Der globale Bestand von Elektroautomobilen lag zum Ende des Jahres 2018 oberhalb der Marke von 5 Mio. Fahrzeugen. China ist schon heute der größte Fahrzeugmarkt der Welt und auch im Bereich der Elektroautomobilität hat das Reich der Mitte die Nase vorn. Dies verwundert eigentlich auch nicht unbedingt, denn China ist mit rund 1,395 Mrd. Einwohnern nicht nur das bevölkerungsreichste Land, sondern direkt nach den USA auch global die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Bereits heute dominieren Elektrofahrzeuge den chinesischen Automobilmarkt. Rund 45 Prozent aller elektrischen Automobile weltweit sind auf Chinas Straßen unterwegs, Europa bringt es im Vergleich auf 24 Prozent und die USA auf 22 Prozent.
Chinesischer Markt für E-Fahrzeuge wächst rasant
In den letzten Jahren hat sich die Zahl von Elektrofahrzeugen enorm gesteigert. Allein im Jahr 2018 wurden über zwei Millionen Elektroautos verkauft, davon mit 1,160 Millionen Einheiten weit über 50 Prozent in China. Im Vergleichszeitraum wurden in Europa rund 410.000 und in den USA rund 360.000 Einheiten verkauft. Während der chinesische Markt um 85 Prozent wuchs, lag das Plus in Europa bei 38 Prozent. Der Marktanteil von reinen E-Fahrzeugen in Deutschland lag in 2018 bei kümmerlichen 1,9 Prozent – hierzulande wurden in 2018 leicht mehr als 70.000 Elektrofahrzeuge zugelassen. Bezogen auf die jeweiligen Länder ist der Anteil an E-Fahrzeugen in Norwegen, den Niederlanden, China, Schweden und Großbritannien am höchsten, während die meisten Fahrzeuge aus China, Japan, Deutschland, den USA und Südkorea stammen. Von der industriellen Seite her betrachtet, hat es China tatsächlich geschafft in den letzten Jahren seine Vormachtstellung im Bereich der Fertigung von Elektrofahrzeugen zu festigen und rasant auszubauen.
Tesla weltweit noch die Nummer 1
Der US-Elektroautomobilhersteller „Tesla (NASDAQ:TSLA)“ ist mit rund 146.000 Einheiten die weltweit führende Marke 2018 (aktuell wurde im zweiten Quartal 2019 mit 95.200 Einheiten sogar ein neuer Auslieferungsrekord erzielt und das könnte im Jahr 2019 mit angepeilten Auslieferungen in Höhe von 360.000 bis 400.000 Einheiten wohl vorerst auch so bleiben). Auf den weiteren Plätzen folgen die chinesischen Konzerne „BYD (F:1211)“ und „Beijing Auto“ und auch „BMW (DE:BMWG)“ mit 125.000 Einheiten und „VW (DE:VOWG)“ mit 52.000 Einheiten befinden sich unter den Top10-Produzenten von E-Fahrzeugen. Die deutschen Automobilhersteller werden noch in 2019 und bis in die Jahre 2024/2025 eine regelrechte Modelloffensive in Sachen Elektromobilität fahren. Prognosen von McKinsey zufolge könnte der deutsche Anteil der globalen E-Auto-Produktion von aktuell 14 Prozent auf etwa 25 Prozent in 2024 ansteigen. Ein Problem bleibt bis dato aber bestehen und da haben in erster Linie die chinesischen Produzenten möglicherweise die Nase vorn, denn nur ein erschreckender Anteil von etwas mehr als 10 Prozent der weltweiten Batterieproduktion stammt nicht aus Asien. Die deutschen Automobilproduzenten müssen die Batterien folglich hauptsächlich aus Asien beziehen und verlieren somit auch einen erheblichen Teil ihrer Marge je Einheit. Der Wettbewerb wird mit Sicherheit nicht einfacher und auf der Preisseite dürften die rein chinesischen Hersteller im Massengeschäft sicherlich nicht einfach zu schlagen sein.
Neuzulassungen in China sprechen Bände
Hand aufs Herz. Wer hat in Deutschland unter anderem schon etwas von BYD (F:1211), JAC Motors, BAIC (F:2B5), Xpeng Motors, Chery (KQ:033100), SAIC Motors, Zotye oder Geely (HK:0175) gehört? Doch genau diese chinesischen Hersteller von Elektrofahrzeugen liegen bei den chinesischen Zulassungen weit vorn. Die beinahe 100.000 Neuzulassungen in China im Januar 2019 geben einmal mehr einen klaren Hinweis auf die Präferenz der chinesischen Kundschaft, denn sie kaufen nachweislich chinesische Marken, vor allem weil diese günstiger sind. Unter den Top20 Fahrzeugtypen finden sich ausnahmslos nur Fahrzeuge der Hersteller BAIC, BYD, JAC, JMC, Chery, SAIC, Geely, Zotye und weiterer chinesischer Fabrikate. Das meistverkaufte E-Auto in China in 2018 war der „BAIC EC“, der sich über 150.000 Mal verkaufte und in Euro umgerechnet preislich deutlich unter 20.000 Euro liegt.
Geely ist das Paradebeispiel wie schnell Marktanteile nach China verloren gehen
Seit dem Einstieg des Geely-Chefs Li bei der Daimler AG (DE:DAIGn) im Frühjahr 2018 ist vielen Marktteilnehmern nun auch in Deutschland der Name „Geely“ wohl eher geläufig. Seitdem fließen nämlich die erwirtschafteten Renditen des Stuttgarter Autobauers auch nach China, denn über eine Mantelgesellschaft in Hongkong, der sogenannten „Tenacioi3 Prospect Investment Limited“ ist der chinesische Investor Li Shufu mit einem Anteil von rund 9,7 Prozent an der Daimler AG beteiligt. Somit vereinnahmte die chinesische Gesellschaft für das Geschäftsjahr 2018 rund 340 Mio. Euro in Form von Dividendenzahlungen.
Geely will mit der Elektromarke Geometry neue Marktanteile gewinnen
Während man in Deutschland noch Bauklötze staunt und zu einem großen Teil aufgrund des Themas „Diesel-Gate“ noch mit sich selbst beschäftigt ist, baut Geely mit der Marke Geometry bereits Elektro-Limousinen mit Reichweiten von bis zu 500 km. Das Modell Geometry A ist eine Mittelklasse-Limousine, die schon im Frühjahr 2019 Vorbestellungen von rund 27.000 Einheiten aufwies, davon auch etwa 18.000 Bestellungen aus Norwegen, Singapur und Frankreich. Auch in anderen Bereichen wildert Geely und baut die künftige Londoner Taxiflotte als reines Elektrofahrzug mit dem Namen LEVC TX cab.
Das chinesische Tempo ist beinahe erschreckend
Geely fing 1995 an Automobile zu bauen und wuchs zusätzlich mit Zukäufen heran, unter anderem gehören heute London Taxi (heute London EV Company), Volvo, Proton und auch Lotus zum Konzern. Damit liegt Geely mit 2,15 Millionen gefertigten Einheiten in 2018 als Automobilproduzent nun global an 13. Stelle zwischen BMW und Mazda. Das alles konnte man in grob 24 Jahren erreichen. Geht das mit dem Tempo, der Eroberung von Marktanteilen, der erhöhten Schlagzahl wesentlich günstigerer E-Automobile, dem günstigeren Zugriff auf Batterietechnik und Seltene Erden so weiter, dann müssen sich die deutschen Automobilproduzenten mehr als nur warm anziehen.
Deutsche Automobilkonzerne wie zum Beispiel VW machen nun mächtig Druck
Nur ein Beispiel von vielen aus der deutschen Automobillandschaft: Der Volkswagen-Konzern stellt aktuell das Werk Zwickau in Sachsen zu einem reinen E-Auto-Werk um. Gemäß den Plänen des Wolfsburger Automobilkonzerns, soll im Jahr 2025 jedes vierte Auto einen Elektroantrieb haben. Ab Ende 2019 läuft hier der vollelektrische VW ID.3 vom Band, der dann erst Mitte 2020 ausgeliefert wird und ab dem Jahr 2021 könnte sogar alle 90 Sekunden ein VW-Elektroautomobil gefertigt werden. Das wirkt im Vegleich zum internationalen Wettbewerb reichlich spät. Die Reichweite des ID.3 soll bei drei verschiedenen Batteriegrößen von 330 bis 550 km betragen, doch die Preisangaben von unter 30.000 und unter 40.000 Euro für das Sondermodell des ID.3 sind chinesischen Käufern, die teils 10.000 Euro weniger oder sogar wesentlich weniger für E-Autos aus China bezahlen, bestimmt nicht zu vermitteln.
Bis 2030 könnte jedes zweite neuzugelassene Fahrzeug ein E-Auto sein
Die Experten des CAM (Center of Automotive Management) in Bergisch Gladbach gehen bei recht pessimistischer Betrachtung bis zum Jahr 2030 davon aus, dass jedes dritte neuzugelassene Automobil elektrisch fahren wird. Im Rahmen einer eher optimistischeren Betrachtung könnte bis 2030 auch jedes zweite neuzugelassene Fahrzeug ein E-Fahrzeug sein. Der Erfolg der Elektroautomobilität steht und fällt aufgrund zentraler Themenbereiche, wie der Preisgestaltung, der vieldiskutierten Problematik der Reichweite, der Ladezeiten und vor allem der Ladeinfrastruktur.
Fazit: Deutschland steht noch lange nicht auf verlorenem Posten. Im direkten Vergleich zu reinen E-Fahrzeugherstellern können die deutschen Automobilhersteller weiterhin Geld mit Fahrzeugen mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren verdienen und mit stetigen daraus erlösten Mitteln den Wandel mitfinanzieren. Im für die deutschen Hersteller aber wichtigsten Markt namens China muss sich bald was tun, denn der Abstand ist schon Wahnsinn. Die chinesischen Verkaufszahlen für den Januar bis April 2019 zeigen dies leider eindrucksvoll. Der Passat GTE von VW schaffte es mit 8.846 Einheiten nicht einmal unter die Top10 (der erste Platz ging mit 30.874 Einheiten an den „Yuan EV“ des chinesischen Herstellers BYD). Da ist es kein Trost, dass der „Model 3“ von Tesla auf dem 15. Platz steht. Im Gegenteil, es ist ein Elend, dass der Passat GTE das einzige deutsche Fahrzeug unter den Top20 ist. Eines ist sicher: Die Zeit drängt. Bis 2025 könnte der Anteil von E-Fahrzeugen in China zwischen 25 und 50 Prozent betragen. Es ist für die deutschen Hersteller also nicht mehr sehr viel Zeit, bei den hohen Wachstumsraten bis 2025 dabei zu sein. Eines wird den deutschen Herstellern schmerzliche Einbußen bescheren, nämlich die Preisgestaltung. Die Preise sind für den chinesischen Markt einfach zu hoch.