TOKIO (dpa-AFX) - Trotz der dämpfenden Auswirkung einer erhöhten Verbrauchssteuer hat sich die Stimmung in Japans Großindustrie überraschend verbessert, wenn auch nur leicht. Dagegen schätzen die großen nichtverarbeitenden Unternehmen des Landes ihre Lage deutlich schlechter ein. Der von der Zentralbank ermittelte Stimmungsindex für die Großindustrie stieg im September auf plus 13 nach plus 12 drei Monate zuvor, wie aus der am Mittwoch vorgelegten Tankan-Quartalsumfrage der Bank von Japan hervorgeht. Ökonomen hatten einen Rückgang erwartet.
Unter den großen nichtverarbeitenden Unternehmen, die besonders von der Binnennachfrage abhängen, sackte der entsprechende Stimmungsindex dagegen unerwartet deutlich auf plus 13 nach plus 19. Ein positiver Index bedeutet, dass die Optimisten in der Mehrheit sind. Bei der Großindustrie waren es vor allem die Autokonzerne, die ihre Lage etwas besser einschätzten. Anlass hierzu gab der schwächere Yen, der die Erlöse der Exporteure steigen lässt. Für die kommenden drei Monate schätzt die Großindustrie ihre Aussichten unverändert ein.
Die vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die das Gros der Arbeitsplätze in Japan stellen, scheinen den wirtschaftlichen Aufschwung, den Ministerpräsident Shinzo Abe mit seiner Wirtschaftspolitik aus billigem Geld, Konjunkturpaketen und Reformen versprochen hat, noch nicht groß zu spüren. Der Stimmungsindex für den Produktionssektor sank sogar auf minus 1 nach plus 1, was bedeutet, dass die Pessimisten in der Mehrheit sind. Für die Dienstleistungsbranchen sank der Index auf Null nach plus 2.
Der Tankan-Bericht zeigt nach Einschätzung von Ökonomen, dass die Unternehmen weiterhin abwarten, ob sich der Konsum nach der Anhebung der Verbrauchssteuer im April von 5 auf 8 Prozent erholen wird. Abe will bis Jahresende entscheiden, ob die Steuer im Oktober 2015 weiter wie geplant auf 10 Prozent angehoben wird. Experten sehen diesen Schritt angesichts der gigantischen Staatsverschuldung von 240 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes als unvermeidlich an.
Die Notenbank hat die geldpolitischen Zügel aggressiv gelockert, um die Erholung der Wirtschaft zu stützen und die jahrelange Deflation mit stetig fallenden Preisen dauerhaft zu überwinden. Ihr Ziel ist eine Inflationsrate von zwei Prozent im Verlauf des kommenden Jahres. Die Bank von Japan (BoJ) ging zuletzt davon aus, dass sich die Wirtschaft weiter moderat erholt und die dämpfenden Auswirkungen der Steuererhöhung allmählich überwunden werden dürften. Am Dienstag beendet der geldpolitische Rat der BoJ eine zweitägige Sitzung. Es wird am Markt erwartet, dass der Kurs unverändert beibehalten wird.gf