Wenn man gestern die Nachrichten auf n-tv geschaut hat, hätte man meinen können, mit der deutschen Wirtschaft geht es bergab. Denn es wurde berichtet, dass sich die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen „ins Negative gedreht hat“ und „die Aussichten für die deutsche Wirtschaft schlechter eingeschätzt werden“.
ifo-Geschäftsklimaindex leicht gesunken - aber nahe Rekordhoch
Grundlage für diese pessimistischen Formulierungen ist der ifo-Index, der gestern um 10:00 Uhr veröffentlicht wurde. Doch der ist wesentlich besser ausgefallen, als es die Nachrichten erwarten ließen. Erst im November hatte der Index ein Rekordhoch von 117,5 Punkten markiert und die Stimmung in den Unternehmen war damit hervorragend. Dies war insbesondere auf deutlich optimistischere Erwartungen für die zukünftigen Geschäfte zurückzuführen und die deutsche Wirtschaft steuerte auf eine Hochkonjunktur zu.
Nun hat sich der ifo-Index im Dezember von diesem Rekordhoch leicht reduziert - auf 117,2 Punkte (siehe folgende Grafik). Das ist zwar schlechter als im November (117,5), aber immer noch besser als im Oktober (116,8) und zudem der zweitbeste Wert der Gesamtdeutschen Geschichte. Die Stimmung ist also immer noch hervorragend und die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin in einer Boomphase.
Das ifo-Institut selbst spricht sogar von „Feststimmung“, die in deutschen Unternehmen herrscht. Einige Medien neigen aber offenbar dazu, eigentlich unspektakuläre, im Grunde sogar positive Themen zu überdramatisieren, um die Zuschauer vor dem Fernseher zu halten oder mehr Klicks im Internet zu generieren. Mord und Totschlag verkaufen sich eben besser. Die Börsen sind aber zum Glück rationaler. Und daher ging der aktuelle Wert des ifo-Index auch spurlos an den Kursen vorbei.
DAX: Bullisher Bruch der mehrwöchigen Seitwärtsrange oder Fehlsignal?
Bis zur Eröffnung des US-Handels tendierten die Aktienkurse lediglich in relativ engen Bahnen seitwärts. Dann kam plötzlich Verkaufsdruck auf. Dies führte im DAX dazu, dass die gestrigen Gewinne zu einem erheblichen Teil wieder abgegeben wurden. Und nun stellt sich die Frage: Haben wir gestern einen bullishen Ausbruch aus der mehrwöchigen Seitwärtsrange gesehen oder erleben wir wieder nur ein Fehlsignal? Doch der Reihe nach:
Bullisher Start in die Woche
Zum Start in die neue Handelswoche war es dem deutschen Leitindex noch gelungen, die mehrwöchige 400-Punkte-Seitwärtsrange (gelbes Rechteck im folgenden Chart) nach oben aufzulösen und damit klar bullishe Signale zu senden (orange Ellipse).
Dabei ging der DAX gestern bereits mit einer relativ großen Aufwärtslücke in den Handel, die den Index exakt an das obere Ende der Range hievte. Direkte Anschlusskäufe ließen die Kurse anschließend dynamisch weiter angestiegen, wodurch auch das Hoch des Fehlausbruchs vom 8. Dezember bei 13.240,92 Punkten klar überboten werden konnte. Damit war der Weg nach oben frei.
An der Rechteckgrenze abgeprallt
Erst ziemlich genau an der Rechteckgrenze bei 13.300 Punkten endete die Kursrally idealtypisch. Gestern hat der DAX an diesem Niveau eine Weile konsolidiert, ist dann aber mit den US-Indizes abgerutscht und somit von der Rechteckgrenze nach unten abgeprallt. Damit beweisen die Linien aus der Target-Trend-Methode wieder einmal ihre hohe Relevanz. Nun steht der DAX wieder an der oberen Begrenzung der Seitwärtsrange. Kommt es hier erneut zu steigenden Kursen, könnte es sich bei dem gestrigen Rücksetzer lediglich um einen Test des Ausbruchsniveaus gehandelt haben.
Ist der Traum einer Jahresendrally schon wieder ausgeträumt?
Allerdings ist ein so schneller Rücklauf an diese Marke bereits ein Anzeichen dafür, dass die Bullen wahrscheinlich keine ausreichende Kraft für einen nachhaltigen Ausbruch aus der mehrwöchigen Seitwärtsrange haben. Denn für eine klare Kraft der Bullen hätte es eigentlich nach dem dynamischen Ausbruch nur kurze Rücksetzer mit schnellen Anschlussgewinnen geben müssen.
Eine schnelle Rückkehr an das Ausbruchsniveaus, die wir aktuell sehen, ist aber das genaue Gegenteil. Denn nun sind die Kurse nur relativ kurz nach oben und dann sofort wieder deutlich nach unten gelaufen. Und wenn der DAX in die Seitwärtsrange zurückfällt, ist der Traum einer Jahresendrally sehr wahrscheinlich bereits ausgeträumt.
Fazit
Kann der DAX oberhalb der Seitwärtsrange bleiben und die Rechteckgrenze bei 13.300 Punkten im nächsten Anlauf überwinden, ist gemäß der Analyse vom vergangenen Freitag ein schnelles Vorankommen bis auf 13.400 bis 13.500 Punkte wahrscheinlich. Fällt der DAX in die Seitwärtsrange zurück, sollte man sich auf ein Wiedersehen mit der 13.000er Marke einstellen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus