FRANKFURT (dpa-AFX) - Schwache Konjunkturdaten haben den Anlegern am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag die Stimmung verhagelt. Der Dax (DAX) knickte um 1,21 Prozent auf 11 723,58 Punkte ein. Die kräftige Erholung vom Wochenbeginn ist damit nun fast wieder dahin. In der vergangenen Woche hatten Sorgen um eine Staatspleite Griechenlands dem Dax nach der Rally der vergangenen Monate ein Minus von fünfeinhalb Prozent eingebrockt.
Der Index der mittelgroßen Werte MDax (MDAX) gab am Donnerstag um 0,96 Prozent auf 21 010,64 Punkte nach und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) büßte 0,73 Prozent auf 1654,11 Punkte ein.
ANALYST: ANLEGER MACHEN WEITER KASSE
Der EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone fiel um 0,71 Prozent auf 3697,88 Punkte. Auch der Cac 40 in Paris sank. Der britische Leitindex FTSE 100 (ISE:UKX) legte derweil gegen den Trend moderat zu. An der Wall Street ging es für den US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones 30) bis zum Börsenschluss in Europa etwas nach oben.
Im Euroraum hatte sich die Unternehmensstimmung im April nach vier Anstiegen in Folge eingetrübt. Zudem waren in den USA die Verkäufe neuer Häuser im März überraschend stark eingebrochen und die Stimmung in der US-Industrie hatte sich im April überraschend verschlechtert. Angesichts der enttäuschenden Wirtschaftsdaten und der Unsicherheit um Griechenland gingen die Anleger auf Nummer sicher und strichen weiter Gewinne ein, sagte Analyst Andreas Paciorek vom Wertpapierhändler CMC Markets.
DEUTSCHE-BANK-AKTIONÄRE ATMEN AUF - VERGLEICH IM LIBOR-SKANDAL
Die Aktien von Volkswagen (XETRA:VOW3) (VW) stemmten sich an der Dax-Spitze mit einem Plus von 0,84 Prozent gegen den schwachen Gesamtmarkt. Versöhnliche Töne im Machtkampf bei dem Autobauer haben die Anleger beruhigt. Scheinbar rudert VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch zurück. Die "Bild"-Zeitung und der "Spiegel" zitierten den VW-Patriarch: "Ich betreibe die Ablösung von Martin Winterkorn nicht." Piëch habe sich mit dem Vorstandschef des Autobauers ausgesprochen und auf eine Zusammenarbeit geeinigt.
Trotz eines Minus von 0,10 Prozent standen die Anteilsscheine der Deutschen Bank nur wenige Plätze hinter den VW-Papieren. Die Anteilseigner des deutschen Branchenprimus reagierten mit Erleichterung auf die Einigung im Libor-Skandal. Das Institut muss zwar wegen seiner Verstrickungen in den Skandal um manipulierte Zinssätze eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden US-Dollar zahlen, doch ist nun zumindest eine Baustelle geschlossen.
BILFINGER BRECHEN NACH ERNEUTER GEWINNWARNUNG EIN
Für reichlich Gesprächsstoff sorgte auch der Bau- und Industriedienstleister Bilfinger (XETRA:GBFG). Das Unternehmen hatte seine erst Mitte März bestätigte Jahresprognose zurückgezogen und damit zum wiederholten Male seine Ziele gekappt. Die Anleger verlieren nach der abermaligen Enttäuschung die Geduld: Der Kurs brach um fast 18 Prozent ein. Damit waren die Papiere abgeschlagenes Schlusslicht im MDax.
Zweitschwächster Wert im Index der mittelgroßen Werte war Wincor Nixdorf (XETRA:WING) mit einem Minus von knapp 4 Prozent. Der Geldautomaten- und Kassensystemhersteller reagiert mit einem neuen Sparprogramm auf die anhaltende Geschäftsflaute. Das Unternehmen kündigte den Abbau von rund 1100 der zuletzt gut 9200 Stellen an.
EUROKURS STEIGT
Die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere stieg von 0,07 Prozent am Vortag auf 0,12 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,19 Prozent auf 140,73 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,03 Prozent auf 159,13 Punkte nach. Der Eurokurs kletterte auf 1,0805 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0772 (Mittwoch: 1,0743) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9283 (0,9308) Euro.