EUR/USD eröffnet bei 1,1341 (05:50 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1265 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 142,50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 161,56. EUR-CHF oszilliert bei 0,9257.
Märkte: Eskalierender Handelsstreit zwischen Peking und Washington belastet
Die Finanzmärkte sind durch das globale handelspolitische Umfeld belastet und zeigen sich nervös. In den letzten 24 Stunden setzte sich die Eskalation zwischen China und den USA fort. Trump will laut Wallstreet Journal Druck auf Drittländer ausüben, ihre Geschäfte mit China einzuschränken. US-Regierungsvertreter planen, die Verhandlungen über die neuen US-Zölle mit mehr als 70 Nationen zu nutzen. Diese Länder sollen aufgefordert werden, China den Transport durch ihre Länder zu untersagen. Zudem soll verhindert werden, dass sich Chinas Firmen dort niederlassen, um US-Zölle zu umgehen.
Explizite Aktionen: China hat die Fluggesellschaften (NYSE:JETS) angewiesen, keine weiteren Auslieferungen von Boeing (NYSE:BA) Jets anzunehmen. Das gelte auch für Teile und Komponenten. Die US-Regierung verfügte gestern Exportkontrollen des Nvidia (NASDAQ:NVDA) H20 Chips. Nvidia erwartet wegen der verfügten Einschränkungen des Exports nach China hohe Belastungen. Vor diesen Maßnahmen entstanden Nvidia bereits Kosten im China-Geschäft im 1. Quartal von 5,5 Mrd. USD.
Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte ex Deutschland (ZEW-Index) positive Akzente: In den USA verbesserte sich die Stimmungslage im Fed Bezirk New York, US-Importpreise gaben nach. Chinas Datenpotpourri setzte unerwartet positive Akzente, gleiches gilt für Japans Tankan Indices Die Traktion der Daten ist wegen der Fokussierung aus Zoll- und Handelspolitik unausgeprägt.
Aktienmärkte: Late Dax +1,48%, EuroStoxx 50 1,28%, S&P 500 -0,17%, Dow Jones -0,38%, NASDAQ 100 +0,18%. Aktienmärkte in Fernost Stand 06:01 Uhr: Nikkei (Japan) -0,61%, CSI 300 (China) -0,93%, Hangseng (Hongkong) -2,53%, Sensex (Indien) +0,01% und Kospi (Südkorea) -0,67%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,54% (Vortag 2,52%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,33% (Vortag 4,35%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (-0,0002) war gegenüber dem USD im Tagesvergleich kaum verändert. Gold (+50,00 USD) legte gegenüber dem USD deutlich zu. Das galt weniger für Silber (+0,11 USD). Der Bitcoin notiert bei 83.690 USD (06:05 Uhr). Gegenüber der Eröffnung am Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 1.580 USD.
Erfrischender Blick auf Handels- und Dienstleistungsstatistik USA/EU
Kommentar: Die Debatte im Zollkonflikt mit den USA ist heiß gelaufen. Frank D. motivierte mich, das Thema der Dienstleistungen aufzunehmen. Dem komme ich gerne nach. Merci Frank, denn dann ergibt sich ein differenzierteres Bild der Beurteilung, ob die EU, ob wir die USA in dem Maße übervorteilen, wies es uns die US-Administration weis machen will.
Zahlen des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) zufolge ist das Verhältnis nicht vollkommen ausgeglichen, aber es fällt nicht so einseitig zugunsten der EU aus, wie Trump es sagt. Demnach exportiert die EU in die USA nach Wert deutlich mehr Güter als sie von dort importiert, der entsprechende Handelssaldo (blaue Linie in der Grafik) ist positiv. Er wird gebildet aus dem Wert der Exporte in die USA abzüglich der Importe von dort in die EU.
Bei den Dienstleistungen sieht es genau umgekehrt aus: Hier hat die EU ein Defizit (orangene Linie), weil die USA in der EU deutlich mehr Dienstleistungen verkaufen als die EU dies in den USA tut. Hierzu zählen unter anderem Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum sowie Telekommunikations-, EDV- und Informationsdienstleistungen. Der Gesamtsaldo (gepunktete gelbe Linie) ist seit 2020 deutlich kleiner geworden und lag 2023 bei 48 Mrd. EUR. Zahlen für den Dienstleistungshandel zwischen EU und USA für das Jahr 2024 lagen noch nicht vor.
Kommentar: Es bedarf einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung im außenwirtschaftlichen Verhältnis USA/EU (Handel und Dienstleistungen), und nicht einer spezifischen Betrachtung (solitär Handel), um ein sachliches Urteil zu fällen, denn Handel und Dienstleistungen generieren die Cash-Flows, die zur Betrachtung relevant sind.
Fakt ist, es gibt ein Defizit zu Lasten der USA.
Fakt ist, dass dieses Defizit sich seit 2019 von gut 100 Mrd. EUR auf 48 Mrd. EUR reduzierte. Fakt ist, dass laut Grafik von Statista das geringste Defizit der USA gegenüber der EU 2013 (wahrscheinlich länger) zu verzeichnen war.
Fazit: Diese Daten liefern der EU und Deutschland Steilvorlagen für Verhandlungen auf Augenhöhe. Um diesem Thema „Beine“ zu verleihen, bedarf es einer internationalen Medienkampagne seitens der EU. Mehr Tipps gibt es hier heute nicht für Brüssel und Berlin.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: ZEW-Index (D) kollabiert – Industrieproduktion in Eurozone unerwartet hoch
Die Industrieproduktion der Eurozone stieg per Berichtsmonat Februar im Monatsvergleich um 1,1% (Prognose 0,3%, Vormonat revidiert von 0,8% auf 0,6%). Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 1,2% (Prognose -0,8%) nach zuvor -0,5% (revidiert von 0,0%).
Deutschland: Der ZEW-Sentiment-Index stellte sich per Berichtsmonat April auf -14,0 (Prognose 9,5) nach zuvor 51,6 Punkte. Es war der niedrigste Indexstand seit Juli 2023. Der ZEW-Lageindex legte von -87,6 auf -81,2 Zähler zu (Prognose -86,8).
Deutschland: Die Großhandelspreise verzeichneten per Berichtsmonat März im Monatsvergleich einen Rückgang um 0,2% (Vormonat +0,6%) und im Jahresvergleich eine Zunahme um 1,3% (Vormonat 1,6%)
Frankreich: Gemäß finaler Berechnung legten die Verbraucherpreise per Berichtsmonat März im Monatsvergleich um 0,2% und im Jahresvergleich um 0,9% zu. Beides entsprach den Prognosen und vorläufigen Werten.
UK: Arbeitslosenrate unverändert bei 4,4%
Die Arbeitslosenrate nach Definition der ILO lag per Berichtsmonat Februar bei 4,4% (Prognose und Vormonat 4,4%.
USA: Stimmung in New York aufgehellt – Importpreise (J) schwächer
Der New York Fed Manufacturing Index legte per April von zuvor -20,0 auf -8,10 Punkte zu (Prognose -14,50). Die Importpreise sanken per März im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,0%, Vormonat revidiert von 0,4% auf 0,2%). Im Jahresvergleich kam es es zu einem Anstieg um 0,9% nach zuvor 1,7% (revidiert von 2,0%).
China: Daten setzen unerwartet positive Akzent
Japan: Tankan Indices deutlich freundlicher
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,1150 – 1.1180 negiert das Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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