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Im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) herrschte bei den Beratungen am 16. Juli 2020 eine gewisse Zuversicht, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie für den Euroraum nicht schlimmer als im Basisszenario der EZB-Stabsprojektionen dargelegt ausfallen werden. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Protokoll der Sitzung hervor geht, sahen die Ratsmitglieder gleichwohl eine anhaltend hohe Unsicherheit in Bezug auf Konjunktur, Preise und Pandemie und wollten daher nicht die Erwartung wecken, dass das Pandemiekaufprogramm PEPP möglicherweise vorfristig auslaufen könnte. Es wurde die Sorge geäussert, dass die Kreditvergabe der Banken nicht ausreichen könnte, um das geldpolitische Signal ausreichend zu übertragen. Das Negativszenario werde nun aber als weniger wahrscheinlich angesehen und auch ein noch positiverer Ausgang könne nicht ausgeschlossen werden. Zwei Wochen nach der Ratssitzung hatte Eurostat gemeldet, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal um 11,3 auf Quartals- und 14,0 Prozent auf Jahressicht gefallen sei. Im ersten Quartal war das BIP gegenüber dem Vorquartal um 3,6 Prozent gesunken.
Aktien Schweiz
Konjunktursorgen haben am Donnerstag am schweizerischen Aktienmarkt für eine schwache Tendenz gesorgt. Das am Vorabend veröffentlichte Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank dämpfte die Hoffnungen auf eine rasche konjunkturelle Erholung. Der SMI verlor 0,8 Prozent auf 10.230 Punkte und schloss damit nur knapp über seinem Tagestief. Bei den Einzelwerten führten die Aktien der Swiss Life mit einem Aufschlag von 1,5 Prozent die kurze Gewinnerliste im SMI an. Die Analysten der UBS (SIX:UBSG) haben die Titel auf "Buy" von "Neutral" hochgestuft und das Kursziel angehoben. Die UBS hält die Risiken in der Bilanz für beherrschbar. Dieser Umstand eröffne eine Bewertungschance. Aktuell sei ein attraktiver Zeitpunkt zum Einstieg und damit auf eine starke Neubewertung zu setzen. Die defensiven Index-Schwergewichte hielten sich, mit Ausnahme von Nestle (SIX:NESN), besser als der Gesamtmarkt. Die Papiere von Roche (SIX:RO) gewannen 0,4 Prozent und Novartis (SIX:NOVN) verloren lediglich 0,4 Prozent zu. Nestle büssten dagegen 0,8 Prozent ein.
Aktien international
Europa
Europas Börsen haben am Donnerstag mit Verlusten geschlossen. Belastend wirkte die Bekanntgabe des Protokolls der jüngsten Sitzung der US-Notenbank vom Vorabend. Nicht hilfreich waren schwächere US-Daten. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge lag mit 1,106 Millionen klar über der Prognose von 923.000. Daneben ist der Philadelphia-Fed-Index mit 17,2 Punkten im August schwächer als die Erwartung von 20 ausgefallen. Die Zahlen unterstreichen die andauernden Probleme der US-Wirtschaft. Zugleich hatte das Fed-Protokoll keine Hinweise auf aktuell geplante zusätzliche Lockerungsmassnahmen der Fed enthalten. Keine gute Kombination. Der DAX gab 1,1 Prozent auf 12.830 nach, der Euro-Stoxx-50 fiel 1,3 Prozent auf 3.274. Für Antofagasta (LON:ANTO) ging es um 5,6 Prozent nach unten. Und das obgleich das bereinigte EBITDA im ersten Halbjahr laut der Citigroup (NYSE:C) 2 Prozent über den Erwartungen ausgefallen ist und die Zwischendividende 24 Prozent über der Prognose liegt. Premier Oil brachen nach Ankündigung einer Kapitalerhöhung an der Londoner Börse um 24,3 Prozent ein. Schaeffler verloren 11,8 Prozent nach Ankündigung einer Kapitalerhöhung. Für die Aktie von Adyen ging es nach Zahlenvorlage um 2,7 Prozent nach unten.
USA
Aufschläge im Technologiesektor haben am Donnerstag der Wall Street zu einem leichten Plus verholfen. Der Nasdaq-Composite markierte im späten Verlauf sogar ein neues Rekordhoch. Zu Handelsbeginn hatten noch Konjunktursorgen die Indizes belastet, doch diese wurden im Sitzungsverlauf etwas in den Hintergrund gedrängt. Der Dow-Jones-Index gewann 0,2 Prozent auf 27.740 Punkte. Der S&P-500 verbesserte sich um 0,3 Prozent auf 3.386 Punkte. Der Nasdaq-Composite stieg um 1,1 Prozent auf 11.265 Punkte. Unter den Einzelwerten standen Intel mit einem Aktienrückkauf im Fokus. Der Chipkonzern nutzt den Einbruch seines Aktienkurses, um bis Ende des Jahres Aktien für bis zu 10 Milliarden Dollar zurückzukaufen. Die Intel-Aktie (NASDAQ:INTC) stieg um 1,7 Prozent. Im Technologiesektor waren die Aktien von Facebook (NASDAQ:FB), Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Apple gesucht. Die Apple-Aktie (NASDAQ:AAPL) gewann weitere 2,2 Prozent, Facebook stiegen um 2,4 Prozent und Microsoft um 2,3 Prozent. Die Tesla-Aktie (NASDAQ:TSLA) setzte ihren Höhenflug fort und sprang erstmals über 2.000 Dollar. Die Tesla-Aktie schloss mit einem Plus von 6,6 Prozent bei 2.002 Dollar. Für die Curevac-Aktie, die erst am vergangenen Freitag ein fulminantes Börsendebüt gefeiert hat, ging es um 16 Prozent nach oben.
Asien
Auf breiter Front legen die Indizes zu. Sie schließen sich damit der positiven Vorgabe der Wall Street an, wo die Kurse unter Führung der Technologieaktien im Handelsverlauf kontinuierlich zugelegt hatten. Im Blick hat der Markt weiter neben Neuigkeiten zur Corona-Pandemie, vor allem die US-chinesischen Beziehungen. Und hier berichten Marktbeobachter von einem Hoffnungsschimmer. Laut dem chinesischen Handelsministerium sollen sich beide Seiten immerhin darauf geeinigt haben, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Anleihen
Am Anleihemarkt drückten steigende Notierungen die US-Zehnjahresrendite am Donnerstag um 3,3 Basispunkte auf 0,65 Prozent. Marktbeobachter sprachen auch von einer Gegenbewegung nach den Verlusten vom Mittwoch.
Analysen
Warburg erhöht Ziel Zur Rose auf 441 (295) CHF - Buy
UBS erhöht Swiss Life auf Buy (Neutral) - 440 (370) CHF
Warburg erhöht Ziel 1&1 Drillisch auf 46 (45) EUR - Buy
Warburg senkt Ziel Pfeiffer Vac. auf 123 (126) EUR - Hold
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