Bisher sind die Digitalwährungen vor allem bei kleineren Anlegern sehr beliebt, entsprechend gering ist auch die Bedeutung für den gesamten Finanzmarkt. Doch die Branche steht vor größeren Veränderungen: Das Interesse von Investoren wächst stetig und ruft Anbieter auf den Plan. So plant die Muttergesellschaft der New Yorker Börse einen weiteren Vorstoß, der Folgen für den gesamten Krypto-Markt haben könnte.
Deutliche Minuszeichen prägen den Handel bei den größten Kryptowährungen kurz vor dem Wochenende. Sieben der zehn größten Coins verlieren auf Sicht von 24 Stunden prozentual zweistellig. Wie so häufig in der Vergangenheit zeigt sich mal wieder das von uns bereits mehrfach beschriebene Muster: Während die Kurse der kleineren Coins deutlicher unter Druck stehen, fällt der Abschlag beim Branchenprimus Bitcoin geringer aus. Sollte die Stimmung wieder freundlicher werden, dürfte die zweite Reihe kräftiger durchstarten.
Technisch gesehen haben die jüngsten Verluste noch keine größeren, negativen Spuren hinterlassen. Zum Wochenschluss kämpft Bitcoin mit der 250-Tage-Linie (Jahresdurchschnitt, violett). Seit Ende April wurde jeder Rücklauf an den Mittelwert gekauft. Sollte die Signallinie unterboten werden, drohen Verluste von knapp zehn Prozent bis an die nächste Haltezone um 8000 Dollar.
Mehr Spielraum lässt kurzfristig die Statistik: Im März und April entfernte sich der Kurs um maximal 20 Prozent vom Monatsdurchschnitt (Verlauf unter dem Chart). Übertragen auf die aktuelle Ausgangslage wäre Bitcoin erst bei 7400 wieder überverkauft. Kurzfristig drängt sich somit kein Einstieg auf, Schnäppchenjäger sollten sich noch gedulden. Auf der Oberseite erwies sich wie von uns erwartet die 10.000er-Hürde als harte Barriere. Umso positiver wäre ein Anstieg darüber, das nächste Ziel liegt dann bei etwa 12.000.
Steigendes Interesse und verbessertes Angebot
Mittelfristig sind die Chancen für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung durchaus gut. Die Wertpapierbörsen CME und Cboe brachten im vergangenen Dezember Bitcoin-Futures auf den Markt, Goldman Sachs (NYSE:GS) will ebenfalls entsprechende Produkte bald anbieten. Die Muttergesellschaft der New Yorker Stock Exchange geht offenbar einen anderen Weg und will eine digitale Handelsplattform für Bitcoin entwickeln. Dabei plant die Intercontinental Exchange einem Bericht der New York Times zufolge als Vermittler zwischen Kryptowährungen und Käufer aufzutreten. Die Idee: Große Investoren könnten so Bitcoins tatsächlich erhalten und müssten nicht den Umweg über Bitcoin-Futures in Kauf nehmen. Über standardisierte Finanzprodukte könnte der Handel besser mit den regulatorischen Vorgaben in Einklang gebracht werden, die Börse selbst übernimmt dann vor allem die Absicherung. Mit diesem Schritt würde sich der Krypto-Markt einem größeren Investorenkreis öffnen, was wiederum positiv für die Handelsumsätze wäre. Kleinanleger können schon jetzt zum Bitcoin-Zertifikat greifen.