FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Hamburger Windkraftanlagenbauer Nordex (ETR:NDX1) übertrifft mit seinem Wachstumstempo auch die eigenen Erwartungen deutlich. Schon in diesem Jahr könnte das Unternehmen erstmals mehr als zwei Milliarden Euro umsetzen, sagte Vorstandschef Jürgen Zeschky bei der Vorstellung der Jahresbilanz am Montag in Frankfurt. Ursprünglich hatte sich die im TecDax (TecDAX) notierte Gesellschaft erst für 2017 die Zwei-Milliarden-Marke vorgenommen. Genaue neue Mittelfrist-Ziele will der Vorstand im Sommer vorlegen.
"Das Jahr ist ausgesprochen gut angelaufen", sagte Zeschky mit Blick auf zahlreiche neue Großaufträge. Die offizielle Umsatzprognose für 2015 liegt bei 1,9 bis 2,1 Milliarden Euro. Das wäre erneut ein zweistelliges prozentuales Wachstum. Der operative Gewinn (Ebit) soll noch etwas stärker steigen. Das Unternehmen hält eine Marge von 5 bis 6 Prozent für realistisch. Damit dürfte das Ebit zwischen 95 und 126 Millionen Euro liegen. Langfristig will Nordex 7 bis 8 Prozent seines Umsatzes als operativen Gewinn erwirtschaften.
Im vergangenen Jahr hatte Nordex die Kehrtwende eindrucksvoll untermauert, als das Unternehmen erstmals mehr als 600 Windanlagen installierte. Der operative Gewinn stieg trotz höherer Kosten bei der Entwicklung neuer Turbinen um gut drei Viertel auf 78 Millionen Euro, wie Nordex bereits vor einem Monat mitgeteilt hatte. Unter dem Strich vervierfachte sich der Überschuss fast auf 39 Millionen Euro. Der Umsatz legte um 21 Prozent auf gut 1,7 Milliarden Euro zu. Damit zahlt sich der harte Umbau in den vergangenen Jahren zunehmend aus.
Nordex hat die Krise von vor drei Jahren inzwischen abgehakt. Das Unternehmen konzentriert sich wieder auf sein Kerngeschäft mit besonders effizienten Windanlagen. Dagegen gab das Unternehmen die teuren Pläne für Windanlagen auf hoher See auf. Zudem zog sich Nordex weitgehend aus China und den USA zurück und machte ganze Werke dicht.
Für Rückenwind sorgt zudem, dass die Nachfrage nach längerer Durststrecke dank stabilerer Förderbedingungen in vielen Ländern wieder wächst. Dennoch bleibe der Preisdruck hoch, sagte Zeschky. Als Reaktion darauf baut das Unternehmen das margenstarke Wartungsgeschäft aus und bietet verstärkt schlüsselfertige Anlagen an. Das ist besonders für kleine und mittelgroße Kunden interessant. Zugleich betonte der Nordex-Vorstand, dass inzwischen auch wieder Großkunden bei Nordex anklopften.
Dank der Erholung rückt nun sogar eine Dividende in den Bereich des Möglichen. Für das vergangene Jahr gibt es zwar noch keine Ausschüttung, für dieses Jahr werde diese aber Anfang 2016 geprüft, versicherte Finanzchef Bernard Schäferbarthold. Allerdings werde das Unternehmen dies genau mit möglichen Wachstumsinvestitionen abwägen. Der Markt entwickele sich weiter sehr dynamisch. "Das müssen wir beobachten." Derzeit baut Nordex etwa sein Geschäft in Südamerika aus.
Angesichts der erfolgreichen Trendwende und der weltweit guten Wachstumsaussichten in der Windbranche wachsen Spekulationen über Firmenzusammenschlüsse in einem Markt, auf dem sich neben dem langjährigen Weltmarktführer Vestas (XETRA:VWS) auch Großkonzerne wie Siemens (XETRA:SIEGn) (ETR:SIE) und General Electric (NYS:GE) (XETRA:GEC) tummeln. Dabei gilt Nordex mit seiner mittelständischen Prägung als mögliches Ziel einer Übernahme. Vorstandschef Zeschky zeigte sich offen. "Wir wollen nicht um jeden Preis unabhängig bleiben." Es müsse aber im operativen Geschäft sinnvoll sein.
Nordex selbst ist an der Börse inzwischen sehr teuer geworden. Am Montag verlor die Aktie zwar bis zum Mittag gut 1,5 Prozent auf knapp 19 Euro. Das Papier hat seit seinem tiefsten Stand Ende Oktober 2012 von 2,573 Euro den Wert mehr als versiebenfacht.