Die US-Steuerreform wurde vom Senat verabschiedet und so verschiebt sich der Fokus der Anleger nun wieder auf die Notenbanken. Denn am kommenden Mittwoch wird die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und am Donnerstag die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Entscheidung über den zukünftigen Fahrplan ihrer Geldpolitik treffen.
Noch zu wenig Inflationsdruck
Bei der EZB geht man aber nicht davon aus, dass neue Maßnahmen beschlossen werden. Die Wirtschaftsdaten werden zwar immer besser, aber das Hauptziel der EZB, eine Inflation nahe 2 %, ist noch nicht in Reichweite. Laut einer ersten Eurostat-Schätzung liegt die jährliche Inflation im Euroraum im November 2017 nur etwas höher bei 1,5%. Damit befindet sie sich wieder auf demselben Niveau wie schon im August und September, nachdem die Rate im Oktober auf 1,4 % gesunken war.
Der aktuelle Anstieg ist im Hinblick auf die vergangenen Monate also alles andere als atemberaubend. Es handelt sich eher um eine Stabilisierung bzw. auf Sicht von einem halben Jahr um einen sehr langsamen Anstieg (im Juni und Juli lag die Rate jeweils bei 1,3 %).
Arbeitslosenquote sinkt weiter
Da die Arbeitslosigkeit derzeit sinkt, dürfte sich dieser Anstieg aber noch weiter fortsetzen. So sank die Arbeitslosenquote im Gemeinschaftsgebiet des Euros ist im Oktober 2017 auf 8,8 %, im Vergleich zu 8,9% im Vormonat und erreichte damit den niedrigsten Stand seit Januar 2009. Noch besser sieht es in der gesamten EU aus. Hier fiel die Arbeitslosenquote von 7,5 % im September auf nur noch 7,4 % und liegt somit auf dem tiefsten Wert seit November 2008.
(Grafikquelle: Eurostat)
Da die Arbeitslosenquote aber nur ein nachlaufender Indikator ist, wird ihr derzeit wenig Beachtung geschenkt. Auch weil die Geldpolitik nur indirekt diese Daten berücksichtigt. Deutlich wichtiger ist für die Notenbanken die Inflation. Jedoch können aus sinkender Arbeitslosigkeit steigende Löhne resultieren, die wiederum den Konsum ankurbeln und dadurch die Nachfrage erhöhen. Die erhöhte Nachfrage treibt die Preise nach oben und das bedeutet gleichzeitig eine höhere Inflation.
Und eben jene Arbeitslosenquote ist im Begriff weiter zu fallen. Schließlich wird für die kommenden Monate mit weiterem Wirtschaftswachstum gerechnet, wodurch auch der Personalbedarf weiter stiegen wird. Dies signalisieren zumindest die aktuellen Einkaufsmanagerdaten.
Einkaufsmanager bleiben optimistisch
Denn die Einkaufsmanager sind weiterhin höchst optimistisch was die Zukunft angeht. Der Markit-Index verzeichnet für das verarbeitende Gewerbe im November einen Anstieg von 58,5 Punkten im Oktober auf nun 60,1 Punkte (siehe folgende Grafik). Dies ist der zweithöchste jemals gemessene Wert. Den einzig höheren gab es im April 2000.
(Grafikquelle: tradingeconomics.com)
Sogar noch euphorischer gibt sich die deutsche Wirtschaft. Hier stieg der Markit- Einkaufsmanagerindex sogar von 60,6 Zählern im Vormonat auf stolze 62,5 Punkte (siehe folgende Grafik). Dies ist ebenfalls der zweithöchste Wert der Historie. Einzig und allein getoppt vom Februar 2011 mit 62,7 Punkten.
(Grafikquelle: tradingeconomics.com)
Die heimische Wirtschaft läuft auf Hochtouren. Entsprechend kommt es zu Kapazitätsengpässen und die Lieferverzögerungen erreichen ein Rekordhoch.
Inflationsziel könnte nächstes Jahr erreicht werden
Der Druck auf die Inflation wird dadurch von der Eurozone insgesamt als auch von Deutschland im Speziellen weiter erhöht und am Ende des Tages wird es zu höheren Verbraucherpreisen kommen. In den vorgelagerten Stufen sieht man bereits einen Preisanstieg. Sollte das bisherige Tempo so beibehalten werden, wird erst spät im Jahr 2018 die Zielrate der EZB von 2,0 % erreicht. Zur aktuellen Geldpolitik der EZB würde das sogar noch passen. Nicht ganz ohne Grund geht das QE-Programm der EZB mindestens bis September 2018 weiter, wenn auch ab Januar 2018 mit auf 30 Mrd. Euro pro Monat halbierten Anleihekäufen.
Alles bleibt „im Flow“
Entsprechend wird die EZB wohl an ihrem eingeschlagenen Pfad auch mit den aktuellen Konjunkturdaten festhalten und damit bleiben Änderungen in der Geldpolitik auf absehbare Zeit eher unwahrscheinlich. Vor allem da die Notenbank zunächst einmal abwarten wird, welchen Effekt die Halbierung der monatlichen Anleihenkäufe ab Anfang 2018 haben wird. Der Einfluss der kommenden Wirtschaftsdaten aus der Eurozone auf die Börsenkurse sollte somit moderat bleiben – mit Ausnahme von großen Überraschungen. Ansonsten ist derzeit wirtschafts- und geldpolitisch alles „im Flow“.
Keine Themen für den DAX
Für den DAX müssen deshalb auch andere Themen her. Da aber auch schon die US-Steuerreform quasi beschlossene Sache ist, dürfte wohl alles in den Kursen eingepreist sein. Dies könnte dann die Erklärung dafür sein, warum sich die Anleger derzeit so stark an der runden 13.000er Marke orientieren und sie gar nicht mehr verlassen wollen.
Erst gestern fiel der DAX wieder unter die psychologisch wichtige Marke, aber steuert sie anschließend direkt wieder von unten an(siehe grüner Pfeil im Chart).
Seit Dienstag hat sich damit im DAX charttechnisch nichts verändert. Diejenigen, die meinem Rat gefolgt sind und gestern am unteren Ende der Range „long“ gegangen sind, dürften schon jetzt auf kleine Gewinne blicken.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus