Schlagzeilen wie die folgenden lassen bereits einige Marktteilnehmer glauben, dass der Tod des US-Dollar demnächst bevorstehen könnte.
- China und Brasilien schaffen den US-Dollar bei ihren Handelsgeschäften ab - Barron's - März 2023
- China schließt ersten LNG-Handel in Yuan ab - Reuters - März 2023
- Der U.S. Dollar gibt sein Zepter ab - Financial Times - Februar 2023
Bleiben Sie entspannt. Schlagzeilen, die den Tod des US-Dollars als Weltreservewährung prognostizieren, gibt es schon lange.
- Der verschwindende Dollar - Economist - Dezember 2004
- Warum die Herrschaft des Dollars bald zu Ende ist - Wall Street Journal - März 2011
- Der Dollar verliert seinen Status als Weltwährung - CNBC - September 2013
Wer sich ernsthafte Sorgen macht, dass der Chinesische Yuan, der Bitcoin oder eine andere Währung den Dollar vom Thron stoßen wird, kann weiter ruhig schlafen. Dieser Tag wird in absehbarer Zeit nicht kommen.
Es gibt vier wichtige Gründe, warum der US-Dollar seinen Status als Weltreservewährung nicht so bald aufgeben wird.
(Einzelheiten dazu finden Sie in Teil 2.) Zunächst sollte man einen kurzen Blick auf die Geschichte der Reservewährungen und ihre Bedeutung werfen. Mit diesem Hintergrundwissen werden Sie das Problem mit dem Dollar besser verstehen und auch, warum der Tod des US-Dollars in naher Zukunft unwahrscheinlich ist.
Die Geschichte des US-Dollars und der Reservewährungen
Als die Weltentdecker um 1400 begannen, den Globus zu umsegeln, entstand die Notwendigkeit einer gemeinsamen Währung, die globalen Handel ermöglichte. Seit dieser Zeit haben sich die internationalen Handelsnetze enorm weiterentwickelt, und der Bedarf an einer Währung, die von allen Handelspartnern akzeptiert wird, ist eine unbestreitbare Tatsache.
Eine von allen Handelspartnern akzeptierte Währung macht den Tauschhandel überflüssig. Tauschhandel funktioniert nur, wenn beide Parteien etwas von Wert anbieten können, das die andere Partei haben möchte. Wenn das nicht der Fall ist, muss ein Partner die erhaltenen Waren mit einem anderen Handelspartner tauschen. Das kann bei großen oder sperrigen Gütern umständlich und teuer werden. Außerdem gibt es dabei Risiken wie Verderb der Waren, Diebstahl, Feuer und andere Probleme.
Eine Reservewährung macht den Tauschhandel überflüssig, indem sie es Verkäufern ermöglicht, Geld im Tausch gegen Waren entgegenzunehmen, das Geld einfach und sicher aufzubewahren und es dann nach Wunsch zum Kauf von Waren von einer anderen Partei zu verwenden.
Wie die nachstehende Grafik zeigt, hat es seit 1250 acht Reservewährungen gegeben. Alle Vorgänger des US-Dollars verloren ihre Vorherrschaft aufgrund finanzieller Fahrlässigkeit. Der US-Dollar ist erst seit relativ kurzer Zeit die globale Reservewährung.
Bretton Woods
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war das britische Pfund die globale Reservewährung. Das Vereinigte Königreich war der größte Exporteur von Waren und Dienstleistungen und konnte sich mit dem fortschrittlichsten Bankensystem, Versicherungsangeboten und Rohstoffmärkten brüsten. Die militärische Stärke unterstütze diese Dominanz.
Die finanziellen Lasten durch den Ersten und Zweiten Weltkrieg zwangen das Vereinigte Königreich zur Aufgabe des Goldstandards und führten fast zu einem Staatsbankrott. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erkannten die Alliierten, dass ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum, der Wiederaufbau und Frieden nach dem Krieg eine stabilere Währung erforderten.
1944 wurde der Dollar anlässlich einer Konferenz der führenden Politiker der Welt in Bretton Woods (New Hampshire) zur Weltreservewährung erklärt.
Der Dollar folgt dem Todespfad seiner Vorgänger
In dem Artikel 'Unsere Währung - das Problem der Welt' stellten wir folgendes fest:
"Ausländische Staaten akkumulieren und geben Dollars durch Handelsgeschäfte aus. Sie behalten zusätzliche Dollars, um ihre Wirtschaft zu steuern und finanzielle Schocks abzufedern. Diese als Überschussreserven bezeichnete Dollarbestände werden hauptsächlich in auf die USA lautende Anlagen investiert - von Bankeinlagen bis hin zu US-Staatsanleihen und zahlreichen anderen Finanztiteln. Als die Weltwirtschaft expandierte und der Handel zunahm, wurden zusätzliche US-Dollar benötigt. Infolgedessen wuchsen die Dollar-Reserven weiter und wurden dann wieder als Kredite in die US-Wirtschaft gepumpt."
Die Kreditvergabe anderer Nationen an die USA führte zu einer billigeren und einfacheren Finanzierung der US-Regierung, ihrer Unternehmen und Bürger. Wie wir zeigen, hat sich die Verschuldung weit über die Möglichkeiten hinaus ausgeweitet, sie zurückzuzahlen.
Um den Druck, der durch eine so starke Überschuldung entsteht, zu lindern, hat die Fed die Zinssätze niedriger gehalten, als sie sich sonst entwickelt hätten. Eine lockere Geldpolitik, einschließlich der quantitativen Lockerung und negativer Realzinsen, fördert spekulative Strategien anstelle produktiver Investitionen. Infolgedessen lässt das Wirtschaftswachstum weiter nach, was den Schuldendienst erschwert und nach einer noch lockereren Geldpolitik ruft. Der unvollkommene Kreislauf von Schulden und Wachstum hat seine Grenzen. Doch anders als beim Bankrott der Briten und Franzosen vor dem Dollar gibt es derzeit keinen geeigneten Nachfolgekandidaten.
Fazit
Wenn auf zwei Weltkriege und eine globale Depression Frieden und Wohlstand folgen, braucht die Welt eine starke Reservewährung. Der US-Dollar war 1944 die richtige Währung dafür, und er ist es immer noch.
Rechtsstaatlichkeit, liquide Finanzmärkte und wirtschaftliche und militärische Macht waren Merkmale, die damals nur auf den US-Dollar zutrafen.
Während in den letzten 85 Jahren viele Jahre lang relativer Frieden und Wohlstand herrschten, haben sich die wirtschaftliche Landschaft und die militärischen Machtverhältnisse mittlerweile verschoben. Auch wenn es bei der US-Wirtschaft und dem Dollar viele Schwachstellen gibt, sind die alternativen Kandidaten derzeit noch völlig ungeeignet
Ein altes Sprichwort besagt, dass der US-Dollar in der schmutzigen Wäsche immer noch das sauberste Hemd ist. Auch dieses Mal wird sich das Gerede vom Tod des Dollars aller Voraussicht nach als falsch erweisen.