftsbericht. "Für eine durchgreifende Erholung in absehbarer Zukunft gibt es keine Anzeichen." Das Geldhaus rechne deshalb weiter mit Belastungen "auf hohem Niveau". Der scheidende Vorstandschef Dunkel hatte bereits im Mai eingeräumt, dass die Bank wegen der Schiffskrise im laufenden Jahr erstmals seit 2009 wieder rote Zahlen schreiben wird. Das Institut wird für 2016 deshalb vermutlich keine Zinsen an Investoren bezahlen, die nachrangige NordLB-Anleihen mit einem Volumen von 350 Millionen Euro gekauft haben.
IMMER ÄRGER MIT DER TOCHTER
Von Januar bis Ende Juni verbuchte die NordLB vor Steuern einen Verlust von 364 Millionen Euro nach einem Gewinn von 314 Millionen Euro vor Jahresfrist. Dazu dürfte die Tochter Bremer Landesbank maßgeblich beigetragen haben. Die Hannoveraner halten 55 Prozent an dem Institut und konsolidieren es voll. Die Bremer leiden noch stärker als der Mutterkonzern unter der Schiffskrise und wurden von der EZB im März dazu verdonnert, zusätzliche Wertberichtigungen von rund 700 Millionen Euro vorzunehmen. Um eine sich abzeichnende Kapitallücke bei der Tochter zu schließen, wollen die Niedersachen die Bremer vollständig übernehmen. Derzeit ist das Land Bremen noch mit 41 Prozent an dem Institut beteiligt, die übrigen vier Prozent hält der Sparkassenverband Niedersachen.
Die NordLB, die mehrheitlich Niedersachen gehört, will ihr Schiffsportfolio in den kommenden drei Jahren auf 12 bis 14 Milliarden Euro reduzieren. Seit Jahresbeginn sank es bereits von 19 auf 17,9 Milliarden Euro - unter anderem wegen ausgelaufenen Finanzierungen. Zudem hat das Institut ein internes Verkaufsteam ins Leben gerufen, dass künftig einzelne Schiffe und Finanzierungen losschlagen soll.
Anfang der Woche hatte das Institut bereits angekündigt, Darlehen mit einem Volumen von 1,3 Milliarden Euro an den Finanzinvestor KKR und einen Staatsfonds zu verkaufen. Die HSH, die ihre Zahlen am Freitag vorlegt, und die Deutsche Bank wollen ebenfalls Schiffskredite im Milliarden-Volumen loswerden. Potenzielle Käufer solcher Problem-Portfolios fordern jedoch in der Regel hohe Abschläge auf die Buchwerte der Schiffskredite.