FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Börsencrash zum Wochenstart hat der Dax am Dienstag seine Vortagesverluste wieder wettgemacht. Der fortgesetzte Kampf Chinas gegen eine Konjunkturflaute und zahlreiche beschwichtigende Kommentare zur Weltwirtschaftslage gaben Auftrieb. Der Leitindex stieg nicht nur wieder über die psychologisch wichtige Marke von 10 000 Punkten, sondern schloss mit plus 4,97 Prozent bei 10 128,12 Punkten knapp über seinem Schlussstand vom Freitag.
Der Index der mittelgroßen Werte MDax (MDAX) erholte sich am Dienstag um 3,66 Prozent auf 19 299,90 Punkte und der TecDax (TecDAX) gewann 5,60 Prozent auf 1662,91 Punkte.
CHINA MIT LEITZINSSENKUNG
Die chinesische Zentralbank kündigte eine weitere Leitzinssenkung an. Damit so der Wirtschaft des Landes unter die Arme gegriffen werden. Noch zu Wochenbeginn hatten Sorgen um eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft sowie die Kursturbulenzen am Aktienmarkt des Landes die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt: Der Dax war erstmals seit Januar unter die Marke von 10 000 Punkten gerutscht und zeitweise bis auf 9300 Punkte abgesackt.
Eine Reihe Börsianer hatte die Verluste zu Wochenbeginn zumindest kurzfristig als deutlich zu hoch eingestuft und von übertriebenen Konjunktursorgen gesprochen. Der am Dienstag veröffentlichte Ifo-Geschäftsklimaindex, der die Wirtschaftsstimmung in Deutschland widerspiegelt, fiel jedenfalls besser als erwartet aus.
Es gibt aber auch weiterhin vorsichtige Stimmen. So sieht Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar in der kräftigen Erholung auch die Gefahr einer sogenannten Bärenmarkt-Rally. Gemeint ist eine zwischenzeitliche Kurserholung in einem Abwärtstrend. Die aktuelle Lage sei extrem und nur mit wenigen Marktphasen aus der Vergangenheit vergleichbar, schrieb Wenner. Eines hätten diese Phasen aber gemeinsam: Es sei anschließend weiter abwärts gegangen.
INFINEON-AKTIE ALS ZYKLIKER AN DAX-SPITZE
Im Dax zählten die Aktien konjunktursensibler Werte und solcher mit starker Ausrichtung auf China zu den Favoriten. Sie waren am Vortag besonders abgestraft worden. Die Papiere des Chipherstellers Infineon (XETRA:IFXGn) waren Spitzenwert mit plus 9,67 Prozent, die des Autobauers BMW (XETRA:BMWG) gewannen 6,36 Prozent. Die Aktien der Deutschen Telekom (XETRA:DTEGn), die ebenfalls um mehr als 6 Prozent zulegten, profitierten von positiven Äußerungen eines Experten der schweizerischen Bank Credit Suisse.
Die Anteilsscheine von Nordex (ETR:NDX1) kletterten im TecDax nach einem optimistischen Kommentar der US-Investmentbank Goldman Sachs um etwas mehr als 13 Prozent nach oben und zählten damit zu den größten Gewinnern. Die Marktteilnehmer unterschätzten das Wachstumspotenzial des Herstellers von Windkraftanlagen, hieß es in der Studie.
BÖRSEN IN EUROPA UND DEN USA SEHR FEST - EURO FÄLLT
Europaweit legten die Börsen ebenfalls wieder kräftig zu und erholten sich vom Vortagescrash. Der Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann 4,69 Prozent auf 3217,64 Punkte. Die Börsen in Paris und London stiegen ähnlich deutlich. In den USA rückte der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss um etwas mehr als 2 Prozent vor und die Nasdaq-Indizes um etwas mehr als 3 Prozent.
Am deutschen Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,41 Prozent am Vortag auf 0,47 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,27 Prozent auf 139,07 Punkte. Der Bund-Future sank um 1,13 Prozent auf 153,74 Punkte. Der Kurs des Euro fiel nach der Zinssenkung in China bis zum frühen Abend auf 1,1406 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1506 (Montag: 1,1497) US-Dollar festgesetzt.