Börsen stabilisieren sich – Jackson Hole mischt die Karten wieder neu

Veröffentlicht am 26.08.2022, 14:12

Die Kombination aus einem Stimmungsumschwung nach beunruhigenden Zahlen von der Inflationsfront und dem Abprallen der Indizes in Frankfurt und an der Wall Street an starken Widerständen sorgte zu Beginn der abgelaufenen Handelswoche noch für eine Fortsetzung der Gewinnmitnahmen nach einer, trotz widriger Rahmenbedingungen doch erstaunlichen Erholungsrally. Dann aber fingen sich die Indizes und der Deutsche Aktienindex bildete aus technischer Sicht über der 13.000er Marke einen konstruktiven Boden aus, der ihm die Chance gibt, nach ausbleibenden Hiobsbotschaften aus Jackson Hole weiter nach oben zu laufen. Andererseits droht erneut ein Rückfall auf die Jahrestiefs knapp unter 12.500 Punkten.

Für den US-Notenbankchef Jerome Powell geht es auf dem jährlichen Symposium der internationalen Geldpolitik vor allem um das Thema Glaubwürdigkeit. Auf dem letzten Meeting vor genau einem Jahr unterschätzte nicht nur er, sondern auch die große Mehrheit der Teilnehmer die aufziehende Inflation völlig. Heute liegt sie bei 8,5 Prozent in den USA, hat sich zwar jüngst etwas abgeschwächt, aber ist immer noch meilenweit vom Ziel der Geldpolitik entfernt. Dass Powell also an der straffen Geldpolitik inklusive weiterer Zinserhöhungen festhalten wird, ist klar. Nur ist die Frage, um welchen Preis die Fed bei ihrer restriktiven Haltung bleibt.

Muss sie eine Rezession herbeiführen, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen, inklusive einer wieder steigenden Arbeitslosigkeit, die derzeit noch den Stempel Vollbeschäftigung aufgedrückt bekommt? Oder bekommt sie eine sanfte Landung der US-Wirtschaft hin, weil sich die Teuerungsraten durch wieder fallende Energiepreise und Lösungen der Lieferkettenprobleme am Ende vielleicht von selbst erledigen? Auf diese beiden Fragen werden die Investoren auch zwischen den Zeilen der Powell-Rede Antworten suchen und danach ihre Anlageentscheidungen für die kommenden Wochen treffen. Wieder einmal hat es also die Geldpolitik in der Hand, ob es an den Börsen erneut richtig ungemütlich oder die Entspannung über den Sommer bis in den Herbst anhalten wird.

Apropos US-Arbeitsmarkt: Die wohl wichtigste Event der kommenden Woche steht erneut am Freitag an, wenn die neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft, die sogenannten NFPs, veröffentlicht werden. Im Juli noch wurden mit 528.000 knapp doppelt so viele Jobs geschaffen wie erwartet, was die Sorgen vor weiter schnell steigenden Zinsen und die Wahrscheinlichkeit für 75 Basispunkte auf der Fed-Sitzung im September in die Höhe schnellen ließ. Nicht wenige Ökonomen warnen schon seit längerem, dass die Arbeitslosigkeit deutlich ansteigen müsse, um auch die Preise weiter nach unten zu bringen – zuletzt lag die Arbeitslosenrate saisonbereinigt bei nur 3,5 Prozent.

Was Europa angeht, wird es am Dienstag spannend, wenn die Inflationsrate für den Monat August veröffentlicht wird. Positiv wäre hier ebenfalls eine leichte Entspannung nach den 7,5 Prozent im Juli. Hier dann allerdings von einer echten Trendwende zu sprechen, dürfte auch vor dem Hintergrund der andauernden Angebotsknappheit von Gas verfrüht sein. Laut Brancheninsidern könnte diese noch zwei bis drei Jahre anhalten. Dies kann für die deutschen Haushalte buchstäblich ins Geld gehen. Die ersten Rechnungen der Gasversorger sind da und schockieren ihre Empfänger. Bis zu 50 Prozent Mehrkosten müssen die Haushalte schultern. Die Auswirkungen auf die Konsumbereitschaft, aber auch das Investitionsverhalten von Unternehmen dürften deutlich zu spüren sein.

Ähnlich sieht es bei der europäischen Leitwährung aus, die in dieser Woche erneut unter die Parität zum US-Dollar gefallen ist und nun Halt sucht. Ob der drohenden Energiekrise und damit aufziehender Rezessionsgefahren besteht jederzeit die Möglichkeit, dass der Euro nun noch deutlicher gegenüber dem Dollar fällt. Die Auswirkungen für die europäische Wirtschaft wären fatal. Nicht nur würden die Importe deutlich teurer und heizen damit die bereits hohe Inflation unnötig an. Auch die Energiekrise wird damit gehebelt. Die durch das begrenzte Angebot steigenden Preise werden durch einen schwachen Euro nochmals erhöht.

DAX – aktuelle Unterstützungen und Widerstände:

  • Unterstützungen: 13.190 + 13.075 + 12.800/13.000
  • Widerstände: 13.420 + 13.550 + 13.700

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