Die Entscheidung der Briten zum Austritt aus der Europäischen Union erhöht laut den Finanzministern der G20-Staaten weltweit die wirtschaftliche Unsicherheit. Das Ergebnis des Referendums trage "zur Unsicherheit in der Weltwirtschaft" bei, hieß es am Sonntag in der Abschlusserklärung eines Treffens der G20-Finanzminister im chinesischen Chengdu. Der britische Finanzminister Philip Hammond stellte für den Herbst ein Konjunkturprogamm in Aussicht, um die negativen Folgen des Brexit-Votums abzufedern.
Vor dem G20-Finanzministertreffen hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für dieses und das folgende Jahr um jeweils 0,1 Prozentpunkte auf 3,1 und 3,4 Prozent herabgesetzt. In dem Bericht warnte der IWF, angesichts des Brexit-Votums seien weitere negative Konsequenzen nicht auszuschließen.
Die Briten hatte sich bei dem Referendum vom 23. Juni mit knapper Mehrheit für den Austritt ihres Landes aus der EU ausgesprochen. Das Votum stürzte die britische Politik in die Krise und führte zum Rücktritt von Premierminister David Cameron, der für den Verbleib in der EU geworben hatte. Seine Nachfolge übernahm die EU-Skeptikerin Theresa May. Mangels fertiger Pläne für den Brexit will sie den Antrag auf Austritt aber nicht vor dem kommenden Jahr stellen.
Ein Vertreter des US-Finanzministeriums sagte, langwierige Verhandlungen würden die Risiken für die Wirtschaft noch erhöhen. Besonders verheerend für das Vertrauen der Wirtschaft wäre, wenn die Austrittsgespräche "hochgradig konfrontativ" verliefen. Der britische Finanzminister Hammond warnte in Chengdu, die Unsicherheit werde andauern, bis die Verhandlungen mit der EU zum Austritt abgeschlossen seien.
Die massive Verschlechterung der Stimmung in der britischen Wirtschaft zeige das Ausmaß der Unsicherheit, die das Brexit-Votum ausgelöst habe, sagte Hammond. Er kündigte daher für den Herbst ein Konjunkturprogramm an. London werde im Herbst eine "fiskalische Antwort geben", sagte Hammond.
Am Freitag veröffentlichte Daten zeigen, dass die Stimmung in der britischen Wirtschaft auf dem niedrigsten Stand seit April 2009 gesunken ist, als die globale Finanzkrise herrschte. Laut dem Marktforschungsinstitut Markit wurden Aufträge storniert oder verschoben, Projekte wurden auf Eis gelegt. Schuld dafür ist demnach das Votum der Briten vom 23. Juni für einen Austritt aus der Europäischen Union.
Für weitere Unsicherheit sorgen das lahmende Wachstum in China, die Terroranschläge in Europa und der gescheiterte Militärputsch in der Türkei. Die G20-Außenminister verurteilten die "jüngsten Terroranschläge". Der Terrorismus gehöre zu den Faktoren, die die Wirtschaftslage "komplizierter machen", hieß es in ihrer Abschlusserklärung.