Nachdem Palantir (NASDAQ:PLTR) Technologies im vierten Quartal 2024 starke Ergebnisse erzielt hat, schoss die Aktie durch die Decke: Ein Screenshot vom 03. Februar 2025 untermauert die vorbörsliche Euphorie mit schlappen +23%. Somit notierte die Aktie erstmals über der 100 USD-Marke.
Mit einem Anstieg des Gewinns je Aktie von 0,04 auf 0,14 US-Dollar übertrafen die Zahlen die Analystenerwartungen von 0,11 US-Dollar deutlich. Auch der Umsatz legte überraschend stark auf 827,5 Millionen US-Dollar zu und lag über der Prognose von 775,9 Millionen US-Dollar.
Im ersten Moment klingt das alles nach einer durch Leistungen verifizierte Traumwelt für Palantir-Anleger- schaut man jedoch genauer in die Bücher des Tech-Konzerns sowie auf weitere Fundamentaldaten, stellt sich die Frage, inwiefern die Relation zwischen Börsenbewertung und realwirtschaftlicher Stärke vereinbar ist.
Unternehmensprofil – Palantir
Bevor wir uns der Bilanzdurchforschung widmen, ist hier eine sehr gute Unternehmensbeschreibung von InvestingPro, welche die Kernunternehmungen des Tech-Unicorns treffend beschreibt:
Palantir Technologies Inc. entwickelt Software zur Unterstützung von Ermittlungen und Operationen in der Terrorismusbekämpfung. Zu den drei wichtigsten Softwareplattformen des Unternehmens gehören Palantir Gotham (Gotham), Palantir Foundry (Foundry) und Palantir Apollo (Apollo). Gotham ermöglicht es den Nutzern, tief in Datensätzen verborgene Muster zu erkennen, die von Quellen der Signalintelligenz bis hin zu Berichten von vertraulichen Informanten reichen. Darüber hinaus erleichtert es die Übergabe zwischen Analysten und operativen Anwendern und hilft den Anwendern bei der Planung und Ausführung realer Reaktionen auf Bedrohungen. Foundry verändert die Arbeitsweise von Unternehmen durch die Schaffung eines zentralen Betriebssystems für ihre Daten. Apollo ist eine Cloud-unabhängige, einheitliche Steuerungsebene, die die laufende Bereitstellung neuer Funktionen, Sicherheitsupdates und Plattformkonfigurationen koordiniert und so den kontinuierlichen Betrieb kritischer Systeme sicherstellt und es den Kunden ermöglicht, ihre Software in praktisch jeder Umgebung auszuführen.
Schon 2023 äußerte der Konzern mit seiner Big Data-Technologie, das größte Unternehmen weltweit werden zu wollen. Mit einer Marktkapitalisierung von 230 Milliarden USD sind sie derzeit zwar noch um einige Billionen USD weit entfernt, jedoch konnte die Palantir-Aktie ein Wachstum von über +500% verzeichnen.
Trotz Konkurrenz stark
Das Unternehmen profitiert von der wachsenden Nachfrage nach Datenanalysetechnologien, insbesondere im Regierungs- und Unternehmenssektor. Trotz starker Konkurrenz durch IBM (NYSE:IBM) und SAP (ETR:SAPG) sichert sich Palantir mit seiner spezialisierten Technologie einen Wettbewerbsvorteil.
Zukünftig plant das Unternehmen, seine Plattformen weiterzuentwickeln und verstärkt in Forschung und Entwicklung zu investieren. Die jüngsten Zahlen bestätigen die erfolgreiche Umsetzung der Wachstumsstrategie und die starke Marktposition von Palantir.
Palantir mit Traumzahlen
Quelle: @PalantirTech / X
Zum Vorjahresquartal hat sich der Gesamtumsatz um ganze +36% vergrößert. Laut dem Unternehmen soll der Nachfrageboom jedoch nicht im Jahr 2024 beendet sein, sondern auch im Jahr 2025 rechnet das Tech-Unternehmen mit einem Umsatzwachstum von +31%.
Quelle: Palantir Q4´24 Business Update
Besonders in den USA konnte man den Umsatz mit einem Plus von +52% YoY steigern. Die Rule of 40, welche eine Finanzkennzahl ist, die bei vielen Unternehmen Anwendung findet, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wachstum und Profitabilität zu bestimmen, liegt bei ganzen 81%.
Besonders auffälig ist, dass das Unternehmen 5,2 Milliarden USD an Cash hält und das ganz ohne Schulden!
Palantir CEO, Alex Karp fügte den Q4-Earnings bei: “We are still in the earliest stage, the beginning of the first act, of a revolution that will play out over years and decades.”
ABER… Großteil der Gewinne sind betriebsfremd
Quelle: appeconomyinsights.com
So beeindruckend die Zahlen auch sind, sorgt ein genauer Blick auf die Gewinnverteilung für etwas Überraschung. Denn Palantir erzielte im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2024 einen Reingewinn von 77 Millionen USD. Von diesen 77 Millionen USD sind jedoch ganze 55 Millionen USD auf Zinserträge zurückzuführen, welche demnach nicht auf die betrieblichen Aktivitäten zurückzuführen sind. Das erklärt auch die große Menge an gehaltenem Cash. Zieht man die Steuern vom restlichen Operating Profit ab, sind den betrieblichen Aktivitäten nur noch 22 Millionen USD zuzuschreiben.
Im Klartext bedeutet das, dass der Marktkapitalisierung von 230 Milliarden USD lediglich 22 Millionen USD im vierten Quartal gegenüberstehen. Vergleicht man das mit einem Unternehmen, dessen Marktkapitalisierung etwas über 200 Milliarden USD beträgt, nämlich Mc Donalds, so sprechen wir hier von ganz anderen Zahlenräumen. Diese melden ihre Q4-Earnings erst am 10. Februar, die Q3-Earnings hingegen fielen mit einem Reingewinn von 2,6 MILLIARDEN USD um ein Vielfaches höher aus. Und das bei einer niedrigeren Marktkapitalisierung.
Quelle: @lhamtil / X
Diese Problem wird auch deutlich, wenn man Palantir mit anderen Rüstungsaktien wie Lockheed Martin (NYSE:LMT), Northrop Grumman (NYSE:NOC) und L3Harris (NYSE:LHX) vergleicht: Palantir ist höher bewertet, obwohl es gerade einmal 2 % des Gesamtumsatzes erwirtschaftet.
Sehr gute Aussichten, zu hohe Bewertung
Die Börse ist ein Spiel der Zukunft, keine Frage. Crash-Propheten sind genau deswegen in 90% der Fälle auf der falschen Seite: Sie gehen von einer zugrunde liegenden Trivialität aus, welche es möglich macht, vergangene Marktsituation mit heutigen zu vergleichen. Aufgrund des dynamischen Organismus, welcher der Finanzmarkt sowie die Wirtschaft und Gesellschaft unwiderleglich ist, sind solche Aussagen oder Schlussfolgerungen meist fehlerhaft. Die Aktienkurse sind Zukunftserwartungen- es wird nicht die aktuelle Realwirtschaft gehandelt.
Nichts desto trotz sollte es eine gesunde Relation geben: Palantir hat überzeugt und wird es vermutlich auch in Zukunft, denn besonders Regierungsaufträge dürften in der zu erwartenden Lage nicht weniger werden. Die Börsenbewertung stimmt dennoch nicht und die erzielten Gewinne und Umsätze sind in der gegenwärtigen Bewertungslage schier zu hoch. Das Potential, bei schlechteren Geschäftszahlen sehr volatile Kursbewegungen nach unten zu erfahren, ist demnach nach den Q4-Ergebnissen um einiges angestiegen. Insgesamt ist Palantir eine Zukunftsaktie, welche langfristig Potential hat, ganz oben mitzuspielen, derzeit jedoch in einer Liga spielt, welche sich nicht mit der aktuellen Geschäftsstärke rechnen lässt.