FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 29. Juni 2015. Keine Frage: Die drohende Staatspleite Griechenlands wird für heftige Verluste an den Börsen sorgen. Zu einem Crash wird es nach Ansicht vieler Analysten aber wohl nicht kommen.
Es dürfte ein schwarzer Börsentag werden: Nach dem Scheitern der Schuldenverhandlungen mit Griechenland erwarten Analysten einhellig deutliche Kursverluste. An den asiatischen Börsen ging es bereits kräftig nach unten: Der japanische Nikkei-225 fiel um mehr als 2 Prozent, der Hongkonger Hang Seng und der CSI 300 mit den 300 größten Werten vom chinesischen Festland verloren jeweils rund 3 Prozent.
Nach Verlusten der vorbörselichen Indikationen von weit über 5 Prozent notiert DAX am Montagmorgen "nur" gut 3 Prozent im Minus bei 11.135 zum Wochenschluss. Der Euro hat sich nach ersten Verlusten bereits wieder berappelt und wird zu 1,10 US-Dollar gehandelt.
Kapitalverkehrskontrollen in Griechenland
Die Euro-Gruppe hatte am Wochenende bekannt gegeben, das Hilfsprogramm für Griechenland auslaufen lassen, die EZB will die ELA-Notkredite zwar nicht beenden, aber auch nicht mehr erhöhen. Um das Finanzsystem vor dem Zusammenbruch zu bewahren, sollen Banken in Griechenland nun bis zum 6. Juli geschlossen bleiben, Barabhebungen werden beschränkt. Auch die Börse in Athen bleibt zunächst geschlossen. "Die Lage spitzt sich weiter zu und ein Ende ist nicht abzusehen", kommentieren Viola Julien und Ulrich Wortberg von der Helaba. Der Staatsbankrott und der damit einhergehende - faktische - Austritt des Landes aus der Eurozone rückten näher. "Ob die anberaumten Krisentreffen noch eine Lösung in allerletzter Minute bringen, ist offen."
Absturz, aber kein Crash
"Es wird Kursverluste geben, aber keinen Crash", meint Robert Halver von der Baader Bank. Beim DAX sei nach ersten Rückschlägen am Montag im Tagesverlauf sogar schon wieder eine Gegenbewegung möglich. Anders als im Herbst 2008 nach der Pleite von Lehman Brothers seien die Marktteilnehmer dieses Mal vorbereitet.
"Ein Griechenland-Schock wird für den DAX kaum zu vermeiden sein", erklärt Christoph Geyer von der Commerzbank. Die Frage sei nun, wie nachhaltig und wie heftig ein Rückgang ausfallen werde. Der DAX könne - technisch betrachtet - kurzfristig bis etwa 10.600 Punkte fallen, ohne dass der Abwärtstrendkanal gebrochen werde. "Die Woche dürfte turbulent starten, eine technische Änderung ist damit bislang aber nicht verbunden." Ein Crash sei längst nicht ausgemachte Sache, auch wenn die Fakten oberflächlich betrachtet einen solchen vermuten ließen. Möglich sei auch eine anfängliche Schwächephase mit anschließendem Erholungspotenzial.
"Mit dem zu erwartenden Kursrutsch des DAX wird der Strukturbereich bei 11.375/11.350 Zählern klar unterboten", erklärt Christian Schmidt von der Helaba. Für den weiteren Verlauf werde der Cluster im Bereich von 11.077 Zählern eine wichtige Rolle spielen. "Auf diese Marke entfallen sowohl eine Fibonacci-Projektion als auch eine weitere Strukturmarke." Auf der Unterseite ließen sich Unterstützungen bei 10.868, 10.797, 10.738 und 10.686 Zählern definieren, während sich Widerstände bei 11.077, 11.103 und 11.156 Punkten fänden.
Die Griechenlandkrise dürfte in dieser Woche alles überschatten, auch die anstehenden Konjunkturdaten aus der Eurozone und den USA.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Montag, 29. Juni
14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise Juni. Die höheren Raten im Mai waren nach Ansicht der Postbank Folge von Verzerrungen bei einzelnen Gütergruppen. Für den Juni gehen die Analysten davon aus, dass die deutsche Inflationsrate wieder von 0,7 auf 0,6 Prozent gesunken ist.
Dienstag, 30. Juni
11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise Juni. Die DekaBank rechnet mit einem leichten Rückgang der Inflationsrate auf 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zum einen seien die Preise einiger Energiegüter wie Heizöl und Diesel zuletzt gesunken, zum anderen erwarten die Analysten in der Abgrenzung ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak ebenfalls einen Rückgang der Jahresrate auf 0,8 Prozent.
Mittwoch, 1. Juli
16.00 Uhr. USA: ISM-Index Juni: Wie die Commerzbank erläutert, hat das verarbeitende Gewerbe bislang von der allgemein zufriedenstellenden wirtschaftlichen Lage kaum profitiert; der Sektor leide unter den Nachwirkungen des starken US-Dollar und den deutlich geringeren Investitionen bei der Öl- und Gasförderung. Allmählich zeichne sich aber eine Stabilisierung ab, für den ISM-Index rechnen die Analysten mit einem Anstieg auf 53,5 Punkte.
Donnerstag, 2. Juli
14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenzahlen Juni. Dass die US-Arbeitslosenquote seit Februar bei rund 5,5 Prozent stagniert, darf der DekaBank zufolge nicht als Schwächesignal interpretiert werden. Denn zeitgleich hätten sich mehr Personen am Arbeitsmarkt zurückgemeldet, von denen nicht alle sofort einen Job gefunden hätten. Dieser Effekt werde auslaufen und einen deutlichen Rückgang der Arbeitslosenquote nach sich ziehen, erwartet werden 5,3 Prozent nach 5,5 im Vormonat.
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von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG© 29. Juni 2015
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.