Gestern brachten die EZB-Zinsentscheidung und die Pressekonferenz unserer Meinung nach keine echte Überraschung. Genauso wie die BoJ ist die EZB zuversichtlicher in Bezug auf die Bedrohung durch die Wachstumsprognosen, aber die Inflation bleibt ein unsicheres Thema. Für Anpassungen wären wir davon ausgegangen, dass die EZB ihre Ansicht zu den mittelfristigen Inflationsprognosen wesentlich verändert hat. Die Botschaft beschäftigte sich mit einem positiven Wachstum und einem nachlassenden Risiko „hin zu einer ausgeglicheneren Konfiguration.“ Die Aussagen zur Inflation waren weitgehend unverändert. Offensichtlich anders war unserer Meinung nur Mario Draghis Kommentar, dass es zur geldpolitischen Einstellung der EZB keine Diskussion gab, was eine leichte Veränderung gegenüber der Wahrnehmung im März war, dass es bereits erste Gespräche zu den Ausstiegsstrategien gibt.
Damit alles ordentlich bleibt hat Draghi natürlich jegliche zukünftigen Entscheidungen zur Geldpolitik mit den Inflationsprognosen verbunden. Aufgrund der Richtung der Inflation gehen wir davon aus, dass die EZB wohl im September eine Entscheidung treffen muss, weshalb die Euro-Bullen warten müssen. Der Markt zeigte sich klar enttäuscht, dass Draghi vermieden hat, eine kurzfristige Drosselung anzukündigen. Heute sollten die BIP-Wachstumsdaten zum 1. Quartal 2017 aus den USA eine leichte Verlangsamung zeigen, aber die US-amerikanischen PCE-Daten könnten für die Fed-Erwartungen positiv sein. Mit der anhaltend akkommodierenden Politik der EZB (und der BoJ) und der Neubewertung des Zinspfades der Fed sollten wir einen weiteren EUR- (und JPY-)Verkauf gegenüber dem USD sehen, da die Fed die einzige G10-Bank bleibt, die weiter Straffungsmaßnahmen durchführt.