Die Journalisten zeigten sich merklich frustriert über den Federal Reserve Vorsitzenden Jerome Powell, wegen dessen sturen Bestehens während seiner Pressekonferenz im Anschluss an die Zinsentscheidung der Fed, dass die Inflation - trotz aller Anzeichen auf das Gegenteil - bald den Zielwert der Fed von 2% erreichen werde.
Als die Wirtschaft sich robust entwickelt und das Wachstum sich klar erholt, bleiben die Arbeitslosigkeit niedrig und das Stellenwachstum mehr als ausreichend, um Neuzugänge in den Arbeitsmarkt zu absorbieren. Die Inflation mache keine Sorgen, da alles “konsistent mit fortdauernder Geduld ist, die weiteren Anpassungen der Geldpolitik zu bestimmen,” sagte Powell in seinen eröffnenden Bemerkungen im Anschluss an die zweitägige Sitzung des Offenmarktausschusses der Bank (Federal Open Market Committee, FOMC), nachdem dieser dafür gestimmt hatte, die Geldpolitik so zu belassen wie sie ist.
Das Ergebnis dürfte US-Präsident Trump oder allen, die auf eine Zinssenkung in nächster Zeit gehofft hatten, kaum zusagen. “Wir denken unsere geldpolitische Aufstellung ist für den jetzigen Zeitpunkt angemessen,” sagte er. “Wir sehen keine starken Argumente für Schritte in die eine oder andere Richtung.”
Die Investoren, unter denen viele darauf spekuliert hatten, dass der nächste Zinsschritt der Fed nach unten gehen könnten, stießen auf die Nachricht Aktien ab.
Der Schlüssel zu Powells Einstellung ist dieser feste Glaube, dass 2% Inflation vor der Tür stehen. “Unsere Basisannahme bleibt, dass mit einem starken Arbeitsmarkt und anhaltendem Wachstum die Inflation mit der Zeit auf 2% zurückkehren wird und dann im Wesentlichen symmetrisch um unserem längerfristigen Zielwert liegen wird,” sagte Powell.
Reporter versuchten wiederholt ohne Erfolg ihn zu Aussagen über dieses Statement hinaus zu veranlassen. Als sie darauf verwiesen, dass die Inflation in den letzten sieben Jahren kaum jemals über 2% gelegen hat, wollten sie wissen, wie tief die Inflation auf Dauer sein müsse, um die Fed zum Handeln zu veranlassen. Und dann ist da noch die Frage, was die Fed tun könnte, um die Inflation zu erhöhen, sollte sie einmal entscheiden, dass sie etwas tun muss.
Powell vermied es auf diese Fragen einzugehen. Schließlich ist es ein Glaubensgrundsatz im Ausschuss, dass die Inflation irgendeinmal 2% erreichen wird und sogar mehr mit dem Einverständnis der Fed “symmetrisch” – manchmal unter 2%, manchmal darüber liegen wird.
Die FOMC-Mitglieder stellten fest, dass die Inflation seit Jahresanfang “etwas schwächer” ist als erwartet, gab Powell zu, aber die Ausschussmitglieder vermuten, dass “einige Übergangsfaktoren am Werke sein könnten”.
Welche Übergangsfaktoren dies seien, wollten die Journalisten wissen. Nun, zum Beispiel, die Portfoliomanagementgebühren waren im ersten Quartal niedriger, was den Rückgang der Wertpapierkurse Ende letzten Jahres reflektiert. Und, und...die Preise von Bekleidung. Eine Änderung von deren Berechnungsgrundlage hat die Inflationsrate beeinflusst, suggerierte Powell.
Das müsste ein ziemlich erheblicher Einfluss auf die Gesamtinflation gewesen sein, die auf lediglich 1,5% hereinkam und die Kerninflation, die volatile Preise für Lebensmittel und Energie ausnimmt, kam als noch größere Überraschung auf 1,6% herein. Und dann zeigte das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, der Index der individuellen Konsumausgaben (personal consumption expenditure, pce), der im ersten Quartal einen 1,3 prozentigen Antieg der Kernrate im Jahresvergleich zeigte.
Für die Fed scheint es, als hielten immer Übergangsfaktoren die Inflation im Keller. Powell weigerte sich auf die Frage einzugehen, wie viele Übergangsfaktoren notwendig sind, um eine anhaltend tiefe Inflation auszulösen.
Aber er bot all diesen frustrierten Journalisten ein Trostpflaster. Wenn die Daten vom PCE nicht wirklich die Argumente der Fed stärken, dann ziehe man doch die “getrimmte mittlere PCE-Inflationsrate”? Diese Messgröße, die von der Dallas Fed ermittelt wird, stutzt große Bewegungen nach oben und unten heraus, um die “mittlere” Inflation zu berechnen. Nach dieser Größe sank die Inflation im März nicht, blieb aber auch hier unter 2%, genauso meistens in den letzten Jahren.
Im Rückblick wollte ein Journalist wissen, denken Sie, dass wenn sie die Zinssätze im letzten Jahr nicht angehoben hätten, wäre die Inflation dann auf Ihren Zielwert gestiegen?
Powell begann seine Antwort mit “wenn Sie sich erinnern, damals,” und ignorierte den “im Rückblick” Aspekt der Frage. Damals, so sieht es Powell, schien es eine gute Idee zu sein, die Zinssätze anzuheben und dem Aufbau von Inflationsdruck vorzubeugen, der zwangsläufig kommen würde, auch wenn es keinen Beleg dafür gab. Auf einer künftigen Konferenz wird Powell dann vielleicht sagen, damals schien es eine gute Idee zu sein, die Zinssätze unverändert stehen zu lassen.
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