FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag seiner jüngst deutlichen Erholung Tribut gezollt. Im Sog der schwächelnden US-Börsen rutschte der lange richtungslose Dax (DAX) etwas ab und schloss 0,73 Prozent schwächer bei 11 099,35 Punkten. Zur Wochenmitte war der Frankfurter Leitindex dank Hoffnungen auf eine Lösung im griechischen Schuldenstreit um über 2 Prozent gestiegen - dieses Thema rückte zuletzt aber etwas in den Hintergrund.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte ging am Donnerstag 0,76 Prozent im Minus bei 19 880,48 Punkten aus dem Handel, der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) verlor 0,84 Prozent auf 1658,42 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gab um 0,94 Prozent auf 3463,25 Punkte nach. In Paris sanken die Kurse ähnlich stark, während die Londoner Börse ein wenig zulegte. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial (US 30) stand zum europäischen Handelsende moderat im Minus. Am morgigen Freitag bleiben die US-Börsen wegen des Nationalfeiertags am Samstag geschlossen.
Im Schuldenstreit mit Griechenland hatten die Euro-Finanzminister am Mittwoch weitere Beratungen auf die Zeit nach der Volksabstimmung am Sonntag vertagt. Bei Umfragen zeichnete sich zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Befürwortern und Gegnern der Gläubigerforderungen ab.
KEINE IMPULSE VON US-ARBEITSMARKTBERICHT
Der mit Spannung erwartete US-Arbeitsmarktbericht sorgte für keine deutlichen Impulse. In den USA waren im Juni weniger Arbeitsplätze geschaffen worden als erwartet, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Zudem wurde das Plus für den Vormonat nach unten revidiert.
Die Arbeitslosenquote war im Juni auf den tiefsten Stand seit 7 Jahren gefallen, was allerdings vor allem darauf zurückgeht, dass sich zahlreiche Jobsucher vom Arbeitsmarkt abgemeldet haben: Die Erwerbsquote war deutlich und auf den tiefsten Stand seit 1977 gefallen. Außerdem hatten die Stundenlöhne stagnierte, wohingegen Volkswirte einen kleinen Zuwachs erwartet hatten.
Ungeachtet des weiteren Stellenaufbaus dürfte sich die US-Notenbank Fed wegen der stagnierenden Löhne mit einer Zinserhöhung schwer tun, schrieb Ökonom Joseph LaVorgna von der Deutschen Bank über den Kurznachrichtendienst Twitter. Eine weiter lockere Geldpolitik begünstigt Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren.
AUS FÜR KOHLE-ABGABE BEFLÜGELT RWE
Klar im Fokus am deutschen Aktienmarkt standen die Papiere von RWE (XETRA:RWEG), die als Dax-Spitzenreiter 4,97 Prozent gewannen. Die Parteispitzen der Großen Koalition vereinbarten am Donnerstag, auf die umstrittene Strafabgabe für alte Kohlekraftwerke zu verzichten, mit der der Ausstoß von Kohlendioxid reduziert werden sollte. Eon (ETR:EOAN)-Aktien verteuerten sich um 1,54 Prozent.
Die Anteilsscheine der Deutschen Börse stiegen um 1,69 Prozent. Der Börsenbetreiber profitierte zuletzt stark von der Nervosität an den Finanzmärkten, wie gute Handelszahlen ihrer Terminbörse Eurex für den Juni zeigten.
Am deutschen Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,68 Prozent auf 0,71 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,08 Prozent auf 138,28 Punkte. Der Bund-Future sank um weitere 0,09 Prozent auf 151,16 Zähler. Der Euro stabilisierte sich etwas und kostete zuletzt 1,1089 US-Dollar. Davor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,1066 (Mittwoch: 1,1100) US-Dollar festgesetzt; der Dollar kostete damit 0,9037 (0,9009) Euro.