Was für eine Woche. Nahezu mühelos übersprang der DAX am Dienstag sein altes Allzeithoch bei 8.151 Punkten und stieg bis Freitag über 8.300 Punkte. Doch wie passt das zusammen mit der Negativ-Berichterstattung in den Medien? Spielt die Börse Harakiri oder kommen unsere Nachrichten- und Wirtschaftsjournalisten vom Mars?
Aktien bleiben angesagt
Für mich trifft eher letzteres zu. Anlageklassen wie Immobilien, Gold und Anleihen sind extrem heiß gelaufen. Der DAX notiert jedoch nur ein paar Pünktchen über seinen Hochs des Börsenjahres 2000. Seit 13 Jahren gab es mit Aktien – wenn man es so sieht – nichts zu gewinnen. Der DAX-Kursindex – also der DAX-Stand unter Herausrechnung der Dividenden – steht bei 4.400 Punkten weit unter seinen Allzeithochs vom März 2000, die bei 6.266 Zählern verzeichnet wurden. Für mich ist das ein klares Indiz dafür, dass Aktien noch lange nicht ihr Pulver verschossen haben. Dazu kommt die aggressive Geldpolitik der Notenbanken und der Anlagenotstand bei vielen Anlegern, die bislang nicht oder nur wenig am Aktienmarkt investiert sind. Wenn sich die Herde erst einmal in Gang gesetzt hat, könnte sich der Aufwärtstrend sogar noch einmal beschleunigen.
Gute Konjunktur- und Unternehmensdaten
Verstehen Sie mich nicht falsch, natürlich gibt es auch Probleme, die man nicht ignorieren kann. Die Schuldenkrise ist ja längst noch nicht ausgestanden. Es wird dadurch auch immer wieder zu Rückschlägen am Aktienmarkt kommen. Die grundsätzliche Tendenz bleibt vorerst jedoch nach oben gerichtet. Auftrieb geben auch die jüngsten Konjunkturnachrichten aus Deutschland (Industrieproduktion) und China (Exportwachstum) und die überraschend guten Unternehmensdaten. In den USA haben rund zwei Drittel der Unternehmen die Gewinnerwartungen übertroffen. Die waren freilich sehr niedrig. In vielen Fällen gab es kein Gewinnwachstum und auch beim Umsatz gab es weniger positive Überraschungen als in den Vorquartalen. Dennoch: die meisten Unternehmen stehen gut im Futter.
Deutsche Unternehmen überraschen positiv
Das gilt auch für die deutschen Aktiengesellschaften. So startet die Allianz mit einem überraschend starken Gewinnplus in das neue Jahr. Die Planungen für das Gesamtjahr wurden bestätigt, könnten aber durchaus übertroffen werden. Die Aktie schoss daraufhin auf den höchsten Kurs seit 2008 nach oben und zog zeitweise den gesamten DAX mit.
Auch der Spezialist für Industriegase, Linde, bleibt weiter auf Wachstumskurs. Nicht zuletzt wegen des neu übernommenen US-Unternehmens Lincare lagen die Quartalszahlen über den Erwartungen. Die Aktie stieg auf ein neues Allzeithoch und wird damit ihrem Ruf als eines der solidesten und stärksten Papiere im DAX gerecht.
Im MDAX machten ebenfalls viele Unternehmen mit positiven Quartalszahlen auf sich aufmerksam. So macht der Generikahersteller Stada Arzneimittel gute Geschäfte in Osteuropa und entkommt damit etwas dem hierzulande stark umkämpften Pharmamarkt. Die Planungen für das Gesamtjahr wurden bestätigt. Die Aktie sprang nach oben, überwand den Widerstand bei 32,80 Euro und erreichte den höchsten Stand seit 2008. Es besteht weiteres Potenzial.
Fazit
Es gibt schlichtweg keine Alternativen zu Aktien. Die Börsen in den USA, Japan und Deutschland bleiben die Hauptprofiteure der aktuellen Entwicklungen. Italienische, spanische oder französische Aktien könnten dagegen im zweiten Halbjahr eine Aufholjagd starten, vorausgesetzt die Konjunktur in Europa deutet auf eine Trendwende hin. Im Musterdepot werden wir uns daher weiter auf die USA und Deutschland konzentrieren und bei Gelegenheit den einen oder anderen „Hoffnungswert“ aus Südeuropa einstreuen.
Erfolgreiche Investments wünscht
Stefan Böhm
Chefredakteur DaxVestor