WOLFSBURG (dpa-AFX) - Die Flaute bei den Verkäufen in China und Einbrüche auf weiteren Absatzmärkten setzen dem VW-Konzern (XETRA:VOW3) zu. Europas größter Autobauer legte am Mittwoch eine durchwachsene Halbjahresbilanz vor und kassierte seine Verkaufsprognose. Demnach traut sich Volkswagen für 2015 nur noch Auslieferungen auf Vorjahresniveau zu. Konzernchef Martin Winterkorn sprach von "einem immer härteren Marktumfeld". An der Börse kam dies überhaupt nicht gut an. Die Aktie verlor zeitweise mehr als drei Prozent und rutschte auf den tiefsten Stand seit Mitte Januar ab.
Im Frühsommer konnte Volkswagen an das starke Auftaktquartal nicht anknüpfen. Der Überschuss des Zwölf-Marken-Konzerns fiel zwischen April und Ende Juni um 16 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Auf Sicht der ersten sechs Monate steht der Überschuss damit leicht im Minus. aus. Er sank um ein Prozent auf 5,66 Milliarden Euro.
ABSATZ-RÜCKGANG IN CHINA
Eine zentrale Erklärung für das Federnlassen im zweiten Quartal ist die Schwäche in China. Dort arbeitet VW mit Partnern und weist die Gewinne gesondert aus. Während das erste Quartal den anteiligen operativen Gewinn aus China im Vergleich zum Jahresauftakt 2014 noch um rund 360 Millionen Euro hatte anschwellen lassen, schmolz dieser Puffer nun zum Halbjahr auf rund 122 Millionen Euro zusammen. Grund ist ein 17-prozentiger Verlust im Vergleich der zweiten Quartale.
China ist der wichtigste Markt für den VW-Konzern, der im Reich der Mitte ein gutes Drittel des Gesamtabsatzes macht. Nach Einbrüchen zur Jahresmitte stehen die Verkäufe dort per Juni drei Prozent im Minus und zogen auch die globale Auslieferungsbilanz 0,5 Prozent bergab.
UMSATZ LEGT DANK SCHWACHEM EURO ZU
Die Halbjahresbilanz nennt zudem "Belastungen" aus Südamerika und Russland, wo es seit Monaten heftige Absatzeinbrüche gibt. Beziffert werden diese Rückschläge aber nicht. Der Konzern weist schon seit Jahren keine regionalen Erträge mehr aus, sondern nur die Summe. Winterkorn ließ erklären, Volkswagen beobachte die unterschiedlichen Entwicklungen auf den Märkten "sehr genau, vor allem angesichts der Unsicherheiten auf den Märkten in China, Brasilien und Russland".
Beim Umsatz profitierten die Wolfsburger weiter vom schwachen Euro, so dass dieser im Quartal trotz des geringeren Absatzes um rund 10 Prozent auf 56 Milliarden Euro stieg. Auch zum Halbjahr steht bei den Erlösen ein Zehntel Verbesserung: 108,8 Milliarden Euro kamen per Juni zusammen.
ERSTE ERFOLGE DES SPARPROGRAMMS BEI DER KERNMARKE
Spürbar voran kam die renditeschwache Kernmarke VW-Pkw, die in dem Zwölf-Marken-Konzern für rund die Hälfte der zuletzt gut 10 Millionen Fahrzeugverkäufe pro Jahr steht. Die Hausmarke um Golf und Passat steigerte ihren Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf gut 1,4 Milliarden Euro, was im Halbjahresvergleich 41 Prozent Plus sind. Für die Pkw-Kernmarke greift seit einem Jahr ein Sparprogramm.
Wie gewohnt legten auch die Renditeperlen Porsche (XETRA:PSHG_p) und Audi (XETRA:NSUG) zu. Sie stehen zusammen für zwei Drittel des Betriebsgewinns im Konzern. Und selbst das Sorgenkind Seat, zuvor Jahre in den roten Zahlen, kommt voran und schrieb, wie schon im ersten Quartal, einen kleinen Gewinn.
BEIM OPERATIVEN GEWINN LÄSST DYNAMIK NACH
Bereits seit Dienstag bekannt sind negative Einflüsse des Münchner Lkw-Bauers MAN (XETRA:MANG). Er liegt nach den ersten sechs Monaten unter dem Strich 52 Millionen Euro im Minus. Der Nutzfahrzeugbauer kämpft mit Problemen in Brasilien und hat kürzlich einen großen Umbau gestartet. Konzernweit verbesserte sich der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) im ersten Halbjahr um rund 10 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro. Jedoch war das Plus im Auftaktquartal mit 17 Prozent höher ausgefallen und sackte im zweiten Quartal auf nur noch rund fünf Prozent Verbesserung ab.