Die Spannung steigt, denn diese Woche beginnt die Hochphase der Berichtssaison. Über 7.600 Unternehmen – das sind 70 % unserer Aktien-Coverage – werden in den nächsten drei Wochen ihre Quartalszahlen präsentieren. Alle Augen sind dabei auf die großen Tech-Konzerne gerichtet, insbesondere auf die sogenannten "Magnificent Seven". Die Frage ist: Zeigt die Branche weiterhin Wachstum, oder flacht der Trend angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten ab, die bereits zu heftigen Kursschwankungen geführt haben?
In der vergangenen Woche haben bereits einige Schwergewichte berichtet, darunter Tesla (NASDAQ:TSLA), Alphabet (NASDAQ:GOOGL) und Intel (NASDAQ:INTC). Die Ergebnisse waren gemischt und haben teils überraschende Entwicklungen offenbart.
Tesla unter Druck: Wie geht es weiter?
Die Aktie von Tesla hat in diesem Jahr an Boden verloren. Einige Beobachter führen dies auf Boykottaufrufe gegen den Elektroautohersteller zurück, die als Reaktion auf CEO Elon Musks öffentliche Auftritte und kontroverse Äußerungen entstanden sind. Im Earnings Call am Dienstag versprach Musk, sich wieder stärker auf seine Rolle als CEO zu konzentrieren. Er räumte ein, dass das Unternehmen mit Herausforderungen konfrontiert ist, darunter auch geopolitische Spannungen und Handelsbarrieren. Die Gewinne fielen im Jahresvergleich um 40 %, während die Umsätze um 9 % zurückgingen.
Alphabet überzeugt: KI-Investitionen zahlen sich aus
Am Donnerstag nach Börsenschluss präsentierten Alphabet und Intel ihre Zahlen für das erste Quartal – mit deutlich unterschiedlichen Ergebnissen. Alphabet übertraf die Erwartungen der Wall-Street-Analysten sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn. Die Stärke im ersten Quartal war auf robuste Ergebnisse in den Bereichen Suche und Werbung zurückzuführen. Besonders bemerkenswert: Die erheblichen Investitionen in die Entwicklung von KI-Tools scheinen sich auszuzahlen.
Auf die Frage, wie sich das veränderte makroökonomische Umfeld auf zukünftige Ergebnisse auswirken könnte, äußerte sich das Unternehmen vorsichtig optimistisch. Philipp Schindler, Senior Vice President und Chief Business Officer bei Google, kommentierte: "Was das zweite Quartal betrifft, sind wir erst ein paar Wochen drin, daher ist es wirklich zu früh für genaue Prognosen. Natürlich sind wir nicht immun gegen das makroökonomische Umfeld, aber wir möchten nicht über mögliche Auswirkungen spekulieren."
Diese Zurückhaltung könnte auf Unsicherheiten im Hinblick auf geplante Regulierungen oder Handelsabkommen hindeuten, die die Werbeausgaben großer Kunden beeinflussen könnten. Insbesondere könnten chinesische Einzelhändler wie Temu und Shein betroffen sein, sollten neue Zölle oder Handelshemmnisse eingeführt werden, was ihre Werbeausgaben bremsen könnte.
Intel kämpft mit Herausforderungen
Intel hingegen konnte zwar ebenfalls die Analystenschätzungen übertreffen, musste jedoch eine schwache Prognose für die kommenden Quartale abgeben. Die Umsatzerwartungen für das zweite Quartal liegen bei 11,8 Milliarden US-Dollar, was unter den durchschnittlichen Schätzungen der Analysten von 12,82 Milliarden US-Dollar liegt. Die Gewinnerwartungen pro Aktie liegen bei null, während Analysten mit 0,06 US-Dollar rechneten.
Das Unternehmen sprach zudem über geplante Kostensenkungsmaßnahmen. Diese beinhalten auch Stellenabbau, der in diesem Quartal beginnen soll. In einem Memo an die Mitarbeiter erklärte CEO Lip-Bu Tan: "Es lässt sich nicht leugnen, dass diese Veränderungen die Größe unserer Belegschaft reduzieren werden." Berichte deuten darauf hin, dass bis zu 20 % der Intel-Mitarbeiter betroffen sein könnten.
Aktueller Stand der Berichtssaison
Mit 36 % der S&P-500-Unternehmen, die bereits für das erste Quartal berichtet haben, liegt die zusammengefasste EPS-Wachstumsrate bei 10,1 %, über dem Wert von 7,1 % in der vergangenen Woche. Ein Aspekt, der in dieser Saison etwas schwächer ausfällt, ist die Anzahl der Unternehmen, die die EPS-Erwartungen übertreffen. Nur 73 % der Unternehmen haben die Analystenschätzungen übertroffen. Das liegt unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt von 77 % und dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 75 %.
Was steht diese Woche an?
Diese Woche beginnt die Hochphase der Berichtssaison mit 180 S&P-500-Unternehmen, die ihre Ergebnisse veröffentlichen werden. Wir werden weitere Updates von den "Magnificent Seven" erhalten, wenn Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Meta (NASDAQ:META) am Mittwoch berichten, gefolgt von Amazon (NASDAQ:AMZN) und Apple Inc (NASDAQ:AAPL) am Donnerstag. Das letzte Mitglied der Mag 7, Nvidia (NASDAQ:NVDA), wird erst am 28. Mai berichten.
Abweichende Veröffentlichungstermine: Ein Signal für Überraschungen?
Akademische Studien zeigen, dass Unternehmen, die ihre Quartalsberichte später als üblich veröffentlichen, oft negative Nachrichten zu verkünden haben. Umgekehrt deuten frühere Veröffentlichungstermine häufig auf positive Überraschungen hin.
Diese Woche berichten mehrere große Unternehmen, die ihre Termine außerhalb der üblichen Normen setzen. Elf Unternehmen innerhalb des S&P 500 haben für diese Woche Abweichungen in ihren Veröffentlichungsterminen bestätigt. Acht davon sind früher als gewöhnlich und könnten daher positive Überraschungen bereithalten. Dazu gehören:
- Xylem (NYSE:XYL)
- Regency Centers Corp
- Regeneron (NASDAQ:REGN) Pharmaceuticals
- Booking (NASDAQ:BKNG) Holdings
- Vulcan Materials (NYSE:VMC)
- Mettler-Toledo International
- Targa Resources
- AES Corp
Unternehmen mit späteren Veröffentlichungsterminen, was auf mögliche negative Nachrichten hindeuten könnte, sind:
- PPG Industries
- Juniper Networks (NYSE:JNPR)
- IDEX Corp
Hinweis: Der "DateBreaks Factor" von Wall Street Horizon ist ein statistisches Maß dafür, wie ein bestätigter oder revidierter Veröffentlichungstermin im Vergleich zum Fünf-Jahres-Trend des Unternehmens für das gleiche Quartal steht. Ein negativer Wert bedeutet, dass der Termin später als im historischen Durchschnitt liegt, ein positiver Wert zeigt einen früheren Termin an.
Der Höhepunkt der Q1-Berichtssaison
Die Hochphase der Berichtssaison beginnt diese Woche und dauert bis zum 16. Mai an, wobei jede Woche über 2.000 Berichte erwartet werden. Der 8. Mai wird voraussichtlich der aktivste Tag sein, an dem 1.156 Unternehmen ihre Zahlen präsentieren werden. Bislang haben nur 70 % der Unternehmen (aus einem Universum von über 11.000 globalen Unternehmen) ihre Veröffentlichungstermine bestätigt, daher kann sich dieser Zeitplan noch ändern. Die verbleibenden Termine sind Schätzungen basierend auf historischen Daten.
Fazit: Worauf du jetzt achten solltest
Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um ein klareres Bild von der wirtschaftlichen Lage und den Aussichten der Unternehmen zu erhalten. Besonders im Fokus stehen die großen Tech-Konzerne, die in den letzten Jahren als Wachstumsmotoren der Wirtschaft galten. Ihre Ergebnisse könnten Hinweise darauf geben, ob die Branche weiterhin robust ist oder ob die wirtschaftlichen Unsicherheiten beginnen, sich auszuwirken.
Auch die Trends bei den Veröffentlichungsterminen könnten interessante Einblicke bieten. Unternehmen, die ihre Termine vorziehen, könnten positive Überraschungen im Gepäck haben. Umgekehrt könnten verspätete Berichte Grund zur Vorsicht sein.
Für dich als Anleger bedeutet das: Jetzt ist die Zeit, genau hinzuschauen, die Unternehmensberichte zu analysieren und fundierte Entscheidungen zu treffen. Bleibe wachsam und nutze die Gelegenheit, um von den Marktbewegungen zu profitieren.