Gaming ist ein Marktsegment, das für den Software-Riesen Microsoft (NASDAQ:MSFT) schon lange kein Neuland mehr ist. Nicht erst seit der im Jahr 2001 vorgestellten Xbox sind Videospiele ein Geschäft, das dem US-Konzern alljährlich steigende Umsätze beschert. Mit dem neuesten Coup sollte sich diese Entwicklung beachtlich beschleunigen: Wie am Dienstag bekannt wurde, hat Microsoft den Computer- und Videospielkonzern Activision Blizzard (NASDAQ:ATVI) aus Santa Monica übernommen. Damit würde Microsoft auf Platz zwei der umsatzstärksten Gaming-Anbieter aufrücken. Für Spekulationen sorgt derweil eine heikle Personalfrage.
Milliardenschwerer Übernahme-Deal
Etwa 70 Milliarden USD ist Microsoft der Handel wert. Mit Kalkül: Mit der Übernahme sichert sich das Unternehmen die Rechte an populären Games wie dem Ego-Shooter „Call of Duty“ oder dem legendären Multiplayer-Online-Fantasy-Rollenspiel „World of Warcraft“, aber auch an dem populären Puzzle „Candy Crush“, das via App auf Smartphones gespielt wird. Über das vielfältige Portfolio aus dem Hause Activision Blizzard erreicht Microsoft somit eine riesige heterogene Zielgruppe von Profi- und Gelegenheitsgamern und erweitert seine Marktmacht auf dem Sektor mit einem Streich enorm.
Tatsächlich handelt es sich um den größten Deal, den die Branche bis dato erlebt hat: Microsoft bietet 95 USD je Activision Blizzard-Aktie; der Schlusskurs vor diesem Angebot hatte bei „lediglich“ 65,39 USD gelegen. Microsoft bewertet die Spieleschmiede somit mit insgesamt 68,7 Milliarden USD (das sind 60,4 Milliarden EUR).
Ein Racing-Game auf dem Börsenparkett
Gemessen am Umsatz belegte Microsoft zuletzt mit einem Umsatz von 11,6 Milliarden USD den vierten Platz im Ranking der größten Videospiel-Firmen der Welt. Mit 8,1 Milliarden USD war Activision Blizzard Microsoft knapp auf den Fersen.
Die Übernahme beschleunigt nun das Rennen um Platz Eins und befördert Microsoft auf der Überholspur vorbei an Tencent (13,9 Milliarden USD) und Nintendo (T:7974) (12,1 Milliarden USD) auf Platz zwei. Die Führung indes hält nach wie vor Sony (T:6758): Der unangefochtene Branchenführer setzte 25,1 Milliarden USD um.
Pandemie als Branchen-Booster
Der Deal kommt zu einem Zeitpunkt, in dem die Gaming-Industrie sich allgemein im Aufwind befindet. Die Branche profitierte (und tut es weiterhin) von der Corona-Pandemie, durch die die Verbraucher verstärkt Entertainment für den privaten Haushalt konsumieren.
Der Kauf von Activision Blizzard, hieß es in einem Statement von Microsoft, solle im Konzern das Wachstum des Spielegeschäfts beschleunigen, und zwar in allen Segmenten vom Mobile Gaming über PC und Konsole bis hin zur Cloud.
Heikle Personalfrage
Bobby Kotick, unlängst durch Vorwürfe wegen sexueller Belästigung und Diskriminierung in die Kritik geraten, sollte ersten Berichten zufolge nach der Übernahme auch weiterhin Chef bei Activision Blizzard bleiben. Erst am vergangenen Montag war es bei der Firma im Zuge dessen zu einer Entlassungs- und Abmahnungswelle gekommen: Mitarbeiter des Spielekonzerns hatten den Rücktritt von Kotick gefordert.
Andere Quellen, darunter Bloomberg und das Wallstreet Journal, gehen unter Berufung auf angebliche Insiderinformationen dagegen davon aus, dass Kotick den Chefsessel räumen wird, sobald der Deal in trockenen Tüchern ist. Das könnte allerdings mit einem Abfindungspaket in dreistelliger Millionenhöhe verbunden sein. Ein offizielles Statement hierzu steht allerdings noch aus.