Wir haben mittlerweile ein Marktumfeld erreicht, in dem das Thema der Bond-Vigilanten wieder sehr aktuell wird.
Doch wie sieht so ein echter Vigilanten-Bond-Trade eigentlich aus?
Entgegen der gängigen Annahme geht es dabei nicht einfach nur darum, dass die Anleiherenditen steigen – die können aus ganz verschiedenen Gründen nach oben gehen, etwa bei starkem nominalem Wachstum.
Ein typischer Vigilanten-Trade braucht ein ganz bestimmtes Set an Bedingungen:
-
Steigende Renditen am langen Ende der Zinskurve
-
Eine schwächere Währung
-
Und schwächere Aktienmärkte
Worum geht’s dabei im Kern?
Investoren am Anleihemarkt senden damit ein klares Signal an die Politik: Sie fordern mehr Haushaltsdisziplin und eine glaubwürdige wirtschaftspolitische Strategie. Um Druck aufzubauen, verkaufen sie langlaufende Staatsanleihen – das führt zu höheren Risikoprämien am Markt.
Diese Risikoprämien wirken sich dann nicht nur auf den Bondmarkt aus, sondern auch auf andere Anlageklassen: Die Währung verliert an Wert, Aktien geraten unter Druck. Multi-Asset-Investoren verlangen einen höheren Risikoaufschlag, um überhaupt noch in diesem Markt investiert zu bleiben.
Unterm Strich verschärfen sich durch höhere Renditen, schwächere Währungen und sinkende Aktienkurse die finanziellen Bedingungen insgesamt – was letztlich auch die Konjunktur bremst.
Ein Teufelskreis, der sich nur schwer stoppen lässt.
Erst wenn die Politik reagiert – mit solideren Staatsfinanzen, höheren Zinsen oder einer insgesamt überzeugenderen Ausrichtung – kann sich der Druck auflösen und die Märkte zur Normalität zurückkehren.
Wie das Schaubild unten zeigt, sind solche Phasen in den USA selten und meist nur von kurzer Dauer. Der rote Kasten im Chart zeigt, wie wenig vergleichbare Episoden es über die letzten 50 Jahre hinweg gegeben hat.
Aber aktuell rücken wir einem solchen Szenario gefährlich nahe: Die Renditen der 30-jährigen Treasuries steigen stark an, der S&P 500 zeigt Schwäche, und auch der USD verliert an Boden.
Sehen Sie in dieser Konstellation das Potenzial für ein Bond-Vigilanten-Szenario an den US-Märkten?