- von Jason Lange und Lindsay Dunsmuir
Washington (Reuters) - Auf Fed-Chefin Janet Yellen wartet in diesen Tagen eine Menge Überzeugungsarbeit.
Nach acht Monaten des Abwartens fragen sich Investoren an den internationalen Finanzmärkten mittlerweile immer öfter, ob die US-Notenbank die Zinsen in diesem Jahr überhaupt noch anhebt. Mit großer Aufmerksamkeit dürfte daher am Freitag ihre Rede auf dem jährlichen Zentralbank-Treffen in Jackson Hole in Wyoming verfolgt werden. In der Vergangenheit diente die hochkarätige Tagung am Rande der Rocky Mountains Notenbankchefs häufig als Forum, um den Märkten Signale über den weiteren geldpolitischen Kurs zu geben.
Die Federal Reserve (Fed) hatte im Dezember 2015 erstmals seit der Finanzkrise den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld angehoben. Seitdem verharrt der Leitzins aber in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Noch bei der historischen Zinswende hatten Yellen & Co das Bild einer wieder erstarkten US-Wirtschaft gezeichnet, die selbst von vier Zinsschritten 2016 nicht aus der Bahn geworfen werden könne. Doch wechselhafte US-Wirtschaftsdaten, die Sorge vor einer globalen Eintrübung der Konjunktur und Phasen heftiger Marktturbulenzen ließen die Fed seitdem zögern. Zuletzt machte das Brexit-Votum in Großbritannien die US-Notenbank vorsichtig.
NUR NOCH WENIGE GELEGENHEITEN IN DIESEM JAHR
Auf dem Kalender der US-Währungshüter stehen lediglich noch drei weitere Zinssitzungen für dieses Jahr. "Man kann so viel reden, wie man will. Aber seien wir doch ehrlich: In den vergangenen sieben Jahren hatten wir nur eine mickrige Anhebung um ein Viertelprozent", fasst Vermögensverwalter Don Ellenberger vom Finanzhaus Federated Investors die Skepsis zusammen. An den US-Terminmärkten taxieren Anleger derzeit die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt im September nur auf 15 Prozent. Die Chancen für eine Anhebung im November werden bei 22 Prozent gesehen. Die Wetten für oder gegen eine Straffung der Zinszügel im Dezember stehen derzeit bei annähernd 50:50.
Nach positiven Daten vom US-Arbeitsmarkt mehren sich unter Top-Notenbankern der Fed allerdings mittlerweile die Stimmen für eine baldige Anhebung der Leitzinsen.. So waren im Juli mit 255.000 Stellen weit mehr Jobs entstanden als Volkswirte erwartet hatten. Vollbeschäftigung ist eines der Ziele der Fed. Nach Ansicht von Michael Gapen, Volkswirt bei der Großbank Barclays (LON:BARC), könnte Yellen in ihrer Rede in Jackson Hole nun konkret werden: Sie könnte eine Zinsanhebung in den nächsten Monaten an einen anhaltenden Stellenzuwachs auf dem Arbeitsmarkt knüpfen.