Die Renditen der US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren sind gestern unter die wichtige Marke von 2% gefallen, da die Investoren sich vor einer drohenden Rezession in Sicherheit flüchteten. Wieso steigt dann der S&P 500 Index von einem Rekord zum Nächsten?
Werden die Aktienhändler fortfahren die höchstbewerteten Papiere der Geschichte zu kaufen, selbst als wegbrechende Renditen düstere Warnungen über eine Verlangsamung der Konjunktur aussenden?
Aktien sind Wertpapiere, die Anteile von Unternehmen repräsentieren. Daher steigt der Wert von Aktien, wenn Unternehmen Gewinne erzielen; sie fallen wenn die Gewinne schrumpfen. Die Lage von Unternehmen ist für gewöhnlich an der Gesamtwirtschaft gekoppelt. Wieso steigt also die Nachfrage nach Anleihen - in der Erwartung eines Konjunkturabschwungs und einer Gewinnrezession?
Seit der Finanzkrise von 2008, dem die große Rezession folgte, verlassen sich die Investoren immer mehr auf die Zentralbanken, immer mehr Geld in den Markt zu pumpen, was das Geld billiger werden ließ. Da Wertanlagen mit diesem Geld erworben werden, wird es einfacher, sie zu kaufen, was ihren Wert verringert. Daher, wann auch immer die Investoren dachten, dass die Zentralbanken sich anschicken, die beispiellose Geldschaffung zurückzurollen, haben sie in einer Panik verkauft. Jedes Anzeichen auf weiteren Stimulus hingegen, brachte überschäumende Nachfrage, unbeachtlich der tatsächlichen Konjunkturentwicklung zu dieser Zeit.
Der Markt steht auf dem Kopf
Der Aktienmarkt wurde schon immer als Frühindikator für die Konjunktur angesehen - unter der Annahmen, dass einige der schlauesten Köpfe der Welt, mit dem Geld der reichsten Leute der Welt, am ehesten wissen, in welche Richtung die Konjunktur geht und dass sie von ihrem Wissen profitieren. Aber in dem gegenwärtigen verdrehten Finanzmarkt, ist die Wirtschaft stattdessen zu einem Frühindikator für den Aktienmarkt geworden.
Die Investoren haben die übliche Investmentstrategie auf den Kopf gestellt, indem sie Aktien kaufen, wenn die Konjunktur schwächer läuft - und dabei auf weiteren Stimulus durch die Zentralbanken setzen - und dann verkaufen, wenn die Wirtschaft wieder besser dasteht, als würden sie wie Drogenabhängige Entzugssymptome von dem billigen Geld durchmachen.
Gerade jetzt steigen Aktien und Anleihen auf die gleichen Erwartungen, tiefere Zinsen bei einer schrumpfenden Wirtschaft. Aktieninvestoren beobachten sich gegenseitig argwöhnisch und erwarten die anderen sogar auf Rekordniveaus weiter zu kaufen, wann immer die Fed den Geldhahn weiter aufdrehen will. Sie wollen von ihren Wettbewerbern abgehängt werden.
Bruchpunkt
Allerdings, je größer die Aktien-Rendite-Divergenz wird - angesichts einer invertierten Renditekurve, was die Wahrscheinlichkeit einer kommenden Rezession erhöht - desto mehr Aktienanleger werden ihre Strategie hinterfragen, bis ein Bruch kommt. An dieser Stelle werden die gleichen Investoren, die sich immer noch gegenseitig beäugen, sich so schnell wie möglich Aktien verkaufen, die seit langem überteuert sind.
Unterdessen haben die Anleiherenditen einen Ausbruch nach unten aus einem Wimpel-Fortsetzungsmuster ausgeweitet, nach einer steigenden Flagge, die in einem Abwärtstrend bärisch ist – was zwei bärische Muster in Folge sind – und ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass die Renditen weiter sinken werden.
Und daher, jetzt da die Renditen alle Zugewinne seit Donald Trumps Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen in 2016 ausgelöscht haben, können wir davon ausgehen, dass Aktien ihnen folgen?
Das würde eine Korrektur um 28% bedeuten. Allerdings, sollte es dazu kommen, dann würde dies bedeuten, dass der S&P 500 Index in einen langfristigen Abwärtstrend übergeht. Dies würde das Potential einer sogar noch stärkeren Korrektur als die von 2002 und 2008 schaffen. In einem solchen Szenario könnte der SPX um bis zu 70% fallen.
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