Die Ölpreise fallen wieder, in die Tiefe gedrückt von Befürchtungen, dass der Handelskrieg zwischen den USA und China nicht zu Ende geht und beide Länder in Rezessionen stürzen wird, die die Nachfrage zum Erliegen brächte. Zur gleichen Zeit bleibt die Ölförderung in den USA hoch, auf etwa 12,1 Mio Fass am Tag (barrels per day, bpd) und soll in 2020 auf 13 Mio bpd klettern.
Als sich die Leitsorte für den US-Rohölmarkt WTI mittlerweile im unteren Bereich des 50 Dollar Preisbereichs bewegt, können die Fracking-Unternehmen in diesem Umfeld ihr derzeitiges Produktionsniveau aufrechterhalten? Und was geschieht, wenn die Preise sogar noch weiter sinken?
Die Wahrheit ist, wir wissen nicht wirklich, ob die Investoren genug Appetit haben werden, um weiter Geld in die Fracking-Unternehmen zu pumpen. Eine Reihe von Faktoren, die deren Investitionsentscheidungen beeinflussen könnten, sind unter anderem die Zinssätze und das Vorhandensein attraktiver Investmentalternativen. Hier ist, was wir tatsächlich wissen:
Der Preis von Schieferöl spielt eine Rolle
Wie die Dallas Federal Reserve berichtete, müssen Schieferölunternehmen ihr Öl für einen Durchschnittspreis von 50 USD das Fass verkaufen. Der genaue Preis schwankt von Region zu Region. Während die Bohrunternehmen im Permischen Becken lediglich 48 USD pro Fass brauchen, sind es im Eagle Ford Gebiet 51 USD; wer in einigen Zonen Oklahomas bohrt, muss sogar 53 USD das Fass einnehmen.
Ausgehend von dieser Studie sollten die Schieferölfirmen in der Lage sein, weiter Bohrungen vorzunehmen und ihr Produktion auszubauen, solange die Ölpreise nicht in den 40-Dollarbereich fallen. Auch hilft es, dass in 2019 weitere Pipelines in Betrieb gehen werden und viele Unternehmen gebohrte aber noch nicht fertiggestellte Quellen (drilled-but-uncompleted wells, DUCs) in Reserve haben, die schnell und günstig den Betrieb aufnehmen können.
Sollte der Preis im unteren 50 Dollarbereich bleiben, dann könnte zwar die Produktion aufrechterhalten können, aber nicht die Gewinne. Wie das Wall Street Journal berichtete, brauchen sogar Firmen, die sich rühmen, schon im 40-Dollarbereichs die Gewinnschwelle zu überschreiten, einen Preis von über 50 SUD brauchen, um profitabel zu sein. Das liegt daran, dass in die “Gewinnschwelle” für gewöhnlich nicht die Kosten für Land, Fixkosten und Transport berücksichtigt sind.
Allerdings ist die Schieferölindustrie dieser Tage stärker konsolidiert, als sie es in den Bärenmärkten der Vergangenheit war. Die großen Konzerne, die die Industrie jetzt dominieren— Chevron (NYSE:CVX), Chesapeake Energy (NYSE:CHK), ExxonMobil (NYSE:XOM), Occidental Petroleum (NYSE:OXY) und Pioneer Natural Resources (NYSE:PXD) - sind besser gerüstet mit niedrigen Preisen fertigzuwerden, sogar wenn Verluste anfallen.
Der Effekt der US-Ölproduktion auf den Markt
Nichtsdestoweniger, als der Ölpreis sich an der Gewinnschwelle vieler Schieferölfirmen entlang bewegt, sollte man besser Meldungen von Schließungen, Fusionen und vorübergehenden Stilllegungen im Auge behalten. Während die Ölmärkte zur Zeit völlig auf den Handelskonflikt konzentriert sind und die Nachfrage, ist die US-Ölförderung auf Rekordniveau wahrscheinlich der zweitwichtigste Faktor im Markt. Sollte die US-Produktion wegen niedriger Preise zu fallen beginnen, dann wird der Markt reagieren.