Natürlich sind neue Allzeithochs gut für die Stimmung. Und natürlich führt ein Ausbruch nach oben aus einer Handelsspanne, die für einige Wochen galt, ebenfalls zu guter Laune unter den Anlegern. So dürfte unsere Sentimenterhebung aktuell eher dahingehend zu untersuchen sein, ob bereits Überschwang und Euphorie zu messen sind.
Die überraschende Antwort lautet: Nein, ganz und gar nicht. Das Anlegersentiment ist nur leicht auf 2,1 angestiegen (Vorwoche 1,6). Erst ab Werten über 4 sprechen wir von Euphorie, doch davon sind wir noch weit entfernt.
Die Selbstgefälligkeit ist sogar auf 1,0 zurückgegangen (Vorwoche 1,3). Das lässt vermuten, dass eine Reihe von Anlegern nicht in dem Umfang von den steigenden Kursen profitieren, wie es die Indizes vermuten lassen. Entweder sind sie zu wenig investiert, oder in den falschen Titeln.
Die Zukunftserwartung hat sich mit einem Wert von 0,7 gegenüber der Vorwoche nicht verändert und bleibt verhältnismäßig neutral. Bullen haben leicht die Oberhand, doch vor dem Hintergrund der guten Stimmung und noch besseren Konjunkturaussichten wäre auch ein größerer Optimismus keine Überraschung gewesen. Im Gegenteil, es überrascht, dass Anleger offensichtlich keine nennenswerte Fortsetzung der Rallye mehr erwarten.
Und entsprechend bleibt auch die Investitionsbereitschaft mit einem Wert von -0,2 (Vorwoche +0,3) extrem niedrig. Nur selten rutscht die Investitionsbereitschaft ins Minus, es scheinen sich große Vorbehalte gegenüber einer Fortsetzung der Rallye zu formieren.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist letzte Woche drastisch abgerutscht und notiert nun wieder bei -4. Privatanleger kaufen offensichtlich Absicherungsprodukte, um für einen Kursrutsch gewappnet zu sein und die erzielten Buchgewinne abzusichern.
Das Put/Call-Verhältnis der CBOE hat sich nach vielen Wochen auf extrem niedrigem Niveau nun in der zweiten Woche in Folge weiter erholt und zeigt somit an, dass US-Anleger ebenfalls ihre exzessiven Long-Spekulationen zurückfahren. Um eine wirkliche Absicherungsneigung gegen Kursverluste aus diesem Indikator abzulesen, müsste das Put/Call-Verhältnis allerdings noch ein wenig weiter steigen.
US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote wieder weiter hochgefahren und landen nach einem Wert von 44% vor drei Wochen inzwischen wieder bei 82%. Ich werte dies als Normalisierung, nachdem die Cashquote aufgrund der zu erfolgenden Steuerzahlungen vor drei Wochen hochgefahren wurde.
Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger liegt bei 24% und zeigt einen wieder ansteigenden Überhang der Bullen. Dieser Wert passt nicht so recht in die Stimmungswerte, die wir bis hierhin ablesen konnten. Es ist zu überlegen, ob die Massen der WallStreetBets hier einen Einfluss haben.
Oder vielleicht ist es die normale Reaktion der Privatanleger auf die vielen Allzeithochs, die vorletzte Woche erzielt wurden. 41,1% der Privatanleger sind bullisch gestimmt. Wir haben somit mehr als doppelt so viele Bullen wie Bären (19,8%).
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 46% eine neutrale Verfassung am US-Aktienmarkt. Der wesentlich stärker oszillierende Short Range Oszillator notiert mit 3 jedoch bereits nah an der Marke 4, die einen überkauften Markt anzeigt.