Frankfurt, 09. Okt (Reuters) - Die Übernahme der Unternehmensberatung Booz & Co soll der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC PWC.UL in Deutschland einen Schub verleihen. PwC-Deutschland-Chef Norbert Winkeljohann stellte am Donnerstagabend in Frankfurt für das Geschäftsjahr 2015/16 (Ende Juni) einen Umsatzsprung um 12 bis 13 Prozent in Aussicht. Die in "Strategy&" umbenannte Booz & Co gehört seit Juli offiziell zu PwC. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war die weltgrößte Wirtschaftsprüfungsfirma bei der Gesamtleistung in Deutschland um 6,3 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro vorangekommen. Unternehmens- und Steuerberatung wuchsen stark, die Wirtschaftsprüfung legte dagegen nur leicht zu.
Die neuen Vorschriften in der Europäischen Union (EU), die von börsennotierten Unternehmen ab 2016 einen häufigeren Wechsel des Abschlussprüfern abverlangen, sieht Winkeljohann inzwischen als Chance. Allein in Deutschland betrifft das 1600 Firmen. PwC prüft bisher neun von 30 Dax-Unternehmen, in allen wichtigen deutschen Börsenindizes zusammen sind es 44 von 160. "Wir wollen den Bestand auf jeden Fall halten und beim Wechsel Marktanteile gewinnen", sagte der PwC-Deutschland-Chef. Allerdings müssen sich auch die PwC-Kunden aus dem Leitindex Dax .GDAXI , darunter E.ON EONGn.DE , RWE RWEG.DE und Bayer BAYGn.DE , zwischen 2017 und 2024 einen anderen Prüfer suchen.
Die Belegschaft von PwC in Deutschland ist 2014/15 unter dem Strich um 400 auf 9800 gewachsen. Gut 1700 Mitarbeiter wurden eingestellt, 200 mehr als ein Jahr zuvor. 600 Mitarbeiter müssen allerdings bald von Frankfurt nach Düsseldorf umziehen. Dorthin wird ein Teil der Verwaltung verlagert. Der Grund: Die Miete in der Rhein-Metropole ist günstiger. Zurzeit arbeiten in Frankfurt 3100 PwC-Mitarbeiter, in Düsseldorf 1800. Sieben von 30 Büros in Deutschland werden geschlossen, damit müssen 240 Mitarbeiter den Arbeitsort wechseln. Es gehe nicht um Entlassungen, betonte Winkeljohann. Mit der Umstrukturierung sollten aber 50 Millionen Euro im Jahr eingespart werden, die für Investitionen etwa in IT und weitere Zukäufe zur Verfügung stünden.