Die nach Tarif bezahlten Arbeitnehmer haben von April bis Juni im Schnitt nur 0,9 Prozent mehr Geld bekommen als im selben Zeitraum 2015. Das sei der geringste Anstieg seit Anfang 2011 - viele wichtige Tarifabschlüsse seien aber noch nicht wirksam gewesen oder nicht ausgezahlt worden, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mit. In der Metall- und Elektroindustrie, in der chemischen Industrie oder im öffentlichen Dienst sind kräftige Lohnsteigerungen vereinbart worden. Im dritten Quartal von Juli bis September dürften die Tarifverdienste daher wieder deutlicher steigen.
Im zweiten Quartal erhöhten sich am deutlichsten die Tarifverdienste im Handel, und zwar um 3,3 Prozent, wie die Statistiker mitteilten. Auch bei anderen Dienstleistungsanbietern wie Reisebüros, Wach- und Sicherheitsdiensten oder im Gastgewerbe stiegen die Tarifverdienste um mehr als die durchschnittlichen 0,9 Prozent.
Im Öffentlichen Dienst wurde für die mehr als zwei Millionen Angestellten von Bund und Kommunen eine Lohnsteigerung von 2,4 Prozent zwar ab März vereinbart - ausgezahlt wird das Geld aber erst mit Verzögerung im dritten Quartal, wie das Statistikamt erklärte. Daher stiegen die Tarifverdienste etwa im Gesundheits- und Sozialwesen oder in der Entsorgungsbranche im zweiten Quartal nur um 0,1 Prozent.
Die rund 3,8 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie bekommen seit Juli 2,8 Prozent mehr Geld. Für die rund 550.000 Angestellten in der Chemieindustrie wurde das Lohnplus von 3,0 Prozent im August wirksam. In diesen beiden wichtigen Branchen und auch im Öffentlichen Dienst waren im Frühjahr zudem schon Lohnsteigerungen für das kommende Jahr vereinbart worden. Die Tarifverdienste für mehrere Millionen Arbeitnehmer werden also auch 2017 weiter nach oben klettern.